Reschop Carrée: Bleiben die Stammkunden?

Die Sprockhöveler Einzelhändler besinnen sich auf ihre Stärken. Sie wollen ihre Kunden nicht ans Einkaufszentrum verlieren.

Sprockhövel/Hattingen. Genau eine Woche ist es her, dass in Hattingen das große Einkaufszentrum Reschop Carrée eröffnet hat. "Unsere Erwartungen wurden übertroffen", resümiert Reschop Center-Manager Stefan Dorsten. Die Resonanz sei sehr groß, die Geschäfte "sehr gut" gewesen - vergleichbar mit einem verkaufsoffenen Sonntag.

Die Sprockhöveler Einzelhändler sind über das Geschehen informiert, bleiben aber weiterhin gelassen. Auch, dass das Center laut Dorsten Sprockhövel klar zu seinem Kunden-Einzugsgebiet zählt, verunsichert sie nicht. "Am Anfang ist die Neugier groß, aber das wird sich einpendeln", urteilt Reinhard Teich von der wirtschaftlichen Interessengemeinschaft Niedersprockhövel. "Unsere Stadt hat eine starke Stammkundschaft und nimmt, das, was wir bieten, gerne an."

Immerhin wisse man als alteingesessener Einzelhändler aus langer Erfahrung, was der Kunde wünsche, sagt Helga Schulz. In ihrem Buchladen an der Hauptstraße sei am Eröffnungstag des Carrées unverändert viel Betrieb. "Die Leute fahren nicht extra nach Hattingen, um ein Buch zu kaufen. Manche kommen sogar von Hattingen aus zu mir."

Zudem genössen Kunden in einem inhabergeführten Geschäft individuelle Beratung, die eine Kette ihrer Meinung nach nicht bieten kann. Außerdem unterstützten die Sprockhöveler ihre eigene Infrastruktur vor Ort. Und: "Wenn sie zufrieden sind - wieso sollen sie nach Hattingen abwandern?"

Thomas Balthasar hat seinen Buchladen an der Mittelstraße. Dorthin war er im Januar 2008 von Hattingen nach Haßlinghausen geflüchtet. "Wegen der Neueröffnung der Meyerschen hatte ich schon im ersten Jahr einen Umsatzrückgang von 30Prozent. Und jetzt ist auch noch Thalia da. So etwas hält man nur aus, wenn man drei Jahre mit einem Minus wirtschaften kann."

Seine Komplette Laufkundschaft habe er an die Kette verloren. An seinem neuen Standort befürchtet er das nicht, beurteilt das Reschop Carrée eher als anfängliche Attraktion, deren Reiz sich bald verliere. "Man muss natürlich immer ordentlich arbeiten", hebt er hervor. Wie seine Kollegin Helga Schulz bietet er neben dem reinen Buch- und Kartenverkauf auch Lesungen an, die stets zahlreiche Kunden anziehen.

Christoph Schöneborn hat nach eigenen Angaben Achtung vor jedem Mitbewerber im Elektro-Gewerbe. Weil er aber stets seine Preise knapp kalkuliert und den Kunden einen individuellen Service vor Ort bieten kann, ist er "sehr zuversichtlich", seine Kunden zu behalten. "Wir sind nicht teurer als Saturn, das haben mir schon einige Kunden bestätigt. Und als Elektro-Fachmarkt vor Ort können wir vielfach viel flexibler auf Sonderwünsche reagieren als ein Großmarkt mit externen Zuliefererfirmen zum Beispiel aus Bochum."

Berndt Woldt, erster Beigeordneter Sprockhövels, stimmt zu: "Wir bieten in unseren Stadtteilen einen umfassenden Service - und der wird von den Einheimischen auch gut und gerne angenommen."