Campus Wuppertal 169 junge Frauen studieren eine Woche lang auf Probe
Die Sommer-Uni führt eine Rekordzahl von Schülerinnen an das Studium von Naturwissenschaft und Technik heran.
Mit 169 Anmeldungen hat die Sommer-Uni der Bergischen Uni Wuppertal den höchsten Anmeldestand seit Jahren erreicht. Seit Montag können die Schülerinnen ab der 10. Klasse an mehr als 90 Veranstaltungen aus Naturwissenschaft und Technik teilnehmen - ebenso an für sie offenen Vorlesungen.
Die Woche an der Uni soll jungen Frauen einen Blick in das Studium ermöglichen. Sie können Vorlesungen aus Bauingenieurwesen, Informatik, Sicherheitstechnik, Architektur, Mathe, Biologie, Physik oder Chemie besuchen, sich etwa am Elektronenmikroskop probieren oder Asphalt im Labor herstellen.
Ursula Skraburski, die die Sommer-Uni organisiert, erklärt, dass in Berufsfeldern im Mint-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) der Anteil der Frauen in NRW immer noch bei unter 15 Prozent liege. An der Bergischen Uni sei das etwas anders: Insgesamt liege der Anteil der Frauen in diesen Fächern bei rund 30 Prozent - wobei er in den Lehramtsfächern bei etwa 50 Prozent liege, bei Fächern wie Informatik oder Sicherheitstechnik eher bei 30 Prozent.
Die Sommer-Uni sieht sie aber als erfolgreiches Projekt, um daran etwas zu ändern. Immerhin seien immer wieder ehemalige Teilnehmerinnen an der Uni zu sehen. Am Dienstag waren zwei davon als Tutorinnen einer Mint-Rallye dabei - einem praktischen Überblick in mehrere Studienfächer.
Amely Hesinghaus (18) hat vergangenes Jahr teilgenommen und leitet dieses Jahr Schülerinnen bei einer Architekturübung an. Sie zeigt etwa Natalie Peffekoven aus Bergisch Gladbach (17), wie man ein Modell mit Pappe, Messern und Kleber baut. Die Studentin im zweiten Semester sagt, das Studium sei eben so: „voller Kleber und Bleistiftflecken“.
Sranya Gehrmann (25, Biologie und Mathe auf Lehramt) zeigt Luana Lamendola (18) und anderen, wie man DNA aus einer Tomate isoliert.
Jacqueline Müller (20) führt eine Gruppe in den Maschinenbau ein. Auch sie hat vor ihrem Studium selbst an der Sommer-Uni teilgenommen und war so begeistert, dass sie dort nun selbst ihr Fach vermittelt. Sie erklärt den Schülerinnen zwischen 16 und 18 Jahren, dass Maschinenbau „ein Fach aus diversen Fächern wie Mathe und Physik ist“. Es gehe darum, für technische Probleme effiziente Lösungen zu finden. Mit dieser Einleitung regt sie die vier Schülerinnen an, sich mit einer Hebebühne für Autos zu befassen. Ein kurzes Video verdeutlicht die Funktion von Kolben und Druckverhältnissen, dann beschäftigen sich die Schülerinnen mit einer mathematischen Formel. Sie entdecken gleich erste Lösungsansätze und legen mit einigen Grundkenntnissen aus ihren Mint-lastigen Leistungskursen vor. Durch einige Fragen führt die Tutorin die jungen Frauen weiter zur Lösung. Sie sollen angeregt werden, selbst nachzudenken – wie es im Studium der Fall ist. In der Gruppe freuen sich die Frauen aber nicht nur auf die Veranstaltungen und Übungen an der Uni, sondern auch auf den Einblick in die berufliche Praxis. Denn ein Studium soll im besten Fall auch zum Job führen. Und so können die Schülerinnen von Montag bis Donnerstag an der Uni lernen und haben am Freitag die Chance auf einen Praxistag bei Kooperationsfirmen wie Bayer oder Knipex.