Werben um Wald-Kinder

Das KAZ hat bereits genügend Zusagen von Eltern, um den Kindergarten privat weiterführen zu können.

Hiddinghausen. Häuslebauer im Wald - wer glaubt, die Spiele von einst würden gänzlich vom Zauber des Computers verdrängt, darf sich getrost von Kindern belehren lässt. Die haben im Waldkindergarten "Purzelbäume" an der Albringhauser Straße ihr Häusle aus Ästen gebaut, so wie es schon die Urgroßeltern in ihren frühesten Jahren taten, und damit bewiesen, dass sich des Menschen Freude an der Natur nie durch virtuelle Welten ersetzen lässt.

Auf dem falschen Pfad sehen Eltern des Waldkindergartens deshalb die Stadt mit ihrem Vorschlag, den "Purzelbäumen" ab Juli 2011 die Mittel zu entziehen (siehe Kasten). Über 15 Jahre leistete die Kommune den zuletzt auf 30 000 Euro bezifferten Eigenanteil, den das Land bisher bis zur erforderlichen Summe von jährlich 120 000 Euro aufstockt.

Die beabsichtigte Streichung stößt sauer auf, denn die "Alternative zu hausgebundenen Kindergärten" mit "Schwerpunkt auf umweltbildender Erziehungsarbeit" wird von den Eltern glücklich aufgenommen. Wenn die Kinder einmal infiziert seien, dann könne man sie mit einem gängigen Hauskindergarten nicht mehr glücklich machen, sagt Bettina Schremb. Anke Plachetka kann diese Erfahrung nur bestätigen. "Waldkinder sind ausgeglichener. Sie übernehmen den Respekt vor Dingen und Mitmenschen als eine Grundhaltung und sind auch daheim kreativer. Wenn mein Kind nach Hause kommt, spielt es oft noch Dinge nach, die es hier erlebt hat."

Für die Stadt Sprockhövel zeigen die beiden Mütter zwar Verständnis, können aber nicht nachvollziehen, dass die Kommune es nicht geschafft habe, im Interesse einer so wertvollen Einrichtung mit den Nachbarn Wetter und Witten zu kooperieren.

Doch es wird so oder so weitergehen. Diese Botschaft verkündete Frauke Schittek vom neuen Träger Kinder Aktions Zentrum (KAZ) beim Tag des offenen Waldes. Als Privatkindergarten könnten die Purzelbäume ab 2011 geführt werden, Sponsoren und eine Stiftung die Finanzlücke ausgleichen, damit auch weniger finanzstarke Eltern, die nicht in der Lage sind, die nötigen 380 Euro Beitrag pro Monat aufzubringen, nicht ausgeschlossen seien. Schittek hofft, den Beitrag so zumindest auf 250 Euro drücken zu können. 16 feste Zusagen auch für einen Privatkindergarten habe sie schon, ließ sie verlauten und sagte beim Tag der Offenen Tür: "Wir könnten sogar schon zwei Kindergruppen starten." Am Grundkonzept, die Natur als Lehrmeisterin zu nutzen, werde sich nichts ändern, versichert Waldkindergarten-Leiterin Gabi Romich und bekräftigt, dass Waldkinder motorisch besser entwickelt und gesundheitlich robuster seien: "Reihenweise Ausfälle wegen Magen-Darm-Grippe? So etwas kennen wir nicht."