Spartanisch, aber mit Privatsphäre

Bevor nach Ostern erste Flüchtlinge einziehen, durften die Sprockhöveler die neu aufgestellten Wohncontainer besichtigen.

Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. Raus aus der Sporthalle und rein in die Container. Das gilt ab Ostern für die Flüchtlingsfamilien, die zurzeit noch in der Sporthalle Haßlinghausen wohnen. Die Stadt Sprockhövel hat den ersten von insgesamt drei Container-Standorten und damit das neue Zuhause für insgesamt sieben Flüchtlingsfamilien neben der Grundschule Börgersbruch errichtet. Jetzt durften sich Anwohner und Interessierte bei einem Tag der offenen Tür einen Eindruck von dem neuen Standort verschaffen.

Spartanisch eingerichtete Zimmer mit zwei Betten, einem Tisch mit zwei Stühlen und einem kleinen Kleiderschrank warten auf die neuen Bewohner. Eine Verbindungstür führt zu einem Nebenzimmer, das identisch aussieht. Viel Platz zum Leben ist das nicht. „Aber alles besser als in der Turnhalle“, findet Konrad Blokesch, der sich die Container wie viele Sprockhöveler anschaut. „Dort gibt es ja gar keine Privatsphäre. Da herrscht eine ständige Geräuschkulisse, wie auf dem freien Feld.“ Sein Fazit: „Ein erheblicher Fortschritt zur Sporthalle.“

Das sieht auch Besucherin Margit Wittpoth-Frank so. Jedoch wundert sich die Sprockhövelerin über die Aufteilung und Nutzung der Räumlichkeiten. Es gibt drei Badezimmer mit jeweils zwei Sanitäranlagen und Duschen. „Aber wo ist hier der Spielraum für die Kinder oder ein Gemeinschaftsraum?“, merkt sie kritisch an. Den gibt es nicht. Zudem teilen sich die sieben Familien zukünftig eine Küche. Zum Essen müssen die Bewohner an den schmalen Tisch im eigenen Zimmer zurückkehren.

Die Stadt hat die Container zunächst für drei Jahre angemietet. „Es geht hierbei darum, die Obdachlosigkeit zu vermeiden“ erklärt Oliver Tollnick, Leiter des Sachgebiets für Soziales und Integration der Stadt Sprockhövel. „Was danach passiert, werden wir dann sehen“, sagt er. Es werde immer ein Sicherheitsmann vor Ort sein sowie ein Hausmeister.

„Man muss natürlich schauen, wie die Zusammenstellung der Familien ist“, gibt Monika Kluge zu bedenken, und Hannelore Sager sagt: „Wir müssen Unterkünfte schaffen, aber die Flüchtlinge müssen sich auch untereinander arrangieren.“

Zweifel an dem Standort mitten in einem Wohngebiet mit benachbarter Schule und Spielplatz gab es von einer Anwohnerin, die anonym bleiben will: „Ich habe bei der Integration der Flüchtlinge so meine Bedenken. Gerade was den Lärm und die Kriminalität angeht. Und wenn die Lautstärke zu hoch wird, werde ich wegziehen.“

Nach diesen kritischen Worten lobte die Anwohnerin aber auch den Umgang und das Bemühen der Stadt mit den Flüchtlingen und zeigte sich „positiv überrascht“ von der Sauberkeit und Ausstattung der Räumlichkeiten der Container.

In der Tat sind die Räume des Container-Standortes nicht groß, aber in einem sehr guten Zustand. Das Leben in den Containern soll für die Flüchtlinge eine Art Zwischenetappe werden, raus aus der Notunterkunft in der Turnhalle Haßlinghausen. „Wir haben zurzeit genau 346 Flüchtlinge in Sprockhövel. Insgesamt sollen etwa 60 Personen davon in dem Containerblock am Börgersbruch untergebracht werden“, sagt Oliver Töllnick.

Urprünglich sollten die Flüchtlinge die neuen Zimmer schon in der vergangenen Woche beziehen. Wegen einiger Krankheitsfälle bei der Baufirma musste der Umzug nach Angaben von Oliver Tollnick auf die Woche nach Ostern verschoben werden.