Wegen Bauarbeiten Wuppertaler Händler am Loh beklagen Umsatzeinbußen
Wuppertal · Weil die Loher Brücke noch bis Herbst gesperrt ist, bleiben die Laufkunden überwiegend aus
Schon seit Monaten ist die Schönebecker Straße gesperrt – erste Unternehmen haben den Ort der dauerhaft ausbleibenden Umsätze verlassen. Seit einigen Wochen ist die Durchfahrt zum und vom Loh gesperrt, weil die Brücke über der Wupper saniert wird. Die Sperrung bedroht Existenzen. Händler versuchen, bis zur Freigabe, die für den Herbst geplant ist, irgendwie zu überleben.
Das Blumenstübchen an der Kreuzung Schönebecker Straße / Ecke Rudolfstraße ist schon zum Barmer Bahnhof umgezogen und hat das hübsche angestammte Ladenlokal verlassen. Der Vermieter habe ihr eine Reduzierung der Miete, schließlich sogar den Verzicht auf die Miete des Ladenlokals angeboten, um sie zum Bleiben zu veranlassen. „Das ist ein tolles Angebot, aber das hilft mir nichts. Ich habe keinerlei Umsätze mehr“, erläuterte Floristin Silvia Deterding schon vor Wochen gegenüber ihren Kunden. Sie ist inzwischen zum Barmer Bahnhof umgezogen.
Kam man bis vor einigen Wochen aber wenigstens noch von der Friedrich-Engels-Allee in die Loher Straße und konnte über die Brücke in die Rudolfstraße und Richtung Neuenteich fahren, endet die Fahrt jetzt etwa auf Höhe der Einfahrt zur Junior Uni. Gewerbetreibende jenseits der Wupperbrücke sind quasi abgeschnitten und – so sieht es die Bauplanung vor – bis Herbst nur zu Fuß erreichbar.
Besonders schwierig ist die Situation etwa für das Schuhfachgeschäft Wagner am Loh: Erst zu Beginn des Jahres hatte Nina Osten das Geschäft übernommen und konnte damit die Schließung des Traditionsgeschäftes verhindern, die ursprünglich vorgesehen war. Jetzt sind die großen Schaufenster mit Packpapier verklebt, auf denen riesige Preisnachlässe von 30 bis 70 Prozent die Kunden ins Geschäft locken sollen. Die Zahlen sind von der Schwebebahn aus sichtbar, aber die Laufkundschaft bleibt schon seit Wochen aus.
Die Ursache: „Grundhafte Erneuerung der Loher Brücke“ heißt das Bauprojekt, und das Bauschild prognostiziert das geplante Ende der Bauzeit für „Herbst 2024“. „Das klappt ja bekanntermaßen nie wie geplant,“ ist die Gründerin des ersten Unverpackt-Ladens „Ohne Wenn & Aber“ an der Straße „Am Brögel“, Diana Lantzen, sauer auf die Stadt. Auch ihr bleibt die Kundschaft weg. Deshalb hat sie sich eine Werbeaktion ausgedacht, die Kunden motivieren soll, trotzdem noch bis zur Sperrung zu fahren, um dann am Brögel doch noch ihre Einkäufe zu tätigen.
Preisnachlass für Kunden mit Fahrrad
Zwar habe sie schon immer für Kundschaft, die mit dem Fahrrad kommt, einen Preisnachlass von fünf Prozent als Kaufanreiz parat, jetzt habe sie den Nachlass aber auf zehn bis 15 Prozent angehoben. Erbost ist die Unternehmerin und Vorsitzende des Dachverbandes der Unverpackt-Läden, weil sie aufgrund eines Aufstellers auf dem Bürgersteig vor ihrem Laden, mit dessen Hilfe sie für ihr Unternehmen in der schwierigen Situation werben wollte, vom Ordnungsamt ein Bußgeld in Höhe von knapp 200 Euro aufgebrummt bekommen hat.
Auch für die Filiale der Bäckerei Ibing, die eigentlich eine gemütliche Außengastronomie direkt am Schwebebahnhof „Loher Brücke“ betreibt, ist die Situation schwierig. „Wir haben gar keine Laufkundschaft mehr“, erläutert Bäckereifachverkäuferin Manuela Grabow. Soweit sie wisse, sei eine Information der anliegenden Firmen nicht erfolgt. Erst mit der Aufstellung des Baustellenschildes war für die Anlieger klar, dass hier mindestens ein halbes Jahr umsatzmäßig kaum etwas laufen würde. Mit Ach und Krach werde die Filiale wohl die Bauphase überleben, scheint Manuela Grabow auch davon nicht ganz überzeugt zu sein. Der Chef habe aktuell Maßnahmen ergriffen: „Wir öffnen jetzt eine Stunde später, weil niemand kommt“, erläuterte sie.
Die Brücke ist kaum mehr als solche erkennbar: Unablässig dröhnen die Bohrhämmer, die abgetragenen Schichten geben den Blick frei auf die innere Konstruktion aus Ziegeln und Beton. Auch die Versorgungsleitungen, die unter der Brücke verlaufen, sind freigelegt, das Baugerüst schwebt unter der Brücke über die träge dahinplätschernde Wupper. Fußgänger gelangen über eine provisorisch parallel zur Loher Brücke konstruierte Wupperquerung, belegt mit federndem Tartanbelag.
Unmittelbar vor dem Provisorium hat auch Andi Oyta sein Tattoo-Studio: „Ja natürlich merke ich auch, dass weniger Kunden kommen. Das bekomme ich aber schon hin – die Umsatzeinbußen kann ich irgendwie verkraften“, so Oyta. Mariana Nedecewa arbeitet im Frisörsalon Deluxe unmittelbar an der Loher Brücke: „Ich merke gar nicht, dass die Loher Straße gesperrt ist. Unsere Kunden kommen mit der Schwebebahn oder zu Fuß – das ist für uns gar kein Problem.“