1150 Schüler sagen Adieu: Rudolf Hösen geht in Pension
Am 7. Juli wird der Schulleiter der katholischen St. Anna-Schule in den Ruhestand verabschiedet.
Ölberg. Eigentlich wollte er Forscher werden. Doch wie das Leben so spielt, wurde Rudolf Hösen nach seinem Chemie-Studium Lehrer. 39 Jahre war er im Schuldienst aktiv, wenn er am 7. Juli in den Ruhestand tritt. Ein Vierteljahrhundert davon hat er als Direktor die Geschicke der erzbischöflichen Sankt Anna-Schule an der Dorotheenstraße geleitet.
„Ich habe gern an dieser Schule und im Kreis meiner Kollegen gearbeitet. Es war eine wirklich schöne Zeit.“ Dieses Resümee der vergangenen 25 Jahre zieht Rudolf Hösen. Der promovierte Chemiker, der 1951 in Köln geboren und auch dort aufgewachsen ist, hätte gern als Wissenschaftler gearbeitet, „doch es gab keine freien Stellen“. Also entschied er sich doch für eine Karriere im Schuldienst. Da sein Studium auf Lehramt ausgelegt gewesen sei, sei das kein Problem gewesen.
Mehr durch Zufall trat der gläubige Katholik seine erste Stelle an einer Opladener Schule in Ordensträgerschaft an. 13 Jahre war er dort als Oberstufenkoordinator tätig. „Dann bekam ich von einem Freund den Hinweis auf die Stelle an der St. Anna-Schule. ,Das ist was für dich’, hatte mir der Freund noch gesagt“, erinnert sich Hösen. Mutig schickte der damals 39-Jährige seine Bewerbung ab — und erhielt den Ruf nach Wuppertal.
Dort konnte er 25 Jahre lang das umsetzen, was ihm besonders wichtig ist: die Arbeit mit Kollegen und Schülern auf Basis eines christlichen Menschenbildes. Dazu habe auch gehört, die Leistungsschwachen zu fördern. Hösens Motto: „Wir sind nicht nur verantwortlich für die kognitive Ausbildung der Jugendlichen, sondern auch für die Vermittlung von religiösen Werten.“
Wöchentliche Gottesdienste für die katholischen Schüler, die bis vor zwei Jahren noch Dreiviertel der 1150 Schüler ausmachten, gehören da ebenso zu wie soziale Aktionen für das Allgemeinwohl. Erlöse aus Sponsorenläufen und Basaren werden regelmäßig gespendet. „Weil wir bei den Sammlungen fürs Müttergenesungswerk so erfolgreich waren, hat uns einmal die Frau des damaligen Bundespräsidenten, Eva Luise Köhler, besucht“, berichtet Hösen. Sie habe ihn und andere Vertreter der St. Anna-Schule dann sogar ins Schloss Bellevue eingeladen. Einige Jahre später kam der amtierende Bundespräsident Christian Wulff als Gast an die Dorotheenstraße.
„Das sind schon Highlights aus den 25 Jahren“, meint Rudolf Hösen und man sieht dem sonst sehr bescheiden wirkenden Schulleiter den Stolz an. Persönliche Anerkennung scheint Hösen nicht wichtig zu sein, denn er spricht stets von der Schule, auch wenn es um seine Erfolge geht: „Die größte Errungenschaft in den 25 Jahren war, dass wir als katholische Schule inzwischen eine naturwissenschaftliche Ausrichtung haben.“ Naturwissenschaften und Katholizismus gehe nicht unbedingt zusammen, ergänzt Hösen beinahe entschuldigend.
Damit die Schule aber auch Schüler mit Interesse an Naturwissenschaften unabhängig von ihrer Konfession annehmen kann, musste sich noch etwas ändern: die Quote der Katholiken. „Inzwischen müssen es nicht mehr 75 Prozent, sondern nur noch 60 Prozent aller Schüler sein“, freut sich Rudolf Hösen. Dass er Schüler anderer Konfessionen habe abweisen müssen, wenn die Quote nicht erfüllt war, habe ihm schlaflose Nächte bereitet. Denn die fünf Eingangsklassen hätten trotzdem gefüllt werden müssen. Dass nun der Konfessionen-Mix bunter wird, dafür will Rudolf Hösen kein Lob: „Das war die Entscheidung des Erzbischofs.“
Für seinen Nachfolger, seinen jetzigen Stellvertreter Benedikt Stratmann, hat Schulleiter Rudolf Hösen einen Rat, der ihm selbst geholfen hat: „Die Dinge mit Gelassenheit sehen und nicht in hektische Betriebsamkeit verfallen. Das christliche Grundbild beibehalten und trotzdem offen für Neues sein.“