Stadtjubiläum Als Barmen Luftkurort war
Verlorene Schätze: In den Barmer Anlagen war das Luftkurhaus als Gastronomie weithin bekannt.
Wer einst mit der Bergbahn durch die Barmer Anlagen fuhr, hatte einiges zu gucken. So ging es vorbei an der Stadthalle, dem Kriegerdenkmal und dem Planetarium – und an der Endstation konnten die Besucher noch in das Luftkurhaus einkehren. Doch diese Sehenswürdigkeiten haben eins gemein – sie sind verschwunden, ebenso wie Meierei, Forsthaus und andere Attraktionen in der Parkanlage.
Auf den Wiesen und Hängen wurde sogar Ski gefahren
Was bleibt, sind die Erinnerungen. Sogar Skifahren konnten die Wuppertaler früher in den Anlagen, wie WZ-Leserin Barbara Binner erzählt. „Das haben wir als Kinder oft gemacht“, sagt die 77-Jährige. „Auf den Wiesen und Wegen.“
Die Skier hatte ihr Vater damals aus dem Sauerland gegen Waren seiner damaligen Firma eingetauscht. Schnee habe es genug gegeben, so dass Binner sich im Winter zu Fuß von der Schwarzbach aus auf den Weg in die Anlagen machte. Und so viel los sei dort damals nicht gewesen, sagt Binner, die heute als Galeristin in Wuppertal bekannt ist. Erst später sei Skifahren verboten worden. „Sogar Schilder wurden aufgestellt.“
Ihre Eltern hatten zudem eine ganz besondere Beziehung zu den Barmer Anlagen. Sie lernten sich nämlich in den 1930er Jahren im Luftkurhaus kennen. „Beim ,Netzroller’, einem Ball zu Karneval“, weiß Binner aus Erzählungen. Eigentlich gab es sogar zwei Luftkurhäuser. Das größere und bekanntere war 1892 direkt neben dem Toelleturm errichtet worden, als feststand, dass der Bau der Bergbahn vorangetrieben werden würde. Die nahm zwei Jahre später ihren Dienst auf.
Wie der Historiker Hans Joachim de Bruyn-Ouboter in seinem Beitrag zum 150. Geburtstag des Barmer Verschönerungsvereins schrieb, war das Luftkurhaus „die beste gastronomische Adresse Barmens und wohl auch Wuppertals, ein Zentrum des bürgerlichen Lebens“. Es beinhaltete ein Parkrestaurant, dazu einen Festsaal und eine Glasveranda, das malerische Ausblicke in das Murmelbachtal und ins Bergische bot. Der dazugehörige Park war in Terrassenform angelegt und hatte Platz für bis zu 2000 Besucher.
Die Bombenangriffe im Mai 1943 besiegelten dann aber das Schicksal des Luftkurhauses. Es brannte aus. „Die Ruine stand dann noch nach dem Krieg ein paar Jahre“, erinnert sich Binner. Von Pflanzen längst überwuchert, wurde es später abgerissen. Heute stehen dort zwei Wohnhäuser.
Von zwei Luftkurhäusern ist
nur eins erhalten geblieben
Erhalten geblieben ist allerdings das erste Fachwerkhaus, das Adolf Vorwerk bereits 1888 errichten ließ und als Sommer- und Wochenendhaus für Familie, Freunde und Geschäftspartner nutzte. Es wurde, so de Bruyn-Ouboter, ebenfalls Luftkurhaus genannt, und warb seinerzeit mit der guten Höhenluft.
Vergangenheit sind dagegen zwei andere Bauwerke, die vor allem auf alten Postkarten zu sehen sind. Das Kriegerdenkmal etwa erhob sich in 24 Meter Höhe auf dem Grundstück an der Ecke Untere Lichtenplatzer Straße/An der Bergbahn.
Mit dem, was die die meisten Menschen heute mit dem Begriff Kriegerdenkmal verbinden, hatte diese Sehenswürdigkeit, die 1874, also deutlich vor dem Toelleturm eingeweiht worden war, wenig gemein. Es war ein achteckiger Aussichtsturm, der um 1880 rund 10 000 Besucher anlockte, wie im Vereins-Archiv des BVV nachzulesen ist. Einen Groschen kostete damals der Eintritt.
Den Bombenangriff 1943 überlebte aber auch der Turm, ebenso wie die benachbarte Stadthalle nicht. 1951 wurden schließlich die Reste gesprengt.
Schon viel früher war ein weiteres Höhenbauwerk aus den Anlagen verschwunden: die Barmer Turmbahn. Ursprünglich stand sie in Berlin auf einer Gewerbeausstellung, in den 1890er Jahren erwarb Adolf Vorwerk sie für die Anlagen, doch bereits 1908 wurde sie schon wieder abgebaut.