„Pools an der Niers“ in Grefrath Performance zum Thema Kohleabbau
Oedt/Süchteln · Tagebaue sind oft Themen für Politiker oder Klimaaktivisten. Jetzt beschäftigt sich damit eine Künstlerin, die eine Kuratorin aus Süchteln herangezogen hat. Was Zuschauer bei der Vorstellung an der Burg Uda erwartet.
Im September wird die Burg Uda nahe der Niers in Oedt Schauplatz einer besonderen Videoperformance. Die Bochumer Künstlerin Marlene Helling befasst sich in ihrem Werk mit den Auswirkungen von menschlichen Eingriffen durch den weltweiten Rohstoffabbau und den Tourismus. Basierend auf einer bestehenden Arbeit erarbeitete sie die Präsentation „Pools an der Niers“, in der das Abbaugebiet Garzweiler II und die Folgen für die Niers thematisiert werden.
Das Wasser der Niers fließt unaufhörlich – alles andere ist auch schwer vorstellbar. Nicht nur aus ökologischen Gründen, ist die Niers doch ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Für die Menschen bietet die Niers und ihre Umgebung reizvolle Freizeit- und Entspannungsmöglichkeiten: Dass man auf ihr paddeln, an ihr entlang spazieren und Radfahren kann, sind wichtige Aspekte des Naherholungsgebietes.
Das Quellgebiet der Niers liegt in Kuckum. Doch sind diese Quellen schon seit 60 Jahren versiegt. Die Niers wird stattdessen am Oberlauf durch sogenannte Sümpfungswasser aus dem Tagebau Garzweiler II gespeist. In Nordrhein-Westfalen soll die Braunkohleförderung schon spätestens 2030 Geschichte sein. Das bedeutet neben der Unabhängigkeit von der Kohle allerdings auch das Ende der Wassereinspeisung. Die Lösung soll in einer Wassertransportleitung vom Rhein über Umwege in die Niers liegen. Davon las die Kuratorin künstlerischer Projekte, Louisa Kistemaker. Sie ist in Süchteln aufgewachsen. Sie interessiert die Frage: „Wie geht man mit Allgemeingütern wie Luft, Wasser, Wäldern um?“ Auf einem Workshop zu Thema Hydrofeminismus traf sie die Künstlerin Marlene Helling. Gemeinsam mit ihr und in Kooperation mit der Königsburg e. V. wuchs das Projekt für die Burg Uda.
Die Performance besteht aus drei Videos, die auf eine neun Meter breite und 170 Zentimeter große Fläche am Unterstand der Burg Uda projiziert wird. Das Publikum nimmt unter einem Pavillon Platz. Parallel zum Video performt Marlene Helling auf einer Bühne. Die Videoperformance „Pools“ war die Abschlussarbeit der Künstlerin an der Ruhr-Universität Bochum. Damals ging es um drei Abbaugebiete und die Folgen: den Hambacher Tagebau, das Tote Meer und die Lausitzer Braunkohlereviere – alle drei sowohl Abbaugebiete wie touristische Hotspots. Für die Videoperformance, die Marlene Helling an der Burg Uda zeigt, hat sie die bestehende Arbeit mit neuen lokalen Aspekten ergänzt. Die Künstlerin verbrachte Zeit an der Niers, badete im Fluss, beobachtete die Kanufahrer und Fahrerinnen, machte sich ein Bild vom Freizeittreiben ebenso wie vom Klärwerk – alles hielt sie mit Videoaufnahmen fest. Diese fanden Einlass in die bestehende Arbeit.
Während das Video läuft, agiert Helling auf der Bühne, spricht so etwas wie einen Reisereport ihres Ausflugs an die Niers, vollführt wiederkehrende Bewegungen, die auch in den Videos zu sehen sind. „Pools an der Niers“ zeigt, so Helling, wie der Mensch die Natur zur Ware macht. Die Performance fordert die Zuschauerinnen und Zuschauer auf, sich mit den Folgen des Braunkohleabbaus auseinanderzusetzen. „Auch wenn das ein ernstes Thema ist, arbeite ich mit Humor und Ironie“, sagt Helling. Zur Diskussion lädt der Verein Königsburg am Mittwoch nach den Performances in die Räume der Königsburg in Süchteln ein.
Als Experten sind eingeladen: Rainer Röder vom Kreis Viersen, Margit Heinz, Niersverband, Günter Wessels, Nabu Viersen, Adolf Hammans, Hammans Freizeit GmbH. Die Künstlerin nimmt ebenfalls teil. Die Moderation übernimmt Louisa Kistemaker.
Die 30-jährige Künstlerin Marlene Helling hat in Hildesheim Kulturwissenschaft und ästhetische Praxis und an der Ruhr-Universität Bochum szenische Forschung studiert. Bei der Entwicklung von „Pools an der Niers“ wurde Helling von Marei Dierßen, Juli Grönefeld und Simon Vorgrimmler künstlerisch unterstützt. Gefördert wird das Projekt durch das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste aus dem Gesamtprogramm ÖkoKult NRW, Tiny Adaptions. Kooperationspartner in Viersen ist der Verein Königsburg in Süchteln.