Wuppertal 700 Bewerbungen für zehn offene Stellen im Einwohnermeldeamt
Die Stadt muss den Service am Steinweg verbessern. Doch mit der Besetzung offener Stellen allein ist das Problem noch nicht gelöst.
Wuppertal. Diese Zahlen sind vielsagend: Auf die Ausschreibung von zehn seit Monaten unbesetzten Stellen im Einwohnermeldeamt gingen bei der Stadtverwaltung 700 externe und eine Bewerbung aus dem Kreis der Verwaltungsmitarbeiter ein. „Über die Eignung der Bewerber kann ich nichts sagen, aber die große Zahl der Bewerbungen stimmt mich zuversichtlich, dass wir die offenen Stellen bald besetzen können“, ist der Beigeordnete Panagiotis Paschalis überzeugt.
Mehr Personal im Einwohnermeldeamt am Steinweg — das wäre nur der erste Schritt im Kampf gegen die langen Warteschlangen, die sich seit Jahren regelmäßig vor allem in der Ferienzeit bilden, wenn besonders viele Wuppertaler ihre Pässe und Ausweise beantragen oder verlängern wollen. Vor der Sommerpause gab der Rat der Stadt der Verwaltung daher den Auftrag, bis zum Jahresende ein Konzept zu entwickeln, um den Bürgerservice zu verbessern.
„Die Besetzung der offenen Stellen ist nur der erste Schritt, denn bis zum Ende des Jahres wird die Verwaltung dem Rat ein Konzept mit strukturellen Lösungen vorlegen müssen, die über die bisherigen Notlösungen hinausgehen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Jürgen Reese. Der Stadtrat hatte im Juli einem gemeinsamen Antrag von SPD und CDU merhheitlich zugestimmt, in dem von Belastungen der Bürger die Rede war, „die jegliches Maß der Toleranz überschritten“.
„Eine Projektgruppe mit verschiedenen Abteilungen der Verwaltung tagt seitdem zu diesem Thema wöchentlich“, sagt Panagiotis Paschalis. Offensichtlich ist die Phase der Bestandsaufnahme und Sichtung noch nicht abgeschlossen, denn die Verwaltung sollte bereits am 6. September im Ausschuss für Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit bereist den ersten Zwischenbericht abgeben. Diese Sitzung wurde jedoch abgesagt.
Grundsätzlich gibt es zwei Lösungsansätze: Die Fortsetzung der Zentralisierung des Bürgerservices, also die Zusammenfassung von Einwohnermeldeamt, Straßenverkehrsamt in einem Gebäude. Oder die Dezentralisierung in Form einer Stärkung und Ausweitung des Angebots in den Bürgerbüros der Stadtteile.
„Wir glauben nicht, dass man die Situation verbessert, in dem wir wieder dezentraler denken. Ich bin überzeugt, dass wir das große Gesamtproblem nicht in den vier Bürgerbüros lösen können“, sagt dazu Klaus Jürgen Reese, der einer zentralen Serviceeinheit den Vorzug geben würde. Panagiotis Paschalis hat sich in einem anderen Punkt schon deutlich positioniert: „Nach meiner Ansicht gehört das Gebäude am Steinweg auf den Prüfstand“, so Paschalis. Die mangelnde räumliche Eignung des Gebäudes als Einwohnermeldeamt hatte auch die Gemeindeprüfungsanstalt NRW in einem Prüfbericht moniert.
Kurzfristige, zentralisierte Lösungen sind allerdings nicht schnell umsetzbar, denn sowohl die Anmietung und Einrichtung eines geeigneten Gebäudes als auch der Bau eines neuen Bürgeramtes wären Projekte, die eher in Jahren als in Monaten gerechnet würden.
Die nächsten langen Staus am Einwohnermeldeamt dürfte es aber bereits im Frühjahr 2017 vor den Osterferien geben, wenn die nächste große Urlaubswelle anrollt. „Bisher werden nur 20 Prozent der Vorgänge vorab als Termine vergeben. Der Anteil an Terminvergaben sollte größer werden“, schlägt Klaus Jürgen Reese vor. Die der Verwaltung gestellte Aufgabe sei anspruchsvoll, müsse aber jetzt endlich angepackt werden.