Historisches Für zwei Wochen läuft an der St. Anna-Schule in Wuppertal die Ausstellung „1933 – Niemals vergessen“
Wuppertal · „Diese Schule ist ein Teil der Zeitgeschichte“
In den späten 1930er-Jahren ist die St.-Anna-Schule geschlossen. Der Unterricht in der Einrichtung ist von den Nationalsozialisten verboten worden, stattdessen ist in dem Gebäude die Caritas der katholischen Kirche Wuppertal untergekommen. Maria Husemann, Sekretärin der Caritas, nutzt in dieser Zeit die Möglichkeiten der Institution, um gemeinsam mit ihrem Chef Hans Carls illegal Flugblätter zu drucken und diese später zu verteilen. Beide werden dafür später von den Nationalsozialisten verfolgt und verhaftet. „Das sind die kleinen Akte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus, die hier an der Schule stattgefunden haben“, sagt Christoph Sänger, Lehrer an der St.-Anna-Schule.
Seit Montag befindet sich die Ausstellung „1933 – Niemals vergessen“ an der Schule in Wuppertal-Elberfeld. Konzipiert wurde sie von dem Verein zur Erforschung der sozialen Bewegung Wuppertal. Die Ausstellung beinhaltet 32 Schautafeln und zeichnet lokale Ereignisse in Wuppertal zu Beginn der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten nach.
Bei der Infoveranstaltung am Donnerstag in der St.-Anna-Schule ist das Verhältnis der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus beleuchtet worden. Christoph Sänger stellte bei der Veranstaltung die Leben von Maria Husemann und Hans Carls vor. Seit Oktober steht die Ausstellung den Schulen zur Verfügung. Sänger, der Geschichts- und Religionslehrer an der St.-Anna-Schule ist, besuchte die Ausstellungseröffnung in der Universitätsbibliothek Wuppertal im September. „Die Ausstellung hat meinen Kollegen und mir sehr gut gefallen, weswegen wir diese auch an die Schule holen wollten.“
Auf einer der Schautafeln geht es um den Katholiken Josef Leßmann. Leßmann wurde im Februar 1933 von einem SA-Mann angeschossen, weil er den Hitlergruß nicht erwidern wollte. Seine Tochter Ursula Leßmann berichtet auf der Infoveranstaltung von dem Mut ihres Vaters. „Mein Vater überlebte das Attentat damals nur sehr knapp“, erzählte sie. Die Täter seien nie zur Rechenschaft gezogen worden. Von ihren Eltern habe sie damals aber nur sehr wenig von dem Vorfall erfahren. Erst Jahre später, nach ihrem Tod, habe sie Zeitungsartikel von dem Tag gefunden.
Ursula Leßmann selbst hat vor 60 Jahren an der St. Anna Schule ihr Abitur gemacht. „Die Verbindung von Ursula Leßmann mit der Schule war für uns ein wichtiger Punkt und einer der Gründe, warum wir uns für den Themenschwerpunkt der katholischen Kirche und dem Nationalsozialismus entschieden haben“, erzählt Sänger.
Auch Stephan Stracke spricht am Donnerstagabend im Forum der St. Anna Schule. Er hat die Ausstellung für den Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegung konzipiert. In seiner Ansprache gibt er Einblicke über das Jahr 1933 und die ambivalente Rolle der katholischen Kirche zu Beginn des Nationalsozialismus. Ebenfalls anwesend sind Helmut Moll und Bruno Kurth, Vertreter der katholischen Kirche Wuppertal. Sie stellen einige weitere Katholiken vor, die im Kleinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus gezeigt haben.
In der Schule hängt bereits seit einigen Jahrzehnten eine Gedenktafel, die an Maria Husemann erinnert. Die Gedenktafel wurde von einigen ehemaligen Lehrern der Schule initiiert. „Das ist ein Zeugnis dafür, dass diese Schule auch ein Teil der Zeitgeschichte ist“, sagt Christoph Sänger. Seit sich die Schautafeln der Ausstellungsreihe in der Schule befinden, gehen regelmäßig Lerngruppen mit ihren Lehrern dorthin, um das Thema im Unterricht zu vertiefen. Sänger hofft, dass so bei den Schülern das Interesse für diese Zeit geweckt wird.