Infobörse: Mit Zuverlässigkeit punkten
44 Arbeitgeber präsentierten sich bei der Berufsinformationsbörse an der Gesamtschule – so viele wie nie zuvor.
Sprockhövel. "Wir bemühen uns um dich, aber du musst dich auch um uns bemühen." Diesen Eindruck durften die rund 600 Schüler der Klassen neun bis 13 von dem Berufsinformationstag am Donnerstag an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule mitnehmen.
Trotz oder gerade wegen der Weltwirtschaftskrise, die sich allmählich abschwächt, waren diesmal 44 Firmen aus zahlreichen Branchen, Institutionen und Hochschulen aus der Region der alle zwei Jahre ausgesprochenen Einladung der Gesamtschule gefolgt, sich zu präsentieren. "So viele waren es noch nie, freute sich Günter Ruschkowski, didaktischer Leiter der Gesamtschule.
Gerade in der Wirtschaft wird angesichts geburtenschwacher Jahrgänge eher ein Fachkräftemangel erwartet. Da steigt die Anstrengung, seinen eigenen Nachwuchs auszubilden. "Schon jetzt fehlen 35 000 Ingenieure in Deutschland. Zwar haben derzeit viele Industriebetriebe noch einen Einstellungsstopp, um die eigene Belegschaft zu schonen, aber es entsteht ein Vakuum und ein umso höherer Bedarf, wenn die Wirtschaft wieder anzieht", sagte Professor Peter Gust vom Studiengang Maschinenbau an der Bergischen Uni Wuppertal.
In die gleiche Richtung zielte Frank Schule vom Märkischen Arbeitgeberverband beim Thema Lehrstelle. "Die Firmen erwarten keine arroganten Zweierkandidaten. Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Pünktlichkeit zählen genauso viel wie Noten", machte er den Schülern Mut, aber auch deutlich, dass Einsatz verlangt werde.
Der Märkische Arbeitgeberverband hatte erstmals sein Technomobil zum Infotag geschickt. In dem mit Elektronik vollgestopften Bus konnten die Schüler an Terminals einen Eignungstest machen, sogar eine kleine CNC-Fräsmaschine programmieren.
Acht Beratungsgespräche sollte jeder Schüler innerhalb von zwei Stunden führen, und auf einem Laufzettel abzeichnen lassen. Zehntklässler Jan-David hatte aus seiner Sicht schon an der ersten Station einen "Treffer" gelandet: Beim Veranstaltungstechniker Sonoplus. "Das interessiert mich sehr", bekannte er zu dem Mix aus technischer Ausstattung von Konzerten und Events bis hin zur Betreuung der Interpreten und Gäste.
"In Physik, Mathe und Englisch sollte man gut sein", erfuhr er. Dass auf eine Stelle durchschnittlich 170 Bewerber kämen, motiviere ihn, sich bei der Bewerbung besonders anzustrengen. Dabei klagt Sonoplus-Geschäftsführer Marcel Albers wie viele Arbeitgeber, dass das Niveau der Bewerber immer schlechter werde.
Das fange bei Rechtschreibfehlern in der Bewerbung an, gehe über Lücken im Lebenslauf bis hin zum Verhalten. So berichtete Maik Masshöfer am Stand des Kreisfeuerwehrverbandes von einem Bewerber, der mitten Gespräch SMS getippt habe.
Interessiert hörte sich eine Schülerinnengruppe am Stand der Kreispolizei an, dass es keinen "Sportaufnahmetest" bei der Polizei mehr gebe, dafür würden Sportabzeichen und Rettungsabzeichen gefordert. In der Ausbildung und im Beruf seien die Anforderungen an Frauen und Männer gleich. Für Jana sind Polizei oder Bundeswehr eine Option.
Die Zehntklässlerin hat sich allerdings aktuell auch schon als Köchin und Krankenpflegerin beworben und sicherheitshalber noch am Berufskolleg angemeldet. Das Berufskolleg, so Lehrer Günter Ruschkowski, sei für viele die Anlaufstelle, die noch nicht die Traumlehrstelle bekämen.