Jugendzentren: Der neue Leiter kickert gerne mit
Alexander Gladbach-Krause sprach mit der WZ über Digitalisierung und Integration.
Haßlinghausen. Auf eines bereitet das Studium der Sozialpädagogik nicht vor: „Man sollte entweder kickern oder Billard spielen können“, sagt Jugendarbeiter Alexander Gladbach-Krause aus Erfahrung. Seit dem 1. Februar ist er der Neue am Kickertisch und in der Verwaltung. Er folgt als Leiter der Jugendzentren in Haßlinghausen und Niedersprockhövel auf die langjährige Leiterin Gudrun Hansen. Dass ein frischer Wind weht, zeigt sich auf den ersten Blick. Neuer Boden, neue Vorhänge, einen Tick weniger Pflanzen — Gladbach-Krause hat umdekoriert. „Ich hab mit einem neuen Besen durchgekehrt. So sieht es aus, wenn ich hier bin“, sagt der 44-Jährige.
Neu erfinden will er die Einrichtungen nicht. „Beide Häuser laufen ja gut“, stellt Gladbach-Krause fest, der bereits früher im Jugendzentrum Haßlinghausen gearbeitet hat. Trotzdem gibt es die ein oder andere Stellschraube an der er drehen möchte. „Ich will unser Angebot auf die neuen Medien ausweiten“, sagt der Sozialarbeiter. Bislang gibt es nur eine Homepage. „Das ist aber eine Einbahnstraße.“ Obwohl er nach eigener Aussage selbst noch kein Nutzer der neuen Medien ist, möchte Gladbach-Krause gerne eine Facebook-Seite aufbauen, so dass künftig auch auf den digitalen Kanälen ein Dialog mit den jungen Leuten möglich sein wird.
Ironischerweise sind es gerade die neuen Kommunikationsmedien, die dafür sorgen, dass es in den Jugendzentren manchmal auch bei vollem Hause mucksmäuschenstill ist. Fünf Jugendliche sitzen zusammen und schauen auf ihre Handys — das ist ein alltägliches Bild in dem Treffpunkt. Gladbach-Krause weiß: „Das ist für manche auch der Grund, hierhinzukommen. Weil das hier in Ruhe geht.“
Das Jugendzentrum ist keine Schule, nicht das elterliche Wohnzimmer. Es soll ein Raum sein, der den Kindern und Jugendlichen gehört. Gladbach-Krause weiß, dass er und seine bis zu sechs Kollegen in den beiden Häusern — Hauptamtliche und Praktikanten — da nicht immer mit dem erhobenen Zeigefinger dazwischen gehen können. Gleiches gilt bei Themen wie Alkohol, Rauchen und Kiffen. „Wir haben einen eher akzeptierenden Einsatz“, sagt der Pädagoge. „Wenn einer ständig kifft, steckt da ja eigentlich immer eine Geschichte dahinter. Uns interessiert eher diese Geschichte.“ Probleme in der Schule, Stress mit der Freundin, Mobbing — Gladbach-Krause und sein Team sind nicht selten die unkomplizierteste Anlaufstelle für die ganz normalen Probleme eines Teenagers.
Im Schnitt finden täglich rund 20 junge Leute den Weg in die Räume, die ursprünglich einmal zur angrenzenden Grundschule Haßlinghausen gehörten. Statistisch gesehen sind es sogar eher 25, so der neue Leiter, weil bei besonderen Veranstaltungen wie etwa Hip-Hop- oder Bollywood-Kursen größere Gruppen angezogen werden.
Auch Integration passiert im Jugendzentrum. Wenn auch nicht ganz ohne Anstoß. Als plötzlich eine Gruppe Flüchtlinge in der Tür stand, war die Stimmung zunächst unterkühlt, wie sich Alexander Gladbach-Krause erinnert. „Viele der Stammgäste kamen eine Zeit nicht mehr, weil sie glaubten, dass das jetzt nicht mehr ihr Jugendzentrum ist.“ Gladbach-Krause konnte da vermitteln. „Ich weiß, dass ihr kickern könnt, aber was ist mit den Neuen?“, forderte er die Alteingesessenen heraus. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Schließlich hindert am Kickertisch nicht einmal mehr die Sprachbarriere.