Auf Streife mit Nele Ernst Viele Einsätze während der Nachtschicht

Polizistin Nele Ernst berichtet von ihren Erlebnissen auf Streife.

Nele Ernst berichtet von ihren Erlebnissen auf Streife.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In der vergangenen Woche wollten mein Kollege und ich im Nachtdienst zwei Personen auf einem Motorroller kontrollieren, da einer der beiden keinen Helm trug. Als der Fahrer merkte, dass wir ihm hinterherfuhren, schaltete er sofort das Licht des Rollers ab und fuhr in einen Waldweg. Meinem Kollegen und mir war sofort klar, dass die beiden vor unserer Kontrolle flüchten wollten. Wir forderten sie also über Anhaltezeichen, Blaulicht und Durchsagen über den Außenlautsprecher des Streifenwagens auf, anzuhalten. Dadurch ließ sich der Fahrer aber nicht beirren. So fuhren wir den beiden quer durch einen Wald hinterher, bis wir in Solingen waren und den beiden an einer geeigneten Stelle gefahrlos den Weg abschneiden konnten. Mittlerweile waren mehrere Einsatzmittel informiert und trafen wenig später vor Ort ein, nachdem wir den Fahrzeugführer und den Soziusfahrer gestellt hatten. Kurz darauf wurde uns klar, warum sie vor uns flüchteten; der Fahrer hatte keinen Führerschein und der Motorroller war nicht angemeldet, was eine Straftat nach dem Pflichtversicherungsgesetz darstellt. Zudem konnte er uns nicht glaubhaft nachweisen, dass der Motorroller tatsächlich ihm gehört, da das Kennzeichen, das am Roller angebracht war, nicht zum Fahrzeug passte. Der Fahrer muss sich nun wegen mehrerer Straftaten verantworten.

In einer anderen Nacht wurden wir zu diversen Ruhestörungen geschickt, wovon eine im weiteren Verlauf noch ausarten sollte. Eine Gruppe von circa 20 Personen feierte eine Geburtstagsparty im Freien, wobei die Musik und die lauten Unterhaltungen der Gäste die Nachtruhe einiger Nachbarn störte. Das Geburtstagskind zeigte sich sehr verständnisvoll und versprach, die Musik auszustellen und die Party im Haus fortzuführen. Mit dieser Maßnahme gaben wir uns zufrieden und beendeten den Einsatz mit dem Gedanken, dass es dort für den Rest der Schicht keine Probleme mehr geben sollte. Einige Stunden später kam jedoch der nächste Einsatz ganz in der Nähe der Geburtstagsparty. Diesmal aber nicht wegen einer erneuten Ruhestörung, sondern wegen einer Massenschlägerei. Sofort machten wir uns mit sämtlichen anderen Einsatzmitteln auf den Weg. Vor Ort angekommen, sprangen wir sofort aus den Streifenwagen. Mehrere Personen flüchteten. Nach und nach trafen immer mehr Streifen- und auch Rettungswagen vor Ort ein. Ein Kollege und ich konnten eine flüchtende Person stellen. Diese gab sofort an, von mehreren Personen angegriffen worden zu sein. Das Gesicht war blutig und die Person war eindeutig verängstigt. Gemeinsam mit zwei weiteren Kollegen wurde sie zu einem Rettungswagen gebracht und dort zunächst versorgt.

Währenddessen machte ich mich mit meinem Streifenpartner auf die Suche nach weiteren Beteiligten. Von denen fehlte aber mittlerweile schon jede Spur. Da sich immer mehr Kollegen - unter anderem auch aus der Hundertschaft und Diensthundführer - in den Einsatz eingeklinkt hatten, bestand die ganze Straße aus Streifenwagen. Das erregte wohl so viel Aufmerksamkeit, dass sogar wenig später ein Pressevertreter vor Ort war. Mittels diverser Zeugenaussagen wird nun nach den flüchtigen Tätern ermittelt.