Reportage Wie die Händler in der Sprockhövel mit dem Sommerloch umgehen

Sprockhövel · In der Haßlinghauser Mittelstraße macht sich die Ferienzeit bemerkbar.

Die WZ hat sich zur Stimmungslage bei den Einzelhändlern in der Mittelstraße umgehört.

Foto: JA/Andreas Fischer

Noch sind die Sommerferien nicht zu Ende, die Durststrecke des Handels dauert noch mindestens zwei Wochen. Die einen nehmen es gelassen, andere sind frustriert. Gerade Haßlinghausen ist derzeit im Fokus, weil der Umbau der Mittelstraße den ohnehin gebeutelten Einzelhandel weiter zu belasten droht. Einige der Gewerbetreibenden haben sich verschiedene Strategien ausgedacht, wie man der umsatzschwachen Zeit in den Sommerferien begegnen kann, andere lassen ihrem Frust freien Lauf.

Für das Sporthaus Krön ist es die beste Strategie, sich in den Sommerferien eine Verschnaufpause zu gönnen. Der Experte für den Wintersport, der weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt ist, hat die Schotten in den Sommerferien für drei Wochen dicht gemacht – in Schaufenstern und den Eingangstüren hängt ein Schild, das Kunden darüber informiert. Vom 22. Juli bis 10. August hat der Sportartikelverkäufer Betriebsferien.

Handynachrichten auch noch am späten Abend

Das Reitsportgeschäft von Nicole Claussen macht auch in den Sommerferien weiter, wie das ganze Jahr über, und hat auch keine verkürzten Öffnungszeiten, wie andere Händler das machen. Das Equipment für die Pferde ist keinen jahreszeitlichen Veränderungen unterworfen. Stationär, sagt sie, habe sich die Kundschaft schon längst verändert. „Die Menschen sind gänzlich bequem geworden. Ich bekomme auch spät abends noch Whatsapp-Nachrichten, ich möge dieses oder jenes am nächsten Tag zum Stall bringen. Meine Arbeit wird schon lange nicht mehr wertgeschätzt“, weil sie einen Trend in der Kundschaft beobachtet: Vielfach macht sich eine rücksichtslose, fordernde Art bemerkbar. Weil in der Mittelstraße die Laufkundschaft für ihr Fachgeschäft rar ist, bereist sie mit ihrem mobilen Stand die umliegenden Turniere, generiert hier zusätzlichen Umsatz. Während sie unterwegs ist, hält ihr Sohn den Laden an der Mittelstraße offen.

Wer qualifizierte Beratung wünscht, ist bei ihr in besten Händen, denn Nicole Claussen ist selbst Reiterin und Züchterin: Sie weiß, was Reiter und Pferd brauchen. Preisreduzierungen gibt es bei ihr auf Saisonartikel im Bereich der Sportkleidung: „Da gibt es doch oft modische Trends, die man jetzt günstiger erwerben kann.“

Das Handwerk von Marco My ist das Eismachen. Zwar ist das jetzt im Sommer die Hochzeit für die Branche, aber auch My spürt, dass Ferien sind: „Es sind besonders die Wochen drei und vier der Sommerferien, in denen das Geschäft ruhiger ist. Dann sind die einen aus dem Urlaub noch nicht zurück, die anderen sind aber schon weg. Das ist aber jedes Jahr dasselbe“, zeigt er sich nicht wirklich beunruhigt. In dieser Zeit hat er sich für die Kinder einen besonderen Rabatt in Form einer zusätzlichen Eiskugel ausgedacht. „Wer zwei kauft, bekommt die dritte umsonst.“ Dafür hat er ein Zeitfenster von 12 bis 16 Uhr von Montag bis Freitag bestimmt. Für die Kinder hat er in dieser Saison eine spezielle neue Eissorte kreiert: Das Kungfu-Panda-Eis: eine Komposition aus besonders cremigem und weichem Vanilleeis mit Oreo-Cookie und Lemon-Crumble. Außerhalb der Ferien stehen die Senioren im Mittelpunkt einer Rabattaktion: „Es gibt eine Stempelkarte, und wenn die voll ist, gibt es ein Gratis-Eis.“ So lässt sich Marco My immer wieder mal was Neues einfallen, um seinen Kunden etwas Gutes zu tun.

In einem Bekleidungsgeschäft sind die Schaufenster mit roten Prozentzeichen und dem Hinweis „Sale“ dekoriert, die sich auch am Ständer mit den Sonderangeboten vor dem Laden sowie an Sonderständern im Geschäft befinden. Hier kann man in Ruhe stöbern und nach Schnäppchen suchen. Aber auch die Herbstware ist schon teilweise eingetroffen, sodass viele Kunden auch hier schon einmal durchschauen, welche Trends jetzt angesagt sind. Im Textilhandel macht sich aber auch der Frust über den geplanten Umbau der Mittelstraße bemerkbar: Der Ton ist teilweise resigniert.

Hingegen wimmelt es im Schuhhaus Geller an der Mittelstraße vor Kundschaft. Und das, obwohl im Bereich der Fußbekleidung keine Prozentzeichen dekoriert oder Sommerschlussverkaufsplakate aufgehängt sind. „Im Bereich der Sommerbekleidung bieten wir unseren Kundinnen reduzierte Saisonware an“, erläutert die stellvertretende Filialleiterin Sandra Mirzwicki. Für die Schuhmode gelte das deshalb nicht, weil die Kalkulation so ausgelegt sei, dass es bei Geller ganzjährig klassische und trendige Schuhe zu fairen Preisen zu kaufen gibt.