Alle für einen: Die Freunde vom Jäger 90 helfen Wirt Wolle
Der Wirt des bekannten Lokals hatte einen Unfall — nun halten seine Freunde für ihn den Laden offen.
Oberbarmen. Gefragt worden ist Wolle nicht. Wie auch — nach seinem schweren Unfall war der Wirt des Jäger 90 an der Bartholomäusstraße zunächst gar nicht ansprechbar. Und deshalb haben seine Freunde eine Entscheidung getroffen: „Es war völlig klar, dass wir das Lokal für ihn offen halten“, sagt Dirk Wegner, der seit Kindertagen mit Wolle — Wolfram Klosa — befreundet ist.
„Wir“, das sind Freunde und Stammgäste im Jäger 90, die ab sofort den Laden schmeißen wollen. Bis Wolle wieder gesund ist. „Als feststand, dass er vermutlich länger ausfällt, habe ich angefangen, im Bekanntenkreis herumzufragen, wer helfen kann“, berichtet Dirk Wegner. Der Zuspruch sei enorm gewesen, „25, 30 Leute waren sofort zur Stelle“. Die einen putzen, die nächsten kellnern, „jeder hilft, wo er kann“. Ralf springt ein, ebenso Natalie, Sabine, Olli, Christian, Volker übernimmt eine Schicht, Matthias kocht — und Dirk Wegner, im Jäger 90 besser bekannt als „Schorni“, koordiniert die ganze Hilfsaktion.
„Ab nächster Woche sieht man hinterm Tresen nur noch Freunde. Leute, die kein Geld dafür nehmen.“ Und deshalb ist „Das etwas andere Elchrestaurant“ — wie am Eingang zu lesen ist — dieser Tage tatsächlich ein wenig anders als sonst: „Wenn Ihr dem Wolle etwas Gutes tun wollt, dann kommt weiter her, esst und trinkt“, appelliert Schorni an alle Gäste des traditionsreichen Lokals: „Und seid bitte nicht böse, wenn der Service mal nicht ganz so läuft, wie Ihr das eigentlich vom Jäger 90 kennt. Wenn das Essen mal länger braucht oder kein Schaum mehr auf dem Bier ist.“
Bis Ende Juni sei die Vertretung organisiert, sagt Schorni, der im Hauptberuf Schornsteinfegermeister ist, und nun „mal eben“ den Betrieb des gar nicht so kleinen Schank- und Speiselokals organisiert. „Ich hab’ den Wolle ja schon oft vertreten, wenn er im Urlaub war — aber alles weiß ich natürlich auch nicht.“ Und der Teufel steckt bekanntlich im Detail: „Das fängt bei der Bierbestellung an und hört bei der Abrechnung noch lange nicht auf.“
Mittlerweile kommen sogar schon Hilfsangebote von Wirten aus Elberfeld, doch einstweilen setzen die Freunde ganz aufs Ehrenamt. „Im nächsten Monat gucken wir, wie es Wolle geht.“
Dass der Jäger 90 fortbestehen soll, steht nicht nur für Schorni fest: „Wir machen weiter. Damit Wolle, wenn er wieder fit ist, nicht auf einmal vor dem Nichts steht.“ Denn der Jäger 90 ohne Wirt — das ist genauso wenig vorstellbar wie Wolle ohne Lokal, sagt Schorni: „Der Laden ist mehr als seine berufliche Existenz — das ist sein Leben.“