Umfrage am Hauptbahnhof 49-Euro-Ticket: Für die einen Wuppertaler ein „korrekter Preis“, für andere „viel zu teuer“ (mit Video)

Wuppertal · 49 Euro soll das neue Pauschalticket kosten – die WZ hat Reisende gefragt, was sie von den Plänen halten.

Vom Hauptbahnhof in Wuppertal durch Deutschland – mit dem neuen Pauschalticket wäre das möglich.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Im Januar 2023 soll im Bus- und Bahnverkehr nach jetzigem Stand ein Nachfolger des 9-Euro-Tickets erhältlich sein. Das Ticket wird 49 Euro pro Monat kosten und bundesweit im Öffentlichen Personennahverkehr genutzt werden können. Die Westdeutsche Zeitung hat sich am Wuppertaler Hauptbahnhof umgehört, was die Reisenden von den neuen Plänen halten, ob ein solches Ticket für sie infrage kommt und ob die Politik mit dieser Offerte punkten kann.

„Ich zahle jeden Monat 150 Euro für ein Ticket, nur um von Wuppertal nach Düsseldorf zu kommen. Dagegen sind 49 Euro gar nichts“, sagt Sabri Miftari (20). „Das ist ein korrekter Preis. Außerdem kann man damit überall hinfahren, oder? Finde ich perfekt.“ Auch Werner Büser sieht die Pläne der Regierung positiv. Die Ampelkoalition will zur Finanzierung 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, die Länder müssen noch nachziehen.

„Ich besitze ein Bärenticket“, sagt der 78-Jährige, für das er zurzeit 98 Euro zahlt. Durch die neue Offerte würde er die Hälfte der Kosten einsparen. „Und wenn ich damit durch ganz Deutschland fahren kann, ist das eine Ansage. Ich habe kein Auto mehr, weil ich nicht mehr so gut sehen kann. Trotzdem bin ich noch beweglich und flexibel – nicht nur im Geist, sondern auch in den Füßen“, betont der Rentner. „Wenn ich unter der Erde liege, habe ich noch mehr Zeit, also nutze ich die Möglichkeiten, die sich mir noch bieten.“

Evi Guntermann steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere, dennoch käme der 19-Jährigen, die gerade ihr Studium an der Uni Wuppertal begonnen hat, das Ticket ebenfalls sehr gelegen. „Für mich würde sich das definitiv lohnen, weil es mehr bietet als das Semesterticket“, offenbart Guntermann. „Ich muss jeden Morgen pendeln und könnte damit auch außerhalb von NRW unterwegs sein. Das geht mit dem Semesterticket im Normalfall nicht.“ Das 9-Euro-Ticket sei als Vorgänger fast ein Geschenk gewesen, „ein schönes Goodie, aber, dass es langfristig so günstig nicht funktionieren kann, war ja klar.“

Für die 9-Euro-Variante ist auch Mohamed Asanov dankbar, „das war mehr als fair“. Die neue Version hingegen wäre für ihn zu teuer. Maximal 25 Euro würde der 17-Jährige für eine solche Pauschale ausgeben, „aber 49 Euro überschreiten für mich die Grenze.“

Ob das Ticket in Wuppertal eine Zukunft hat, hängt also immer von den Zielen und den Ansprüchen der Fahrgäste ab. „Für einen Arbeitnehmer, der täglich damit unterwegs ist, käme das finanziell hin“, sagt Helmut Schlafhorst. „Aber für Zufallsfahrten sind 49 Euro pro Monat etwas viel“, findet der 85-Jährige, der zwar mit der Bahn auf dem Weg nach Bochum ist, aber immer noch selbst Auto fährt, um unabhängig zu bleiben. „Ich mache eine Ausbildung und muss dafür mit der Bahn fahren, das kostet mich jeden Tag zehn Euro“, sagt Akif Ahmadov (16), der aus Koblenz kommt. „Es wäre eine Erleichterung für uns, gerade für junge Leute.“

Giovanni Depalma (54) würde stattdessen seinen Horizont erweitern: „Ich zahle jetzt 67 Euro fürs Ticket 2000 und brauche das Ding, um zur Arbeit zu kommen. Aber Preisstufe A gilt nur von Wuppertal bis Schwelm-West.“ Mit dem geplanten Angebot zur Aufwertung des Nahverkehrs „könnte ich auch meine Eltern besuchen und nach Düsseldorf, Köln oder Hagen fahren. Das würde sich also lohnen.“ Allerdings, hebt Depalma hervor, „auch ein günstiges Ticket verbessert nicht automatisch die Qualität der Deutschen Bahn. „Es gibt immer noch zu viele Verspätungen und zu viele Baustellen, sodass ich oft zu spät zur Arbeit komme. Bahnfahren ist manchmal echt hart.“