Lok schnauft in die Saison
Das traditionelle Andampfen lockte zahlreiche Besucher auf das Gelände Am Beermannshaus.
Sprockhövel. Bevor die Fahrt los ging, schaufelte Reiner Münch (64) Kohle in den Ofen der Dampflokomotive. Sobald die Kohle verbrennt, erhitzt sich die Luft und strömt durch Rohre, die in einem Wasserkessel hinter dem Ofen liegen. Die heißen Rohre erwärmen das Wasser so sehr, dass es kocht und schließlich dampft. Mit diesem Wasserdampf kam nun die Lok in Bewegung.
Schnell saßen die Kinder in den angekoppelten Waggons und die Lok rollte pfeifend und zischend los. Der Jubel der Fahrgäste war entsprechend groß. Zwei Runden waren drin, danach musste der Zug am Bahnhof einen Zwischenstopp einlegen und der Lokomotivführer befeuerte den Kessel erneut mit Kohle.
Mit dem „Andampfen“ begann am Sonntag auf dem Gelände des Dampfbahn Clubs Sprockhövel die Freizeit- und Freiluftsaison an der Glückauf-Trasse offiziell. Hunderte Besucher kamen zu dem Fest, das auf dem Gelände des Dampfbahn-Vereins Am Beermannshaus stattfand. Nicht nur die kleinen Eisenbahn-Fans hatten großen Spaß, auch die Erwachsenen drehten Runden mit den beiden Miniaturzügen, die gestern im Einsatz waren.
Wolfgang Rieck (63) und sein Enkel Joris (9) waren zum ersten Mal dabei und so begeistert von der kleinen Dampflok, dass sie gleich mehrere Runden drehten. Die Eisenbahn-Fans aus Witten kennen sich mit Zügen aus, sie haben zu Hause eine große Miniatur-Eisenbahn-Anlage. Joris ist sogar schon mal mit einer echten Dampflok gefahren. „Das war die Ruhrtal-Bahn. Hat Spaß gemacht, aber die Mini-Züge hier finde ich noch besser. Hier sitzt man draußen und bekommt alles mit. Im echten Zug geht das ja nicht“, erklärte der Schüler.
Fahrkarten stempeln, Weichen stellen und Signale geben — bei den Sprockhöveler Mini-Eisenbahnern läuft alles wie beim richtigen Zugverkehr. Auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände bauen und basteln die Vereinsmitglieder selbst an den Bahnhöfen, Lokomotiven und den Waggons und verlegen die Gleise und das Streckennetz in Handarbeit.
Nach der langen Winterpause freuen sich die Bahn-Bastler nun auch, ihren neuen Bahnhof einzuweihen. „Rund vier Jahre haben wir daran gearbeitet. Wir betonieren die Gleisbeete selbst, schweißen und verlegen die Schienen. Das dauert immer ziemlich lange, da wir nur acht Mann sind und im Winter auch das Wetter nicht immer spielt“, sagte Vereinsmitglied Robert Franz.
In den nächsten Jahren soll die Strecke weiter ausgebaut werden und auch eine Brücke und ein Betriebshof mit einer Drehscheibe sollen dazu kommen. Eine Drehscheibe für die Lokomotiven sei notwendig, da die bis zu 300 Kilogramm schweren Zugmaschinen von Hand nicht einfach in die andere Richtung auf die Gleise gesetzt werden können.
Neben dem „Andampfen“ wurde auch dieses Jahr wieder „Angeradelt“. Bei etwas regnerischem Wetter starteten die Radler von Beermannshaus aus nach Silschede und zurück. Wer es gestern zur Eröffnung der Freiluftsaison nicht geschafft hat, kann jeden dritten Sonntag im Monat Dampfbahn fahren. Der Verein lädt bis September in diesem Takt dazu ein.