Nach dem Sturz ist vor dem Sprung: Schrade schaut nach vorn
Nach der unglücklichen WM plant Spitzen-Reiter Dirk Schrade für die nächsten Wettkämpfe.
Haßlinghausen. In aller Ruhe grast Gadget de la cere seit Mittwoch wieder auf der Weide am Hermessiepen. Auch für Dirk Schrade, der sein bestes Pferd im Stall bis Samstag noch bei der WM in Kentucky geritten hat, ist der Alltag schnell wieder eingekehrt: die ihm anvertrauten 19 weiteren Sportpferde zu versorgen und zu trainieren, damit aus ihnen eines Tages Gewinner werden.
Die Arbeit tut gut. "Die WM habe ich abgehakt", versichert Schrade. Abgehakt auch der Schmerz darüber, dass aus der erhofften Medaille nichts geworden ist, weil er mit Gadget am vorletzten Hindernis des Geländeparcours schwer gestürzt war. "Es geht uns gut, wir sind beide unverletzt."
Während Schrade seine anderen Pferde täglich bewegt, gönnt er dem 16-jährigen Wallach erst einmal ein paar Tage Ruhe. "So eine Geländeprüfung ist für ein Pferd natürlich anstrengend, das kann man sich wie einen Marathon für uns vorstellen", sagt er. Die Arbeit mit Gadget werde in einigen Tagen von neuem beginnen, auch wenn die Vielseitigkeitssaison beendet ist.
Schließlich warten im kommenden Jahr neue Aufgaben. Die Heim-EM in Luhmühlen, wo er bisher mit seinen Pferden immer gut abgeschnitten hat. Den Fluch, der zuletzt bei Europa- und Weltmeisterschaften auf ihm zu liegen schien, will er dann ablegen.
Bei der EM 2009 war er mit Gadget ebenfalls im Gelände gestürzt. "Das war aber nicht vergleichbar mit Kentucky. Ich weiß, welchen Fehler ich da am Samstag gemacht habe." Er habe das analysiert und die Lehren daraus gezogen, das sei ganz wichtig. "Ich wollte, ohne viel aufzunehmen, über das vorletzte Hindernis. Das hat Gadget nicht mitgemacht und noch einen zusätzlichen Galloppschritt eingelegt, wodurch wir zu nah vor das Hindernis geraten sind." Vielleicht habe er zu wenig auf die Signale von Gadget geachtet. Das Pferd sei schließlich nach dem langen Parcours schon müde gewesen, wirft sich Schrade vor. Von Pech will er in diesem Zusammenhang nicht sprechen. "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied."
Auf jeden Fall habe Gadget aber gezeigt, das er nach Kentucky gehört habe, denn bis zum Sturz sei er glänzend gegangen, habe nur leichte Verspätung gegenüber den Zeitschnellsten gehabt. "Das hätte sicher zu Mannschaftssilber gereicht", denkt Schrade daran, was ohne den Sturz hätte werden können. Vorwürfe von seinen Kollegen habe es aber nicht gegeben, nur Trost. "Das hätte jedem passieren können."
Schrade ist mit 32 Jahren noch jung, sein großes Nahziel sind die Olympischen Spiele in London 2012. Gilt das auch für Gadget? "Ich glaube schon, dass der Walach noch ein, zwei ganz gute Jahre hat, auch wenn er schon 16 Jahre alt ist", antwortet Dirk Schrade. Und dann sei da schließlich auch noch der 14-jährige King Artus, auf den er für dieses Jahr eigentlich gesetzt habe, der aber nicht in die entsprechende Form gekommen sei. Mit beiden Pferden hofft er, bis 2012 an der Spitze mitreiten zu können - und bis dahin auf seiner Anlage am Haßlinghauser Hermessiepen wieder ein Top-Pferd ausgebildet zu haben.