Chronik Diese Ministerpräsidenten regierten in 75 Jahren NRW

Düsseldorf · Seit seiner Gründung im Jahr 1946 gab es im Land Nordrhein-Westfalen zehn Regierungschefs und eine Regierungschefin – von Rudolf Amelunxen bis Armin Laschet. Eine Chronik.

Ministerpräsident Armin Laschet hat zuletzt die Geschicke NRWs in seiner Hand gehabt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Ein Regierungschef wurde ernannt, zehn gewählt. Kein Ministerpräsident regierte das Land Nordrhein-Westfalen so lange wie der Wuppertaler Johannes Rau. Seit seiner Gründung im Jahr 1946 gab es im Land Nordrhein-Westfalen zehn Regierungschefs und eine Regierungschefin – von Rudolf Amelunxen bis Armin Laschet:

Rudolf Amelunxen (parteilos, ab 1947: Zentrum), regierte vom 30.8.1946 bis zum 19.4.1947

Rudolf Amelunxen, parteilos

Foto: LAND NRW/Land NRW

Rudolf Amelunxen (1888-1969) wurde nicht gewählt, sondern von der britischen Besatzungsmacht zum Regierungschef ernannt. Der in Köln geborene Jurist hatte im preußischen Staatsdienst gearbeitet, wurde 1926 Regierungspräsident in Münster. 1932 wurde er in den Ruhestand versetzt, nachdem für Preußen ein Reichskommissar eingesetzt worden war. Amelunxen sollte nur als Übergangs-Ministerpräsident bis zu den ersten Landtagswahlen fungieren. Er war später bis 1958 Sozialminister und Justizminister in den von seinen Nachfolgern Arnold und Steinhoff gebildeten Kabinetten.

Karl Arnold (CDU), regierte vom 16.6.1947 bis 19.2.1956

Karl Arnold, CDU

Foto: LAND NRW/Land NRW

Karl Arnold (1901-1958) war der erste frei gewählte Regierungschef in NRW und stand für den christlich-sozialen Arbeitnehmerflügel der Partei – in Abgrenzung zu seinem Parteifreund Konrad Adenauer. Der in Herrlishöfen geborene Arnold war seit Anfang 1946 Oberbürgermeister von Düsseldorf. Er erhielt auch von der britischen Besatzungsmacht die Lizenz für die Tageszeitung „Rheinische Post“. Er bildete 1947 eine Koalitionsregierung aus CDU, SPD, Zentrum und KPD. Die KPD schied 1948 aus der Regierung aus. Auch nach 1950 blieb er Ministerpräsident, aber in einer Koalition ohne die SPD – zunächst mit der Zentrumspartei, nach 1954 mit der FDP. Nach einem Misstrauensvotum im Februar 1956 schied er aus dem Amt. 

Fritz Steinhoff (SPD), regierte vom 20.2.1956 bis 20.7.1958

Fritz Steinhoff, SPD

Foto: LAND NRW/Land NRW

Der in Wickede geborene Fritz Steinhoff (1897 bis 1969) war schon seit 1954 Fraktionschef der SPD im Landtag gewesen. Nach dem Sturz der Vorgängerregierung blieben ihm nur zwei Jahre im Amt bis zur nächsten Wahl. Zu wenig, um ein eigenes Profil zu erlangen und die Wähler von der Koalition aus SPD, FDP und Zentrum zu überzeugen. 

Franz Meyers (CDU), regierte vom 21.7.1958 bis 7.12.1966

Franz Meyers, CDU

Foto: LAND NRW/Land NRW

1952 war der Jurist Franz Meyers (1908-2002) zum Oberbürgermeister von Mönchengladbach gewählt worden. Als Karl Arnold, der frühere Ministerpräsident, der wieder zurück an die Macht wollte, mitten im Wahlkampf starb, wurde Meyers zum Spitzenkandidaten der CDU. Und schaffte die absolute Mehrheit. 1962 verlor die CDU diese wieder, blieb aber stärkste politische Kraft und musste mit den Liberalen eine Koalition eingehen. 1966 kam es zwar noch einmal zur Wiederwahl, die CDU/FDP-Regierung brach aber schon ein paar Monate später nach einem Misstrauensvotum auseinander. Es war der Beginn einer fast vier Jahrzehnte andauernden SPD-Vorherrschaft in Nordrhein-Westfalen.

Heinz Kühn (SPD), regierte vom 8.12.1966 bis 19.9.1978

Heinz Kühn, SPD

Foto: LAND NRW/Land NRW

Der in Köln geborene Heinz Kühn (1912-1992) saß von 1953 bis 1963 für die SPD im Bundestag und war vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten vier Jahre lang Oppositionsführer im NRW-Landtag. 1970 und dann wieder 1975 wurde er im Amt bestätigt. Schwere Konflikte um die Schulpolitik (die CDU stoppte per Volksbegehren das Gesetz über eine Einführung der Kooperativen Schule) und eine Affäre um den damaligen Chef der Westdeutschen Landesbank brachten Kühn in Probleme. Im September 1978 trat er zurück.

Johannes Rau (SPD), regierte vom 20.9.1978 bis 26.5.1998

Johannes Rau, SPD

Foto: dpa

Johannes Rau (1931-2006), der in Wuppertal geborene spätere Bundespräsident, führte fast 20 Jahre lang die NRW-Landesregierung. Schon zuvor war er acht Jahre lang Wissenschaftsminister gewesen. In seine Amtszeit als Ministerpräsident fiel das dreimalige Erringen der absoluten Mehrheit für die SPD (1980,1985 und 1990). 1987 trat er bei der Bundestagswahl gegen Helmut Kohl an. Er unterlag und blieb in Düsseldorf. Nach 15 Jahren Alleinregierung verlor die SPD 1995 die absolute Mehrheit, ging eine Koalition mit den Grünen ein. Johannes Rau legte dann aber 1998 sein Amt nieder.

Wolfgang Clement (SPD), regierte vom 27.5.1998 bis 20.10.2002

Wolfgang Clement, SPD

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der 1940 in Bochum geborene Wolfgang Clement galt lange als Kronprinz von Johannes Rau, war vor der Amtsübernahme Wirtschaftsminister in dessen Kabinett. In seiner Zeit zog der Ministerpräsident aus der Villa Horion in das neue Düsseldorfer Stadttor um. Bei der Landtagswahl im Mai 2000 wurde Clement im Amt bestätigt, wieder gab es eine Koalition mit den Grünen. Im September 2002 berief ihn Gerhard Schröder in die Bundesregierung – als Superminister für Wirtschaft und Arbeit. Er trieb die Hartz-Reformen voran, entfremdete sich immer mehr von seiner Partei, trat schließlich 2008 aus der SPD aus.

Peer Steinbrück (SPD), regierte vom 6.11.2002 bis 21.6.2005

Peer Steinbrück, SPD

Foto: dpa/Federico Gambarini

Peer Steinbrück, 1947 in Hamburg geboren, war zugereister Nordrhein-Westfale. 1985 war er ins Umweltministerium gekommen, 1986 Büroleiter von Rau geworden, bevor er wieder als Staatssekretär und dann als Wirtschaftsminister nach Schleswig-Holstein wechselte. 1998 dann seine Rückkehr nach Düsseldorf – erst als Wirtschafts-, dann als Finanzminister. Ein rauer Ton mit dem grünen Koalitionspartner prägte seine Amtszeit, 2005 wurden er und Rot/Grün abgewählt.

Jürgen Rüttgers (CDU), regierte vom 21.6.2005 bis 14.7.2010

Jürgen Rüttgers, CDU

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der erste CDU-Ministerpräsident nach fast 40 Jahren ist wieder ein echter Nordrhein-Westfale: Jürgen Rüttgers, geboren 1951 in Köln, war 1994 unter Bundeskanzler Helmut Kohl Bildungsminister. 1999 wurde er Landesvorsitzender der nordrhein-westfälischen CDU. Schon bei der Wahl im Jahr 2000 war er angetreten, Ministerpräsident zu werden. Es klappte dann aber erst im zweiten Anlauf fünf Jahre später. Nach nur einer Amtsperiode war es mit der Vorherrschaft der CDU in Nordrhein-Westfalen wieder vorbei.

Hannelore Kraft (SPD), regierte vom 14.7.2010 bis 27.6.2017

Hannelore Kraft, SPD

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Hannelore Kraft war die erste Frau an der Spitze des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai 2010, zu der Kraft als SPD-Spitzenkandidatin antrat und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) herausforderte, gewann die SPD 67 Mandate. Politisch positionierte sie sich stets klassisch sozialdemokratisch. Die in Mülheim geborene Hannelore Kraft (SPD) regierte zunächst mit den Grünen in einer Minderheitsregierung, es gab Probleme bei der Haushaltsverabschiedung, im März 2012 löste sich der Landtag auf. Bei der Wahl im Mai 2012 erreichte Rot-Grün eine echte Mehrheit. Diese wurde dann bei der Landtagswahl 2017 von Schwarz-Gelb abgelöst.

Seit 2017 ist Armin Laschet (CDU)  Ministerpräsident.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, CDU

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Aachener war schon von 2005 bis 2010 in der Landesregierung. Damals als Integrations- und Familienminister in der Regierung Rüttgers. Armin Laschet möchte aber nicht Ministerpräsident bleiben. Ihn zieht es nach Berlin. Seit Januar ist er Bundesvorsitzender der CDU und mittlerweile auch Kanzlerkandidat seiner Partei für die Bundestagswahl im September.