80 Jahre – 80 Wuppertaler: Neues Buch zum Jubiläum

Aus jedem Jahr seit der Stadtgründung stellen Karen Graeber und Wolf Birke einen Wuppertaler vor – als Bekenntnis zur Stadt.

Wuppertal. Er sprach’s und meinte es ganz entschieden so: "Ich bin ein Berliner." Was John F. Kennedy als Bekenntnis zur Einheit der damals noch geteilten Stadt formulierte, geht denen, die sich ihre Grenzen selbst in den Kopf setzen, nicht so leicht von den Lippen. "Ich habe selten gehört, dass jemand sagte, ‚Ich bin ein Wuppertaler’. Die meisten fühlten sich ihrem Quartier verbunden." Das berichtet Karen Graeber, die mit dem Fotografen Wolf Birke auf große Rundreise durch Wuppertaler Haushalte ging. Ergebnis ist ein Buch zum Stadtjubiläum: "80 Wuppertaler Jahre, eine lebendige Stadtgeschichte".

Die Buchidee, entwickelt von Wolf Birke, hat es in sich, verlangte aber nach zügiger Umsetzung: 80 Menschen der Stadt im Porträt, geboren in je einem Jahr der Wuppertaler Geschichte. Oberbürgermeister Peter Jung brachte das Problem auf den Punkt, als er im Kreis der versammelten Porträtierten im Rathaus das erste Exemplar des Werkes empfing: "Dass aus jedem Jahrgang einer hier vertreten ist, würde eine 700 Jahre alte Stadt nicht schaffen." Er selbst vertritt das Wiederaufbaujahr 1955 und besitzt die Grundvoraussetzung, die an alle gestellt war: in Wuppertal geboren zu sein.

Damit erklären sich die Auswahlkriterien aber nur teilweise, denn diese Einschränkung allein hätte über die 80 weit hinausgeführt. Die gute Mischung sei ihr Anliegen gewesen, sagt Karen Graeber. Männer und Frauen, Verteilung der Quartiere, Interessen, Berufe und vor allem herausragendes Engagement in einer Gruppe, die wiederum für andere steht.

Der Künstler Stephan Werbeck bekennt allerdings: "Ich bin da so reingerutscht", war er doch nur Ersatzmann für eine Person, die ihr Geburtsdatum 1960 nicht preisgeben wollte. Beste Gelegenheit für Werbeck, über seine Jahre im Ausland und seine Kunst zu plaudern.

Mit Leib und Seele daheim bleibt dagegen Sven Berghaus, der in der Backstube des Troxler-Hauses seine Brötchen verdient. Vom römischen Soldaten zum Regisseur stieg Salvatore Giancani in Wuppertal auf, ist er doch inzwischen nicht mehr Darsteller, sondern Spielleiter der berühmten Karfreitagsprozession.

Während Naomi Weiger in Oberbarmen die "Wupperwände" erklimmt und Sänger Sascha Gutzeit verrät, dass er beinahe verfügt hätte, seine Asche dereinst auf der Sambatrasse auszustreuen, blickt Nina Alexa Stöcker tapfer ihrer Einschulung in diesem Wuppertaler Jubiläumsjahr entgegen. Nur Anna-Sophie Fritsche blickt auf den Fotos weinend in die Zukunft. Ein Omen für die Stadt dürfte das kaum sein - denn mit dem Schnuller im Mund sieht auch für den Jahrgang 2009 alles wieder rundum rosig aus.