Wuppertaler Zoo Als die Pinguine Wuppertal eroberten

Marketing-Aktion des Zoo-Vereins vor zehn Jahren war ein großer Erfolg. Viele Unternehmen in der Stadt beteiligten sich daran.

Foto: Archiv Andreas Fischer

Wuppertal. Vor gut zehn Jahren haben in Wuppertal rund 200 überlebensgroße Modelle von flugunfähigen Seevögeln die Stadt für sich erobert. Firmen oder öffentliche Einrichtungen konnten anlässlich der damaligen Pinguinale einen 1,80 Meter großen Kunststoff-Pinguin erwerben, ihn von einem Künstler oder auch im Rahmen einer Team-Building-Maßnahme nach eigenen Vorstellungen gestalten und als bunten Werbeträger für sich nutzen.

Die von dem Zoo-Verein lancierte Marketing-Aktion brachte dem Tierpark im Jahr 2006 anlässlich seines 125. Geburtstages große Aufmerksamkeit und schuf auch in der Stadt ein ungeahntes Zusammengehörigkeitsgefühl. Noch heute prägen zahlreiche Modelle das Stadtbild. Die Idee zu der Pinguinale stammte von dem damaligen künstlerischen Leiter der Aktion, Hans Geiger, der schon eine ähnliche Parade mit Tukanen im Vogelpark Walsrode organisiert hatte. Pate für den Rohling stand das Wappentier des Wuppertaler Zoos, der Königspinguin. Auch von verwandten Aktionen in Städten wie Zürich, New York, Chicago, Berlin und Dresden ließen sich die Organisatoren inspirieren. Von dem Erfolg der Maßnahme wurden sie freilich überrascht.

„Dass die Sache so groß werden würde, hätte ich nicht gedacht“, erinnert sich der Geschäftsführer des Zoo-Vereins, Andreas Haeser-Kalthoff. Auch zehn Jahre nach der Marketing-Aktion könne man die Bürger in Wuppertal damit noch begeistern. „Das ist immer noch ein Türöffner“, sagt Haeser-Kalthoff. Rund 200 der aus einem Polyester-Kunstharz-Gemisch produzierten Modelle wurden verkauft.

Der Kostenpunkt von 1450 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) pro Stück scheint auf den ersten Blick recht happig, war den Angaben zufolge aber vergleichsweise günstig. „Zudem sind die Modelle sehr haltbar und stoßfest. Das schützt sie vor Vandalismus“, sagt der Geschäftsführer des Zoo-Vereins. Produziert wurden die Stücke in dem Unternehmen Bernd Wolter Design im niedersächsischen Rehburg. Unterstützt wurde die Marketingaktion übrigens von der Wuppertaler Werbeagentur Unikat. Dabei brauchte das Projekt durchaus etwas Anlaufzeit.

„Die Resonanz war anfangs recht gering. Doch als die ersten Bilder von der Aktion in der Zeitung erschienen, fing die Geschichte richtig an zu laufen“, sagt Unikat-Geschäftsführer Ronald Dunckert. „Das war dann wie eine Lawine!“ 5000 Firmen hatte der Zoo-Verein im Vorfeld der Aktion angeschrieben.

Als die ersten Pinguine seit April 2006 in der Stadt auftauchten, sei die Sache „zu einem Selbstläufer geworden“, betont Haeser-Kalthoff. „Da sprachen sich die Firmen gegenseitig an und fragten, ob sie auch schon einen Pinguin hätten“, freut sich der Geschäftsführer des Zoo-Vereins.

Die positive Werbewirkung war übrigens so groß, dass auch in den Folgejahren noch etwa 20 Modelle der übergroßen Seevögel einen Abnehmer fanden. „Den letzten habe ich im vorletzten Jahr verkauft“, erzählt Haeser-Kalthoff. Den Höhepunkt der Pinguinale bildeten dann der Umzug und die Parade von etwa 170 Pinguinen am 19. August über die Hubertusallee in den Zoo.

Mit der Schwebebahn wurden die 30 Kilogramm schweren Modelle zuvor von Oberbarmen bis zur Haltstelle Zoo gefahren. Entlang der Strecke von der Haltestelle bis zum Zoo säumten rund 50 000 Pinguin-Fans den Weg. Die Resonanz auf den Umzug sei „absolut irre“ gewesen, sagt Haeser-Kalthoff. Kapellen hätten einige der Modelle begleitet, es habe eine Stimmung wie zu Karneval geherrscht. Zwei Monate blieben die Pinguine dann in dem Zoo, anschließend wurden sie zu ihren Besitzern zurückgebracht. Er sei „stolz“ über die Aktion, gesteht Haeser-Kalthoff heute. Mit Blick auf die Feiern zum 150-jährigen Bestehen des Zoos dürfte die Veranstaltung nur schwer zu toppen sein.

Hinzu kommt ein trauriger Umstand: „Nach dem Unglück auf der Loveparade in Duisburg sind die Sicherheitsauflagen strenger geworden“, sagt der Geschäftsführer des Zoo-Vereins. Eine Veranstaltung wie die Parade über die Hubertusallee ließe sich nicht mehr so ohne Weiteres - und wenn, dann nur zu deutlich höheren Kosten - umsetzen. „So etwas wird es wohl nicht mehr geben“, bedauert der Geschäftsführer des Zoo-Vereins.