Gemeinde Herzkamp Kritiker: "Wir brauchen kein neues Gemeindehaus"

Sprockhövel · Kritiker des Projekts übergeben eine Petition gegen den Bau eines Gemeindehauses in Herzkamp.

Bei der Übergabe vor dem Rathaus in Haßlinghausen waren vor Ort (vorne v.l.): Michael Elter (Architekt), Sabine Noll (Bürgermeisterin der Stadt Sprockhövel), Mark Koch sowie hinten v.l.: Silke Koch und Hans Martin Fickel (engagierter Bürger).

Foto: ANNA SCHWARTZ

„Ich möchte auf jeden Fall  verhindern, dass sich die Bevölkerung in Herzkamp in zwei Lager aufspaltet“, stellte Sprockhövels neue Bürgermeisterin Sabine Noll unumwunden fest, als ihr am gestrigen Dienstag eine Unterschriftenliste mit den Signaturen  von 574 besorgten Bürgern überreicht wurde. Sie alle wollen den Neubau eines Gemeindehauses in unmittelbarer Nähe der evangelischen  Kirche  in Herzkamp   verhindern.

Diese Ablehnung steht  im Gegensatz zum Wunsch von Pfarrer Ortwin Pfläging, der möchte, dass ein barrierefreies Haus, in dem sich Menschen jeglichen Alters treffen können, gebaut wird. Kirchencafés und Gemeindeaktivitäten sollen dort unter anderem einen Raum finden.

„Wir brauchen diesen Neubau nicht“, sagt Anwohner Mark Koch, der zusammen mit seiner Frau Silke, dem Architekten Michael Elter und dem engagierten Bürger Hans Martin Fickel (Vorsitzender des Fördervereins der Grundschule Gennebreck)  im Rathaus zur Übergabe der Unterschriftenliste erschienen war und dabei einräumte, dass 81 der aufgeführten Bürger aus Nachbarorten wie Dönberg  und Horath stammen.

„In Herzkamp gibt es ausreichend andere Begegnungsstätten wie das Vereinsheim des VfL Gennebreck, das bisherige Gemeindehaus an der Barmer Straße und auch das Schützenhaus des  Schützenvereins Herzkamp, das bereits als Dorfhaus geplant und ausgebaut werden soll. Hierfür ist ein Bauantrag gestellt“, sagt Mark Koch, der auch Vorsitzender des Schützenvereins ist.

Die Kritiker des Gemeindehaus-Baus stören sich an den „unnötigen Kosten“ und  an der offenbar geplanten Verkleinerung des Kinderspielplatzes („höchstens auf ein Viertel“, so Koch), der vor ein paar Jahren neu gestaltet worden ist. „Der wird in seiner vollen Größe gebraucht“, so Koch und führt dabei  an, dass auch Familien aus den Nachbargemeinden zur Benutzung dieses Spielplatzes nach Herzkamp kämen. 

Zudem sorgen sich die Gegner des neuen Gemeindehauses, für das übrigens auch noch kein Bauantrag gestellt wurde, dass durch einen Neubau nicht nur das Gesamtbild des Kirchenumfeldes nachhaltig gestört würde. Sie  bemängeln zudem, dass dadurch weitere Grünflächen versiegelt würden.

„Die Einfahrt in unser Dorf soll durch unsere schöne alte Kirche  glänzen und nicht durch zugestellte Gebäude und Parkplätze“, fordern die Sprecher der Initiative und sind mit diesen Ansprüchen  und ihrer Unterschriftenliste auch zu vielen der rund 1500 Einwohner gegangen, die in rund 700 Haushalten leben.

Stadt hat gegen mögliche
Kirchenpläne keine Handhabe

„Wir haben bei denen, die wir angetroffen haben, eine breite Zustimmung zu unseren Ansichten  gefunden. Nach unseren Schätzungen sind 85 Prozent in Herzkamp gegen den Bau des Gemeindehauses“ berichtete Koch bei seinem Vortrag  im Konferenzraum des Rathauses in Haßlinghausen der  Bürgermeisterin.

Sabine Noll, die die Örtlichkeiten kennt,  hörte genau zu und stellte dabei fest, dass für das im Dorf kursierende Bauvorhaben noch kein Antrag irgendwelcher Art gestellt worden ist, wies aber auch darauf hin, dass es sich hier um ein Vorhaben auf dem kircheneigenen Gelände handele. Im Rahmen der gesetzlichen Bauvorschriften habe die Kirche auf eigenem Grund und Boden freie Hand, wurde angemerkt, aber auch, dass es bei Plänen dieser Art vor einem Ratsbeschluss unter anderem ein Beteiligungsverfahren gebe, bei dem  auch die Anwohner zu Wort kommen.

Wie die Stimmung dazu im Dorf ist, wollten  die Kochs und ihre Begleiter gestern deutlich machen, wobei es vor zehn Jahren ähnliche Pläne gab, die aber am zu großen Widerstand der Herzkamper scheiterten.