Steinschlag aus dem Weltall – oder doch nur ein Gartenfund?
Auf das Grundstück der Familie Wojke schlug ein vermeintlicher Meteoriten-Splitter.
Sprockhövel. Glück gehabt! Das sagen sich Hildegard und Gustav Wojke. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag vergangener Woche preschte ein Meteorit durchs Firmament, mit Kurs auf den Bungalow der Familie.
Es war um 3.20 Uhr, als Gustav Wojke durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen wurde. "Das waren ein langer und zwei kurze Schläge", erinnert sich Wojke im Gespräch mit der WZ. Sein erster Gedanke war, dass Einbrecher auf das Dach geklettert sein könnten. Er schaltete das Licht der Nachttischlampe ein und ging im Haus auf Patrouille - aber niemand war zu sehen.
Allerdings war es mit der Nachtruhe für das Paar vorbei. "Wir lagen die ganze Nacht wach", sagt Wojke. Tatsächlich hörte das Paar, wie um 5.50 Uhr ein weiteres Mal ein Stein aufs Dach schlug. Anscheinend regneten gleich mehrere Bröckchen Himmelsgestein auf das Wohngebiet Am Blumenhaus.
Morgens entdeckte der 73-Jährige dann auf der Auffahrt vor der Garage einen Gesteinsbrocken, wenn man so will, den Sprockhöveler "Brösel" - von rostbrauner Farbe, nach Kohle riechend und im Durchmesser nur wenige Zentimeter klein. Mit tiefen Kratern ist der mutmaßliche Meteoriten-Splitter übersät, gleicht somit der Kraterlandschaft des Mondes.
Wojke zögerte, den Einschlag kund zu tun. Im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen, passt nicht zu dem zurückhaltenden Charakter des 73-Jährigen, Rummel um seine Person mag er nicht.
Allerdings handelt es sich offenbar um einen wissenschaftlichen Fund, den es publik zu machen gilt. Dass es sich bei dem Trümmer mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Meteoritensplitter handelt, beweist eine erste chemische Analyse, die das Paar bei einer Wuppertaler Firma in Auftrag gegeben hatte.
Das Ergebnis: Der Trümmer besteht zu mehr als 90 Prozent aus Eisen, was auf den ersten Blick für einen außerirdischen Ursprung spreche. Weitere Expertisen aus Fachinstituten wie etwa das der Planetologie in Münster und das der Mineralogie in Köln empfiehlt indes Dr. Thomas Presper von der Sternwarte Neanderhöhe in Erkrath-Hochdahl.
"Dass es sich bei dem Sprockhöveler Gesteinsfund um einen Meteoriten handelt, ist theoretisch denkbar", sagt der Mineraloge auf WZ-Nachfrage. Er unterstreicht dabei auch dessen Seltenheitswert: Jährlich würden nur drei bis vier Meteoriten auf die Erde fallen.
Dass der Sprockhöveler Meteorit so berühmt wird wie der spektakuläre Meteoriten-Fund nahe des Schlosses Neuschwanstein in Bayern im Jahr 2002, ist eher unwahrscheinlich. Einen emotionalen Wert hat der Meteoriten-Splitter für das Ehepaar Wojke allemal: Noch thront er auf dem Couchtisch im Wohnzimmer, doch bald schon könnte er entweder in einer Vitrine oder in einem Museum einen würdigen Platz finden.
Und, wer weiß: Womöglich macht das Steinchen Sprockhövel in der ganzen Welt bekannt.