Torsten Sträter im Düsseldorfer Zakk „Ohne Sie wüsste ich nicht, ob meine Geschichten wirklich lustig sind“
Düsseldorf · Die Vorpremieren seiner neuen Programme im Zakk sind inzwischen Kult. Am Montagabend stellte Torsten Sträter vor ausverkauftem Haus „Mach mal das große Licht an“ vor – wie das Publikum reagierte.
Manchem klingt noch der Satz in den Ohren: „Mach mal das große Licht an“, den die Eltern an den Nachwuchs adressierten, wenn die Deckenleuchte im Wohnzimmer zum Einsatz kam. Torsten Sträter hat damit sein neues Programm überschrieben, das er am Montagabend im ausverkauften Zakk vorstellte.
Es ist wohl sein bislang persönlichstes geworden, randvoll mit Familiengeschichten. Sträter führte dies auf sein Alter zurück. Schließlich gehe er stramm auf die 60 zu – wenn es auch erst in drei Jahren soweit ist. Übrigens habe er das mit Brad Pitt gemeinsam, witzelte der Kabarettist zu Beginn, ebenso die Kreativität und das Körperliche… Okay, da trennen die beiden dann noch ein paar Runden im Fitnessstudio. Dafür gab es nach dem kleinen Vorgeplänkel einen Einspieler mit Brad Pitts deutscher Stimme.
Anschließend bekam das Publikum für rund zwei Stunden Einblick in Sträters Kindheit im Ruhrpott, und er verriet, dass der titelgebende Satz „Mach mal das große Licht an“ von seiner Mutter immer dann kam, wenn es galt, Dinge mal etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Kurz hätte er mit einem weiteren Satz oder eher einer Frage von ihr geliebäugelt: „Hömma, richste dat nich?“ Den habe er aber schnell verworfen, gab der 57-Jährige Einblick in die frühe Entstehungsphase seines neuen Programms.
Das große Licht – gewissermaßen der Scheinwerfer – passte einfach besser, denn er wollte sich altersbedingt mal mit dem Leben an sich befassen. Dafür hatte sich der Vater eines inzwischen 20-jährigen Sohnes in ein Kölner Hotel zurückgezogen, um neue Texte aufs Papier zu bringen. Wäre da nicht im gegenüberliegenden Haus eine Frau gewesen, die es gewagt hatte, bei sommerlichen Temperaturen Kartoffeln auf dem Balkon stehen zu lassen. Das brachte den Sträter’schen Schreibfluss vorrübergehend ins Stocken.
Wer ihn kennt, weiß, dass der Satiriker ein Liebhaber der Sprache ist. Die befinde sich zunehmend in einem „Verwesungsprozess, weil kaum noch jemand in ganzen Sätzen spricht“, kritisierte Sträter und hatte gleich ein paar Beispiele parat. Es seien keineswegs nur diese digital Natives, selbst das Auge des Gesetzes verlangt bei einer Verkehrskontrolle: „Führerschein. Fahrzeugpapiere.“ Wo blieben da die ganzen Sätze, fragte sich der Slam-Poet kopfschüttelnd.
Das Zakk-Publikum erfuhr an diesem Abend viel darüber, wie es bei Sträters zuhause so zuging, als die Omma noch lebte, dass der kleine Torsten einen Ohrstecker verpasst bekam, weil die Mama Chris Norman, den Sänger von Smokie, so „flott“ fand und der einen Ohrstecker hatte, von dem sie dachte, ihrem Sohn stünde so einer auch. Selbst traurige Momente, wie den Tod seiner Mutter und die familiären Pläne ihrer Bestattung, verpackte Torsten Sträter in seine unterhaltsamen Geschichten. Die wirkten zunächst wie zufällige Anekdoten und fügten sich am Ende wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammen.
Es zähl zu Sträters Stärken, schlagfertig auf Fragen aus dem Publikum zu reagieren. Das wollte beispielswiese wissen, ob der gebürtige Dortmunder ein Lieblingsgimmick in den legendären Yps-Heften hatte, die bei den Kids in den 70er- und 80er-Jahren absolut angesagt waren. Eine Zuschauerin fragte, ob Sträter Geschwister hätte. „Ja, zwei Brüder – oder ist es nur einer in verschiedenen Verkleidungen“, überlegte er und stellte fest, dass es genau solche Momente seien, warum er seine Programme im Zakk teste. „Ohne Sie wüsste ich nicht, ob meine Geschichten wirklich lustig sind. Dafür danke ich Ihnen“.