Interview: „Ich habe Lust auf etwas Neues“
Während die Frauen gerade bei der WM aktiv sind, bereiten sich die Herren auf die neue Bundesliga-Saison vor. Lukas Schmitz steht vor seinem ersten Jahr in Bremen.
Sprockhövel. Es ist keine vier Jahre her, da kickte Lukas Schmitz noch für die TSG Sprockhövel in der Westfalenliga. Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Über das Reserveteam von Schalke 04 kämpfte sich Schmitz in die Bundesligamannschaft, spielte in der Champions League und wurde im Mai DFB-Pokal-Sieger. Nun wechselte der 22-Jährige zu Werder Bremen.
Herr Schmitz, was ist es für ein Gefühl, dass Werder Bremen eine Million Euro ausgegeben hat, um Sie unter Vertrag zu haben?
Lukas Schmitz: Ein sehr gutes Gefühl. Ich empfinde das als Wertschätzung. Das zeigt mir, dass das, was mir die Verantwortlichen in Bremen während der Gespräche gesagt haben, wirklich stimmt. Nämlich, dass sie mich gerne verpflichten wollen und Hoffnungen in mich stecken.
Für Sie bedeutet der Wechsel nach Bremen auch privat eine Umstellung. Zum ersten Mal sind Sie dauerhaft mehrere hundert Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt.
Schmitz: Darüber habe ich in den vergangenen Wochen viel nachgedacht. Das wird eine Umstellung. Ich bin in Hattingen groß geworden und habe danach in Bochum und Düsseldorf gelebt. Das ist nicht weit von zu Hause. Bremen ist schon weiter weg. Ich habe es zwar letztens in knapp über zwei Stunden von Hattingen nach Bremen geschafft, meine Eltern werden aber wohl etwas länger brauchen. (lacht)
Aber ich denke, der Umzug wird mir auch persönlich gut tun. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Ich habe Lust auf etwas Neues. Außerdem kommt meine Freundin mit, was mir sehr wichtig ist. Und meine Eltern wollen zu so gut wie jedem Heimspiel kommen.
Die vergangenen Jahre müssen Ihnen wie ein Traum vorkommen. 2006 spielten Sie noch bei der TSG Sprockhövel, vergangene Saison wurden sie an der Seite von einem Weltstar wie Raul Pokalsieger und spielten in der Champions League im San Siro gegen Inter Mailand.
Schmitz: So kann es im Fußball gehen. Ich habe jahrelang mit denselben Freunden in einer Mannschaft gespielt und auf einmal geht alles ganz schnell. Wir hatten nur in den vergangenen zwei Jahren schon so viele Höhen und Tiefen: In der Bundesliga lief es im ersten Jahr gut, im zweiten dann nicht mehr so rund. Dafür waren wir in Pokal und Champions League erfolgreich. Davon habe ich immer geträumt.
Das vergangene Jahr auf Schalke war von den Geschehnissen um Felix Magath geprägt. Wie war er im täglichen Umgang?
Schmitz: Ich habe noch nie so einen Menschen kennengelernt, der alles dem Erfolg unterordnet. Er lebt die ganze Woche nur auf das Spiel hin. Seine Methoden sind für Außenstehende bestimmt nicht immer ganz nachzuvollziehen, aber seine Erfolge sprechen für sich.
Eigentlich ist er einfach zu verstehen: Er möchte, dass du in jedem Training immer alles gibst, damit du es am Spieltag auch kannst. Wenn das einer nicht macht, kann er sehr sauer werden. Aber wenn du einmal verstanden hast, was er will, hast du keine Probleme mit ihm.
Trotzdem durfte er die Saison nicht zu Ende bringen. Danach kam Ralf Rangnik. War das auch ein Grund für den Wechsel?
Schmitz: Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt auf Schalke. Wir hatten zwar vergangenes Jahr ein paar Probleme, aber es hat immer Spaß gemacht. Felix Magath hat mir die Chance gegeben, Profifußball zu spielen. Alles, was ich über das Leben als Profifußballer weiß, habe ich von ihm. Als dann Ralf Rangnik kam, habe ich nicht mehr so viele Einsätze bekommen. Als Fußballer möchte man aber immer spielen. Deshalb kam der Gedanke, mir eine neue Herausforderung zu suchen.
Nun ist Thomas Schaaf Ihr neuer Trainer. Er ist ein ganz anderer Typ und gilt als ruhiger Vertreter.
Schmitz: Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit Thomas Schaaf. In den nächsten Wochen habe ich Zeit, um ihm zu zeigen, was ich kann. Der Trainer soll sich ein erstes Bild von mir machen. Und so gehe ich auch an ihn heran — ganz unvoreingenommen und voller Vorfreude auf die neue Aufgabe. Auch er hat Meisterschaften und Pokale gewonnen. Trotzdem strahlt er immer dieselbe Ruhe aus. Er ist überzeugt von seinem Weg und lässt sich nicht abbringen. Das bewundere ich.
Ihnen wurde ebenfalls relativ schnell das Attribut „bodenständig“ auferlegt. Sie waren im ersten Profijahr regelmäßig bei der TSG.
Schmitz: Die Verbindung ist auf jeden Fall noch über meinen Vater da, der regelmäßig hingeht. Bei mir ist es im zweiten Jahr auf Schalke weniger geworden, weil die Jungs, mit denen ich in der Jugend zusammengespielt habe, selbst nicht mehr da waren. In der zweiten Mannschaft spielt noch eine Handvoll. Da war ich hin und wieder. Aber bei der Ersten eher seltener. Das liegt nicht daran, dass der Verein anders geworden ist, aber die Spieler sind nicht mehr dieselben.
Sie haben für vier Jahre in Bremen unterschrieben — eine lange Zeit im heutigen Profigeschäft. Gibt es tief im Hinterkopf trotzdem Gedanken darüber hinaus?
Schmitz: Mein Ziel ist es, mich immer zu verbessern. Ich habe jetzt in Bremen einen sehr guten Vertrag unterschrieben, der mir alle Möglichkeiten für die Zukunft lässt. Deswegen möchte ich mich in Bremen durchsetzen, viele Spiele machen und mich weiter entwickeln. Aber natürlich ist es auch eine reizvolle Vorstellung, irgendwann im Ausland zu spielen. Ich mag die spanische Liga. Aber erstmal bin ich jetzt vier Jahre in Bremen. Nur das gilt.