Versicherungsexperte gibt Tipps Welche Versicherung zahlt was im Einbruchsfall?

Kreis Viersen · Im Kreis Viersen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche gestiegen. Besonders gefragt bei den Tätern: Bargeld und alles, was sich schnell zu Geld machen lässt. Welche Versicherung kommt dafür auf? Wie kann man sich absichern? Ein Versicherungsexperte gibt Tipps.

In vielen Fällen hebeln EInbrecher die Haus- oder Terrassentür auf, um in die Wohnung zu gelangen. Dabei wird oft auch die Tür beschädigt.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Im Kreis Viersen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr gestiegen. Für das Jahr 2023 registrierte die Kreispolizeibehörde insgesamt 438 Fälle – 2022 waren es noch 389. In etwa der Hälfte der Fälle bleibt es zum Glück beim Versuch, doch häufig genug sind Einbrecher erfolgreich: Sie hebeln die Haustür, die Terrassentür oder ein Fenster auf, steigen in die Wohnung ein und durchwühlen Schränke und Kommoden. Immer wieder finden sie dabei Bargeld und nehmen ansonsten mit, was sich schnell zu Geld machen lässt: Schmuck, Uhren und Münzen etwa.

Welche Versicherung kommt dafür auf, wer kümmert sich um die Schäden an der Tür? Und wie kann man sich bestmöglich absichern? Darüber haben wir mit Ludger Tillmann, Vorsitzender im Landesverband NRW des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute, gesprochen. Hier sind seine Tipps.

Tür

Oft hebeln Einbrecher Haustür, Wohnungstür oder Terrassentür auf, um in Haus oder Wohnung zu gelangen. Wird die Tür dabei beschädigt, sei dies ein Fall für die Gebäudeversicherung, sagt Tillmann. Die Tür sei ein Gebäudebestandteil, „und wenn ich einen ordentlichen, zeitgemäßen Versicherungsvertrag habe, kommt die Gebäudeversicherung dafür auf.“ Die Gebäudeversicherung sei auch zuständig, wenn sich Einbrecher an abgeschlossenen Zimmertüren zu schaffen machten.

Ludger Tillmann ist Vorsitzender des Landesverbands NRW im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute.

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Geld

Besonders gefragt bei Einbrechern: Bargeld. Immer noch bewahren viele Menschen Geld zu Hause auf, mitunter auch größere Beträge. Wer ein paar Hundert Euro im Haus hat, muss sich keine Sorgen machen: „In den meisten Verträgen der Hausratversicherung sind 1000 oder 2000 Euro automatisch mitversichert“, sagt Tillmann, denn: „Ein gewisser Handvorrat an Bargeld wird jedem zugestanden.“ Dabei spiele es übrigens keine Rolle, wo das Geld aufbewahrt worden sei – ob man es nun offen auf dem Couchtisch liegen ließ oder unter der Matratze versteckte: „Einbrecher sind Fachleute, sie kennen die klassischen Verstecke und wissen, wo sie suchen müssen“, sagt Tillmann.

Wer allerdings größere Beträge im Haus aufbewahren will, sollte mit seiner Hausratversicherung darüber reden, rät Tillmann, „dann ist die Nachttischschublade nicht mehr der geeignete Aufbewahrungsort.“ Größere Summen könne man absichern, allerdings müsse das Geld zu Hause dann gut gesichert sein, etwa in einem speziell geprüften Tresor. Der kleine Möbeltresor aus Blech, den man überall für wenig Geld kaufen könne, sei nicht geeignet für hohe Bargeldbeträge, sagt Tillmann, „er lässt sich einfach mit dem Schraubendreher öffnen.“

Schmuck

Auch bei Schmuck ist die Hausratversicherung zuständig, um den Geldwert der gestohlenen Stücke zu ersetzen. Doch was war die Kette, der Ring oder die Brosche wert, die die Einbrecher mitnahmen? Wer kann das genau sagen? Tillmann rät deshalb dazu, eine Liste der Wertgegenstände anzulegen – bevor es überhaupt zu einem Einbruch kommt. „Im Idealfall habe ich einen Kaufbeleg, den ich dazulegen kann“, sagt Tillmann, „doch in der Praxis ist das illusorisch.“ Von vielen Familienerbstücken etwa gibt es keine Kaufbelege mehr.

Deshalb sollte man die Wertgegenstände einzeln fotografieren, am besten mit einem Lineal daneben, um den Maßstab anzugeben, und die Fotos dann der Inventarliste beifügen. Anhand der Fotos könne ein Experte den Wert von Brosche, Kette oder Uhr feststellen.

Passt die Versicherungssumme in der Hausratversicherung auf die im Haus aufbewahrten Wertgegenstände? Auch diese Frage sollte man sich stellen. Wer Dinge von hohem Wert im Haus habe, sollte daran denken, dass die Versicherungssumme passt, rät Tillmann, und gegebenenfalls nachbessern: „Vererbt mir die Tante Schmuck im Wert von 200 000 Euro, sollte ich die Versicherungssumme anpassen.“

Elektronik

Auch Smartphone, Tablet und Playstation werden bei Einbrüchen gestohlen, selbst teures Werkzeug lassen die Täter mitgehen. Dann ist die Hausratversicherung der richtige Ansprechpartner: „Hausrat umfasst alles, was lose in der Wohnung ist, was nicht niet- und nagelfest ist“, sagt Tillmann. Dabei umfasst der Begriff „Wohnung“ auch Garage, Schuppen oder Keller. Wird beispielsweise aus dem Keller die Campingausrüstung gestohlen, kommt auch hier die Hausratversicherung für den Schaden auf.

Allerdings: Keller, Schuppen oder Garage müssen abgeschlossen gewesen sein, als die Einbrecher kamen. „Als Versicherter habe ich gewisse Obliegenheiten“, erklärt Tillmann, „ich darf es den Tätern nicht zu einfach machen.“ Fenster müssen also geschlossen sein – ein auf Kipp stehendes Fenster hat ein Einbrecher im Handumdrehen geöffnet. Auch die Wohnungstür muss zweimal abgeschlossen und nicht einfach nur zugezogen werden, „auch wenn ich nur nach nebenan zum Supermarkt will“, warnt Tillmann: „Im Schadensfall stellt ein Gutachter fest, ob das Fenster auf Kipp stand oder die Tür nur zugezogen war.“ Auch sei es nicht ratsam, das Garagentor einfach offen stehen zu lassen. „Wird dann die Kettensäge aus der offenen Garage gestohlen, gibt es nichts von der Versicherung“, sagt Tillmann.

Fahrrad

Bei Fahrrädern sieht es etwas anders aus. „Vom Grundsatz her sind Fahrräder über die Hausratversicherung mitversichert, sofern sie aus einem verschlossenen Gebäude, also aus Haus, Keller, Schuppen oder Garage gestohlen wurden“, sagt Tillmann. In vielen Versicherungsverträgen gibt es aber auch einen Zusatzbaustein. Der stellt sicher, dass das Fahrrad auch dann versichert ist, wenn es abgeschlossen draußen stand, und zwar nicht nur vor dem eigenen Haus, sondern beispielsweise auch vor dem Supermarkt oder Restaurant. „Habe ich diesen Zusatzbaustein, kann ich das Fahrrad abgeschlossen auch in der Garage abstellen und das Garagentor offen lassen, dann wird es ersetzt“, erklärt der Experte. Wichtig sei in jedem Fall, dass das Fahrrad abgeschlossen werde.

Auto

Nehmen die Einbrecher die Autoschlüssel mit, ist zur Wiederbeschaffung von Schlüsseln die Hausratversicherung zuständig. Stehlen die Täter auch das Auto, das in der Einfahrt stand, ist der entwendete Pkw über die Kfz-Versicherung (Teilkasko) abgesichert.

Beratung

Grundsätzlich sollten Versicherte etwa alle zwei Jahre mit dem sie betreuenden Versicherungsfachmann sprechen und prüfen, ob die Verträge noch zu den eigenen Lebensumständen passen oder etwas geändert werden muss, rät Ludger Tillmann. Faustregeln können passen, müssen es aber nicht: „Ich kann auf 50 Quadratmetern sehr viele Wertgegenstände haben oder sehr wenig, die Wohnungsgröße allein ist kein Maßstab“, macht der Versicherungsexperte klar: „Es muss für mich passen.“