Eine Klimaanlage für 40 000 Euro in Sprockhövels Stadtarchiv

Während die Investitionen für das Obdachlosenheim noch geprüft werden, werden Gelder fürs Archiv freigegeben.

Sprockhövel. Wie notwendig ist eine neue Heizungsanlage in der Obdachlosenunterkunft am Timmersholt? Wie dringend benötigt das städtische Archiv eine neue Klimaanlage? Fragen, mit denen sich die Mitglieder des Betriebsausschusses auseinandersetzen mussten und für die sie eigens Ortstermine anberaumten.

Erste Station war am Montagabend die Obdachlosenunterkunft am Timmersholt 14 und 16. Bewohnt ist seit einiger Zeit nur das zweite Haus. Die Heizanlage dort und der Verbrauch der Radiatoren, die im leerstehenden Haus im Winter eine Mindesttemperatur garantieren, kosten die Stadt pro Jahr rund 6500 Euro.

„Mit dem Einbau einer neuen Ölheizung würden sich die Kosten auf 2000 Euro pro Monat absenken. Angesichts der prognostizierten Preisentwicklung gehen wir von einer Amortisierung nach zehn Jahren aus“, erläuterte Ralph Holtze, Leiter der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGS), seine Pläne.

Lohnt sich das? Wäre es nicht klüger, das deutlich in die Jahre gekommene Haus zu schließen und dafür Räumlichkeiten bei einer Wohnungsbaugesellschaft anzumieten? Die Frage von Daniela Meyer (CDU) zielte auch darauf ab, dass die Stadt gesetzlich verpflichtet ist, eine Obdachlosenunterkunft vorzuhalten. „Wir haben vor Jahren mal mit Wohnungsbaugesellschaften gesprochen.

Die haben wenig Interesse daran, ihre Wohnungen für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Auch im Hinblick auf andere Mieter“, so Holtze. Der Umzug der Obdachlosenunterkunft in ein anderes Gebäude sei laut Holtze ebenfalls schwierig. „Das würde einen Aufschrei geben, wenn wir Anwohnern die Obdachlosenunterkunft vor die Nase setzen. Am jetzigen Standort ist sie akzeptiert.“

Mit den Stimmen von CDU, Grünen und FDP wurde letztlich beschlossen, die ZGS mit Gesprächen mit anderen Städten, die ihre Obdachlosenunterkunft bereits jetzt in Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften bereitstellen, zu beauftragen. Die neue Heizungsanlage mit Investitionskosten von 45 000 Euro bleibt vorerst in der Schwebe.

Diskussionsbedarf bestand im Ausschuss auch nach dem zweiten Ortstermin. Das städtische Archiv, das derzeit in einem Pavillon auf dem Gelände der Gemeinschaftshauptschule untergebracht ist, braucht eine geeignete Klimaanlage, die sicherstellt, dass wertvolles Archivgut erhalten bleibt. Auch hier sind gesetzliche Vorgaben im Spiel. Idealerweise liegen die Raumtemperaturen für Archivalien bei maximal 16 Grad und die Luftfeuchtigkeit bei unter 50 Prozent.

„In spätestens zehn Jahren muss das Archiv erweitert werden. Dann werden wir auch das Obergeschoss vollständig nutzen, wo derzeit noch EDV-Räume der Hauptschule sind“, erklärt Holtze. Aufgrund der unterschiedlichen Verhältnisse raten Fachleute laut Holtze zu einzelnen Anlagen pro Raum, die mit einem Gerät auf dem Dach moduliert sind. Gesamtkosten: 70 000 Euro.

Erwin Peddinghaus (FDP) sprach sich dafür aus, vorerst nur die tatsächlich genutzten Archivräume mit einzelnen Klimageräten zu versehen. Dem stimmten auch die übrigen Parteien zu. „Wir sollten die Anlage so kompakt wie möglich halten, die restlichen Räume können folgen, wenn sie vom Archiv genutzt werden“, ergänzte Franz Gottschalk (Grüne). Die Kosten lägen damit vorerst bei 40 000 Euro und wurden vom Ausschuss einstimmig freigegeben.