Ein Überblick Wo es bei der Kommunalwahl spannend wird

Düsseldorf · Die NRW-Kommunalwahl am 13. September hat viele spannende Schauplätze. Eine Auswahl an Kuriosem und Wissenswertem von A wie Aachen bis W wie Wuppertal.

 Lokalmatadore, die in der Pandemie als Krisenmanager hervor stachen, könnten am 13. September gute Chancen haben.

Lokalmatadore, die in der Pandemie als Krisenmanager hervor stachen, könnten am 13. September gute Chancen haben.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Platzhirsch gegen Herausforderer, Schwarz gegen Grün, Attacke auf die „Herzkammer der Sozialdemokratie“ – die NRW-Kommunalwahl am 13. September hat viele spannende Schauplätze. Bisweilen muss ein passender Kandidat erst per Annonce gesucht werden. Eine Auswahl an Kuriosem und Wissenswertem von A wie Aachen bis W wie Wuppertal.

Aachen: In der Domstadt steht mit Sicherheit ein Wechsel an. Nach elf Jahren tritt Oberbürgermeister (OB) Marcel Philipp (CDU) nicht wieder an. In der schwarz-roten Koalition ist die CDU stärkste Kraft. Sie schickt jetzt ihren 57 Jahre alten Fraktionschef Harald Baal ins Rennen, der seit vielen Jahren einen Namen in der Aachener Politik hat. Dagegen ist SPD-Kandidat Mathias Dopatka tendenziell ein Newcomer: Der 38-jährige gebürtige Bottroper ist seit September 2018 Vorsitzender der SPD in Aachen.

Bonn: Als Ashok-Alexander Sridharan 2015 zum Oberbürgermeister von Bonn gewählt wurde, war das bemerkenswert. Zum einen brach er für seine CDU das mehr als 20 Jahre währende Abo der SPD auf den OB-Sessel. Zum anderen wurde erstmals ein CDU-Politiker mit Migrationshintergrund Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Nun möchte Sridharan eine zweite Amtszeit. Doch auch die SPD-Konkurrenz trägt einen bekannten Namen: Lissi von Bülow ist Tochter von Andreas von Bülow, einst Minister unter Helmut Schmidt.

Dortmund: Ausgerechnet in der früheren „Herzkammer der Sozialdemokratie“ will jetzt ein CDU-Politiker angreifen, der bislang Bürgermeister im sauerländischen Altena ist. Andreas Hollstein ist bundesweit bekannt geworden, als er sich in der Flüchtlingskrise dafür einsetzte, mehr Asylbewerber aufzunehmen. Deswegen hatte ein Psychisch-Kranker ihn mit einem Messer attackiert. Der bisherige SPD-Amtsinhaber Ullrich Sierau tritt nicht mehr an. Stattdessen hat die SPD nun den Wirtschaftsförderer der drittgrößten NRW-Stadt, Thomas Westphal, nominiert. Laut Umfragen ohne Chance auf die Mehrheit ist die Ex-Landeschefin der Grünen, Daniela Schneckenburger.

Düsseldorf: In der Landeshauptstadt füllt Thomas Geisel (SPD) das OB-Amt mit viel Selbstbewusstsein aus und eckt dabei häufig an – jüngst mit Plänen für ein Großkonzert trotz Pandemie und kurz davor wegen einer Kooperation mit Skandal-Rapper Farid Bang. Gegen Geisel tritt ausgerechnet der Direktor der „verbotenen Stadt“ Köln an: Stephan Keller (CDU). Die FDP-Bundestagsabgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann will gegen den Schwaben Geisel und den Kölner ausdrücklich damit punkten, dass die Stadt eine echte Düsseldorferin verdiene. Für die Grünen möchte der Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld ins Rathaus. Bei den Europawahlen 2020 hatten die Grünen ein überdurchschnittlich hohes Wählerpotenzial in Düsseldorf mobilisiert.

Kreis Heinsberg: Mit Corona-Krisenmanager Stephan Pusch (CDU) steht der wohl bekannteste Landrat in NRW zur Wahl. Nach dem landesweit ersten Virus-Ausbruch im Kreis Heinsberg war der 51-Jährige um ein klares Wort nie verlegen und stand für pragmatische Lösungen. Mit seinen täglichen Video-Botschaften brachte er die Bevölkerung mit Infos auf den neuesten Stand. Pusch ist seit 16 Jahren im Amt und wurde zuletzt 2014 mit deutlicher Mehrheit von knapp 60 Prozent wiedergewählt.

Köln: Wahlkampf unter Normalbedingungen kennt Henriette Reker nicht. 2015 wurde sie einen Tag vor dem Urnengang von einem Rechtsextremisten niedergestochen und nahm die Wahl am Krankenbett an. 2020 herrscht Corona-Krise. Klar ist: Die parteilose Politikerin will eine zweite Amtszeit. Anders als 2015 wird die 63-Jährige nicht mehr von der FDP unterstützt. Dafür sind jetzt CDU und Grüne an ihrer Seite. Als größter Konkurrent gilt der Landtagsabgeordnete Andreas Kossiski, der für die SPD ins Rennen geht. Bis zu seiner Kandidatur war er Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zum Missbrauchskomplex Lügde.

Monheim: Die beschauliche Stadt am Rhein ist durch ihre niedrige Gewerbesteuer reich geworden. Dafür steht Bürgermeister Daniel Zimmermann. Der 38-Jährige tritt zum dritten Mal an. 2014 erhielt er fast 95 Prozent der Stimmen. Seine Partei „Peto“ (lateinisch: ich fordere) errang 26 von 40 Stimmen im Stadtrat. Der dicke Geldbeutel hat der Stadt mit 40 000 Einwohnern zu einem Luxusleben verholfen: mit Gratis-Bussen oder einer Skulptur des Stadtwappens „Gänseliesel“ von Markus Lüpertz.

Münster: Grüne oder CDU – wer regiert die Studenten- und Beamtenstadt? Seit 2009 ist Markus Lewe Oberbürgermeister von Münster. 2015 setzte sich der CDU-Politiker mit 50,59 Prozent bereits im ersten Wahlgang knapp durch. Das will in diesem Jahr Peter Todeskino verhindern. Er tritt für die Grünen an. Der Jurist war zuletzt in Münster Geschäftsführer einer Bau-Tochter der Stadt Münster. Zuvor war er Stadtrat für Stadtentwicklung und Umwelt und Bürgermeister in Kiel. Ob der 61-Jährige eine Chance gegen Lewe hat, ist ungewiss. Zuletzt war ein Bündnis aus Schwarz-Grün im Rat geplatzt – und der Wahlkampf damit eröffnet.

Wuppertal: CDU und Grüne wollen mit einem gemeinsamen Kandidaten den Chefsessel im Rathaus erobern. Uwe Schneidewind war bis vor kurzem Präsident des renommierten Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Der sportliche 54-Jährige ist Mitglied der Grünen und versteht sich als ökologisch orientierter Wirtschaftswissenschaftler.  Amtsinhaber Andreas Mucke von der SPD tritt wieder an. Der 53-jährige Diplom-Ingenieur kam 2015 in einer Stichwahl neu in das Amt.

(dpa)