Hilfsorganisation Wie Münsteraner Studierende Geflüchteten helfen

MÜNSTER · Corona erschwerte die Arbeit, jetzt stehen neue Unternehmungen an - mit Hilfen in den Lagern bei Griechenland.

Corona-Zeiten: Die Münsteraner Studierenden von Global Brigades bei einer Zoom-Konferenz.

Foto: Münster

Was 2003 an der Marquette University in Milwaukee im US-Bundestaat Wisconsin mit einigen wenigen Medizinstudenten begonnen hat, ist inzwischen eine weltweite Bewegung geworden. „Die Global Brigades sind die weltweit größte von Studenten geführte Nichtregierungsorganisation für Entwicklungszusammenarbeit und interkulturellen Austausch. Bislang haben sich dort mehr als 83 500 Menschen ehrenamtlich engagiert“, berichtet Sophia Ukens von den Global Brigades Münster, eine von drei Ortsgruppen in Deutschland. Die Organisation gibt es seit 2010 in Deutschland. Begonnen hat alles in der Uni Bayreuth.

Die Arbeit der Studenten bei den Brigaden hat sich seit der Gründung nicht groß verändert. Damals wurden Gemeinden in Honduras medizinisch unterstützt. Darum geht es auch heute noch. Bei den knapp 50 Studenten in Münster steht die Hilfe für ein Geflüchtetenlager in Ritsona unweit von Athen und ein Krankenhaus in der griechischen Hauptstadt für vulnerable und geflüchtete Menschen im Mittelpunkt des Engagements.

„Im Lager hat die medizinische Versorgung im vergangenen Jahr sehr zu Wünschen übriggelassen. Wegen der Pandemie durften keine Ärzte und internationale Helfer mehr ins Lager. Das hat die Zustände deutlich verschlechtert. Im Camp wurden Kinder geboren, ohne dass Ärzte den Müttern bei der Geburt beistehen konnten. Wir wollten als Brigade im März 2020 vor Ort sein, das mussten wir wegen Corona absagen. Jetzt hoffen wir, dass wir zumindest Ende September die Klinik in Athen besuchen und dort vor Ort mithelfen können“, sagt die Medizinstudentin. Willkommen sind bei den Global Brigades nicht nur Studenten: „Jeder, der sich engagieren möchte und der die medizinische Versorgung von Menschen in Not nachhaltig verbessern möchte, kann bei uns mitarbeiten. Jeder kann etwas zum Besseren bewegen.“

In der Regel sind bei einer Brigade Studenten vor Ort, helfen bei der täglichen Arbeit und bekommen so einen Einblick in den Alltag der Ärzte und der geflüchteten Menschen in der Klinik, wenn möglich auch im Lager. Als Ersatz für den ausgefallenen Einsatz in Griechenland haben die Münsteraner im vergangenen Jahr eine sogenannte Telebrigade realisiert. Dabei konnten die Studenten via Internet Kontakt zu Ärzten und deren Patienten aufnehmen. „Aktuell bieten wir zudem eine digitale Vortagsreihe an, bei der Menschen über ihre Arbeit mit Geflüchteten berichten und auch Menschen, die geflüchtet sind, zu Wort kommen. So wollen wir wieder in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die Situation von geflüchteten Menschen schaffen. Gerade jetzt in der Pandemie haben wir dieses Thema aus den Augen verloren, das möchten wir wieder ändern“, sagt Ukens.

Die 25-Jährige angehende Ärztin will sich auch später dem wichtigen Themenfeld widmen: „Ich überlege gerade, ob ich noch einen Masterstudiengang zur globalen Gesundheit machen soll. Ich möchte die politischen und kulturellen Hintergründe der Situation besser verstehen, um die Hilfe für die Menschen noch besser leisten zu können. Ich interessiere mich für die globale Gesundheit und die Dringlichkeit der Lage hat mich auch dazu bewogen, mich im Studium bei den Global Brigades zu engagieren. Auch als Ärztin will ich später für eine Nichtregierungsorganisation arbeiten und vor Ort den Menschen helfen.“

Seit zwei Jahren ist der Chemiestudent Felix Loeffler bei den Global Brigades in Münster dabei. „Jeder kann seine Ideen einbringen. Es gibt hier keine hierarchischen Strukturen, jeder kann mithelfen. Dazu gehören regelmäßig auch Spendenaktionen. Wir wissen genau, was an Sachspenden benötigt wird und leiten dies dann weiter nach Griechenland. Dazu gehören zum Beispiel medizinische Geräte für die Klinik. Auch im Rahmen der Telebrigade wurde Geld gesammelt. Das Thema liegt mir sehr am Herzen, die Geflüchteten in Griechenland brauchen jetzt dringend unsere Hilfe“, sagt der 22-Jährige.