Kriminalstatistik '08: Weniger rohe Gewalt, aber mehr Sachbeschädigungen
Die Zahl der Straftaten stieg leicht, bleibt im Landesvergleich aber weiter niedrig.
Ennepe-Ruhr. Statistisch gesehen gehörte der Ennepe-Ruhr-Kreis auch 2008 zu den sichersten Regionen in NRW. Zwar ist die Zahl der Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde (bis auf Witten) gegenüber 2007 um 1,2 Prozent leicht gestiegen, doch die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, liegt um ein Drittel niedriger als im Landesschnitt, im ländlich strukturierten Sprockhövel sogar um die Hälfte.
Dass es in Sprockhövel neben Wetter die höchsten Steigerungsrate gab, führte Polizeichef Klaus Noske bei der gestrigen Bekanntgabe der Kriminalitätsstatistik im Wesentlichen auf zwei Faktoren zurück: eine Serie im Bereich Sachbeschädigungen - insbesondere an Autos - und einen Anstieg der Rohheitsdelikte, zu denen Nötigung und leichte Körperverletzung zählen. Tendenzen, die sich auch kreisweit zeigten, während die Zahl schwerer Gewaltdelikte erfreulicherweise um neun Prozent zurückging.
Zu verzeichnen ist kreisweit ein deutlicher Anstieg von häuslicher Gewalt von 145 auf 244 Fälle. Michaela Reißig vom Dezernet Kriminalitätsbekämpfung führt das allerdings vor allem darauf zurück, dass die Hemmschwelle, solche Fälle anzuzeigen, durch intensive Aufklärungsarbeit weiter gesunken sei. Als Erfolg des Kriminalkommissariats Vorbeugung verbucht sie, dass der Opferschutzbeautragte 193 Menschen an Beratungsstellen vermitteln konnte. 135 Mal wurde ein Familienmitgliedt aus der Wohnung verwiesen (+62).
Auf 2330 weiter stark gestiegen ist die Anzahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte (plus 11 Prozent), wobei der Internethandel weiter eine große Rolle spielt.
Die Jugendkriminaliät bewegt sich weiter auf gleich hohem Niveau. 27,7 Prozent der Straftäter waren unter 21 Jahren alt. Erfolge verzeichne man, so Klaus Noske, mit dem Intensivtäterkonzept, bei dem jugendliche Mehrfachtäter besonders beobachtet und betreut werden. "Der Kreis der Personen ist mit rund 25 zwar in etwa gleich geblieben, allerdings sind viele nicht wieder auffällig geworden. Dafür sind leider neue nachgerückt", sagt Noske.
Zur Strategie der Kreispolizei gehören seit kurzem Jugendstraßenpolizisten - das heißt junge Kollegen im Wachdienst, die gezielt soziale Brennpunkte anfahren, um dort Präsenz zu zeigen, und mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Verstärkt werden soll auch die Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern der Städte, beispielsweise bei Jugendschutzkontrollen.
Erstmals wurden gesondert Straftaten an Schulen erfasst. 307 waren das an den 92 Schulen des Kreises. Die Zahl von 21 Fällen von schwerer Körperverletzung oder Raub nimmt sich im Landesvergleich (1782 an 6800 Schulen) niedrig aus. Am häufigsten waren Diebstähle (92), gefolgt von Sachbeschädigungen (76).
Während in Sprockhövel nach sehr niedrigen Zahlen 2007 die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder stieg, blieb sie kreisweit in etwa konstant. Die Aufklärungsquote erhöhte sich auf 22 Prozent (zuvor 10). Klaus Noske sieht darin erste Erfolge der Ende 2007 eingerichteten zentralen Ermittlungsgruppe Einbruch.