Rolf Schmiel will mit seinem Buch aus Krisen helfen
In „Senkrechtstarter“ verarbeitet der Psychologe aus Sprockhövel auch seine eigenen Erlebnisse.
Sprockhövel. Leeres Konto, sechsstellige Steuernachzahlungsforderung vom Finanzamt, Kundenverlust: Rolf Schmiel stand vor dem sprichwörtlichen Scherbenhaufen. Dabei hatte der heute 41-Jährige aus Sprockhövel zuvor einen Traumstart hingelegt. Weil ihn der „seelische Röntgenblick“ interessierte, zog er sein Psychologie-Studium mit Disziplin durch, trat nebenbei bei Firmen-Events als Gedankenleser auf, um seine Semester an der Ruhr-Uni Bochum zu finanzieren.
Sein Diplom bekam Rolf Schmiel mit 26 Jahren. „Ich wollte Uni-Dozent werden, mein Karriereweg war vorgezeichnet“, sagt er im Rückblick. Doch von seiner Promotionsstelle lenkten den gebürtigen Hattinger bald Anfragen von Unternehmen ab. Er sollte ihre Veranstaltungen moderieren. „An einem Tag verdiente ich so viel wie im ganzen Monat an der Uni.“ Er gewöhnte sich an das Geld, an die Resonanz, brach seine Promotion nach einem Jahr ab.
Gerade Anfang 30, führte Schmiel als Trainer für mittleres Management und Führungskräfte ein Leben in Saus und Braus: neuer Jaguar, Kreuzfahrten, Fünf-Sterne-Hotels, Maßanzüge, Champagner.
Auch dann noch, als sich der Erfolg ins Gegenteil verkehrte. Eineinhalb Jahre ignorierte Schmiel Tatsachen: dass sich Kunden von ihm abwandten — auch wegen seiner Selbstüberschätzung, wie er sagt. „Immerhin war immer alles gut gegangen.“ 2008 kam der Tiefpunkt. „Ich hatte damals nicht im Blick, dass mein Erfolg nicht auf einem Konzept, sondern auf einer Verkettung günstiger Ereignisse beruhte.“
Erst, als seinem Unternehmen die Insolvenz drohte, zudem sein Vater starb und er mit seiner Frau Carmen einen Sohn erwartete, arbeitete er an einer Wende, angestachelt vom Desaster. „Die Situation war hochgradig ernst.“
Aus der Krise entstanden neue Erfolge — und das machte Rolf Schmiel zum Inhalt seines jüngsten Buches „Senkrechtstarter“. Auf Basis seiner Erlebnisse und den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Motivationspsychologie will er Menschen inspirieren. „Ein Gegenentwurf zu klassischer Motivationsliteratur“, beschreibt er sein knapp 230 Seiten starkes Werk. Dauerhafter Erfolg sei nicht einfach und schnell. Die Energie für Spitzenleistungen entstehe auch aus Frust und Niederlagen. Schmiel: „Man darf vor dem Schmerz nicht die Augen verschließen“. Stattdessen müsse man ihn annehmen und in neue Motivation verwandeln.