Flüchtlingshilfe Sprockhövel Flüchtlinge erleben Abenteuer in der Kluterthöhle

Sprockhövel/Ennepetal · Auf allen Vieren krochen die Kinder durch ein verwinkeltes Höhlensystem.

Eindeutig im Vorteil in der Kluterthöhle waren die Kinder: Klein und schmal passten sie mühelos durch die Gänge.

Foto: Flüchtlingshilfe Sprockhövel

. Ein echtes Abenteuer durften kürzlich die Teilnehmer der Erlebnistour der Flüchtlingshilfe Sprockhövel erleben. Mit Taschenlampen und Helmen auf dem Kopf ausgestattet, krochen sie mitunter auf allen Vieren durch das verwinkelte Höhlensystem der Kluterthöhle in Ennepetal. Sauber blieb dabei keine Hose, wie Miriam Venn von der Flüchtlingshilfe berichtet. „Wir sind sogar über den Boden gerobbt“, erzählt sie weiter. „Und haben Gänge benutzt, die in der Regel unbeleuchtet sind“.

Stockfinstere Nacht herrsche in der Höhle, wenn die Taschenlampen ausgeschaltet werden. „Das Kriechen ist ganz schön anstrengend. Obwohl hier nur zehn Grad sind, braucht man keine dicke Jacke“, sagt Venn. Die hohe Luftfeuchtigkeit tue ihr Übriges. Die Kinder seien ganz klar im Vorteil gewesen – klein und schmal konnten sie sich mühelos durch die Gänge zwängen. „Ich selbst habe gemerkt: Ich brauche dringend eine Diät“, sagt Miriam Venn lachend.

Der Gruppe sei es aber nicht nur um das Erklimmen der Höhle gegangen. „Uns wurden auch ganz viele Anekdoten erzählt.“ Wie etwa die Geschichte des Kletterers, der sich verirrte, weil seine Kerze ausgegangen war. „Nach sieben Tagen kam er auch der Höhle raus“, erzählt Venn.

Sieben Tage hat die Gruppe um Miriam Venn nicht gebraucht. „Am Ende kamen alle wieder heil ans Tageslicht und stärkten sich nach der erfolgreichen Höhlentour beim Pizzaessen.“ Zum Glück hatte die Gruppe dafür Wechselkleidung dabei.

Gleich ein zweites Mal zog es die Flüchtlingshilfe nach Ennepetal. Am Wochenende begaben sich insgesamt 24 Teilnehmer auf eine Fossilienreise durch das alte Kalkgestein. „Früher war die Höhle ein Korallenriff. Man sieht also Fossilien von Korallen, die 65 Millionen Jahre alt sind“, erklärt Venn.

Gleich mehrere Nationen trafen bei den Touren aufeinander: Menschen aus Algerien, Deutschland, Tadschikistan, der Türkei, der Ukraine und Usbekistan, aus Syrien, Ägypten und Marokko. „Mit Händen und Füßen und einfacher Sprache klappt die Kommunikation schon“, weiß Miriam Venn. Gesprochen wird auf Deutsch – denn das ist der kleinste gemeinsame Nenner aller Teilnehmer, die auch Deutschkurse besuchen. „Englisch ist dabei keine Hilfe, weil nicht jeder Flüchtling Englisch kann“, weiß sie. Es finde sich aber immer jemand, der schon mehr versteht und helfen kann, wenn es mit der Kommunikation dann doch mal nicht so klappt.

Kontakt
untereinander schaffen

Für die ukrainischen Flüchtlinge, die noch nicht ganz so lange in Deutschland leben, wurden längere Informationen oder Anekdoten ins Russische übersetzt. „Wir reden in der Flüchtlingshilfe immer Russisch mit den Ukrainern. Ukrainisch ist noch nicht so lange die Amtssprache“, erklärt Venn. Russisch hingegen würden die meisten Erwachsenen als Muttersprache sprechen, die Kinder lernen die Sprache in der Schule. „So ist auch die Kommunikation möglich mit Flüchtlingen aus ehemaligen Sowjet-Staaten“, erklärt Venn. Im Alltag erleichtere das die Kommunikation. „Das nehmen uns die Ukrainer auch nicht krumm.“

Der Flüchtlingshilfe Sprockhövel ist es wichtig, dass die Nationen aufeinander treffen. „Für viele ist Deutschland, ist Sprockhövel, eine neue Heimat. Auch andere Zugewanderte sind demnächst ihre Nachbarn“, erklärt Miriam Venn. Mit den Ausflügen, die die Flüchtlingshilfe organisiert, können die Menschen die Region kennenlernen. „Wenn alle gemeinsam vor eine neue Herausforderung gestellt werden, schweißt das zusammen.“