Dirk Schrade hofft auf den Sprung nach Rio
Der erfolgreiche Vielseitigkeitsreiter aus Sprockhövel bereitet sich und sein Pferd auf die Olympischen Spiele vor.
Sprockhövel. Im Sattel seines Spitzenpferdes Hop and Skip ist Dirk Schrade bei der internationalen Drei-Sterne-Kurzprüfung in Marbach zum Sieg im Berufsreiterchampionat galoppiert. Damit hat sich der 29-Jährige bereits zu Beginn der grünen Saison den ersten Titel gesichert. „Das ist vergleichbar mit einer Deutschen Meisterschaft und natürlich freue ich mich darüber. Der Weg zum Sieg war jedoch für mich etwas leichter, da Michael Jung und Ingrid Klimke nicht am Start waren“, sagt der Mannschaftsolympiasieger und -weltmeister bescheiden.
Das Turnier in Marbach war Teil der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Rio Auf dieses Ziel hat Dirk Schrade seine ganze Saison ausgerichtet. „Im Winter gab es eine Besprechung mit dem Bundestrainer, bei der wir die wichtigsten Stationen geplant haben.“ Der Weg nach Brasilien führt für das routinierte Paar über die Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen Mitte Juni und den CHIO in Aachen Mitte Juli zur ersehnten Nominierung. „Das ist mein erklärtes Ziel, doch ich entscheide das nicht allein. Mit der entsprechenden Leistung hat praktisch jeder im Kader die Chance, dabei zu sein.“
Aufgrund einer Änderung im Reglement treten in diesem Jahr nur vier statt der bisher fünf Reiter die Reise zu den Olympischen Spielen an. „Für starke Nationen wie Deutschland ist das ein Handicap. Vier sind noch vertretbar, doch wenn es in Tokio nur noch drei Paare sein sollen, dann habe ich große Zweifel, ob das der richtige Weg ist. Das Argument, mehr Nationen an den Start zu bringen, zieht für mich nicht, denn dann sind möglicherweise auch solche dabei, die dort nicht hingehören“, betont Dirk Schrade.
Schon diesmal ist der interne Konkurrenzkampf um den Sprung ins Team äußerst hart. „Sonst wären aber auch die Leistungen und die Ansprüche nicht so hoch.“ Seine eigenen Chancen kann der Sprockhöveler nur schwierig einschätzen. „Wenn die Pferde gesund sind, sehe ich Michael Jung, Ingrid Klimke und Sandra Auffahrt als gesetzt. Um den verbleibenden Platz bewerben sich fünf Paare.“ Für wen Bundestrainer Hans Melzer sich schließlich entscheide, sei auch eine Frage der Strategie.
„Wenn es um ein solides Ergebnis für das Team geht und mein Pferd sich weiter so präsentiert, haben wir sicher eine realistische Chance. Wenn es allerdings alle vier Reiter bis in die Spitze schaffen sollen, dann haben andere mehr Möglichkeiten“, sagt Dirk Schrade. Denn Hop and Skip zeichne sich durch schnelle und sichere Runden im Gelände und im Parcours aus, zeige aber in der Dressur mitunter Schwächen.
Der Bundestrainer hat Dirk Schrade sehr wohl auf seiner Liste: „Er hat mit Sicherheit große Chancen. Er hat im vergangenen Jahr sehr gute Leistungen bei den Europameisterschaften gebracht und wir wissen um seine Stärken im Gelände und beim Springen. Die Dressur ist auch sehr viel besser geworden“, betonte Hans Melzer. Er weiß um den Druck für die Championatsreiter. „Jeder muss um seinen Platz kämpfen.“ Besonders die Geländestrecke in Brasilien sei eine Herausforderung. „Es ist mit das anspruchsvollste Profil, das ich bisher gesehen habe. Wir erwarten jedoch einen Top-Boden und beste Bedingungen.“ Entsprechend gute Ergebnisse erwartet er von den Kandidaten für die Mannschaft. „Olympia ist nun einmal kein Dressur-Turnier.“
Entscheidend ist, dass der Partner unter dem Sattel gesund bleibt. Während des Winters hat Hop and Skip ein gymnastizierendes Fitness-Programm absolviert. „Dabei lag der Fokus auf der Dressur. Inzwischen ist systematischer Konditionsaufbau durch Galoppieren am Berg dazu gekommen“, berichtet Dirk Schrade. Der 17-Jahre alte Fuchs präsentiere sich derzeit sehr frisch und habe sich auch bei der Aufbauprüfung in Marbach in guter Form gezeigt. „Im Moment sind wir im Soll.“
Anders als Michael Jung oder Ingrid Klimke kann Dirk Schrade nur auf ein Pferd setzen. „Für Rio habe ich nur Hop and Skip, meine Nachwuchspferde sind noch lange nicht so weit.“ Fest steht schon jetzt, dass es die letzte Saison für den routinierten Wallach ist. „Wenn er nicht mit nach Rio fliegt, geht er vielleicht in Aachen seine letzte Runde, das habe ich noch nicht entschieden.“ Sein Reiter möchte ihn auf jeden Fall gesund aus dem Sport verabschieden. „Er hat tolle Leistungen gebracht. Das hat er verdient.“