„Anfangen, miteinander zu reden“
Soufian Goudi (Jusos) kritisiert, dass jahrelang verschlafen wurde, in Barmen Angebote für junge Menschen aufzubauen.
Soufian Goudi ist seit zwei Jahren stellvertretender Vorsitzender der Jungen Sozialdemokraten (Jusos) in Wuppertal. Dass das Jugendcafé „Jim“ in Barmen wegen Konflikten zwischen Anwohnern, Geschäftsleuten und Jugendlichen zumindest zwischenzeitlich schließen musste, bedeutet für ihn einen herben Rückschlag für die Jugendarbeit in Barmen. Nicht nur, weil der heute 20-Jährige den Treffpunkt mit aufgebaut hat.
Warum hat die Stadt das Jugendzentrum Ihrer Meinung nach geschlossen?
Soufian Goudi: Es gab wohl Probleme vor dem Café und auch mit Anwohnern und mit Geschäftsleuten vor Ort, die Streitigkeiten mit den Jugendlichen hatten. Da sich das Problem so hochgeschaukelt hat, dass die Anwohner angefangen haben, mit den Jugendlichen zu diskutieren, die Jugendlichen mit den Anwohnern und da das Ganze nicht mehr in Sichtweite der Stadt war, beziehungsweise in Sichtweite der Jugendräte im Café, gibt es jetzt diese kurzfristige Schließung.
Der Jugendrat hat erklärt, dass es sich um eine vorübergehende Schließung handelt...
Goudi: Ich denke, dass das Ziel ist, dass die Jugendlichen merken, dass auch der Meter vor dem Jim dazugehört und dass es etwas Gemeinschaftliches ist. Dass man dort mit Nachbarn und Geschäftsleuten zusammenlebt. Man muss gucken, dass man dort zum Beispiel ein Generationenkonzept entwickelt, bei dem Jung und Alt etwas zusammen machen.
Gab es Probleme im Jugendzentrum?
Goudi: Soweit ich weiß, gab es keine Probleme im Jim. Ich besuche das auch ab und zu. Und ich habe dort nie Streitigkeiten erlebt.
Es hieß, dass sich da Leute mit Migrationshintergrund geprügelt haben. Kann man das so sagen?
Goudi: Ich glaube, es ist gewagt, das so zu sagen in der heutigen Zeit. Ich denke, es gibt Streitigkeiten mit Menschen ohne Migrationshintergrund und auch unter Leuten mit Migrationshintergrund.
Wie sieht das Problem aus Ihrer Sicht vor Ort aus?
Goudi: Ich denke, dass das Jugendcafé zu kleine Räume hat. Und dass sich dort ein Konzept überlegt werden muss, ob es neue Räumlichkeiten in der Nähe des Stadtzentrums gibt. Dann muss man sich darüber Gedanken machen, wie man es schafft, dass die Jugendlichen sich im Café aufhalten.
Wie kann das gelingen?
Goudi: Mit attraktiveren Öffnungszeiten, mit W-LAN in der Einrichtung. Es muss auf jeden Fall in Stadtnähe sein, im Zentrum Barmens.
Ist die Kritik der Geschäftsleute begründet?
Goudi: Ich glaube, es gibt eine Angst unter den Geschäftsleuten, die man ihnen nicht nehmen kann, indem man sagt, ach, das sind alles liebe Jugendliche. Die haben ihre Erfahrungen irgendwie gemacht. Da muss man dann gemeinsam versuchen, über diese Angst zu sprechen. In einem Artikel sagt eine Geschäftsfrau, sie hat Umsatzeinbußen, seitdem es das Jim gibt. Wieweit das stimmt, ist schwer zu beurteilen. Wenn man dann da Jugendliche in der Nähe hat, dann schiebt man das auch schnell auf die und sagt, ihr seid das schuld. Und ich glaube, da müssen beide Seiten anfangen, miteinander zu reden.
Wie ist die Jugendarbeit in Barmen im Moment aufgestellt?
Goudi: Es gibt ja das Haus der Jugend Barmen, was mehr Kulturarbeit macht. Es gab das Jugendhaus Wichelhausberg, was aber viel zu abgelegen war. Zentraler Ort ist der Alte Markt, da kommen die Jugendlichen an, da ist der direkte Weg zur Schwebebahn. Die Stadtspitze beziehungsweise die verantwortlichen Leute haben halt jahrelang verschlafen, da irgendetwas für Jugendliche aufzubauen.