Kuriose Immobilie In Wuppertal kann man einen Wasserturm kaufen

Wuppertal · Wer schon immer einen Wasserturm haben wollte, hat nun die Möglichkeit. Die WSW veräußern den Bau an der Roßkamper Straße. Auch andere Immobilien werden angeboten — sogar Wohnhäuser.

 Mostapha Laazizi und Bettina Dietrich vor dem Wasserturm an der Roßkamper Straße. Er ist 34 Meter hoch und wurde 1934 errichtet. Seit zehn Jahren ist er nicht mehr in Betrieb.

Mostapha Laazizi und Bettina Dietrich vor dem Wasserturm an der Roßkamper Straße. Er ist 34 Meter hoch und wurde 1934 errichtet. Seit zehn Jahren ist er nicht mehr in Betrieb.

Foto: Fries, Stefan (fri)

In Kürze wird eine Landmarke Vohwinkels in diversen Immobilien-Anzeigen auftauchen: Die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) verkaufen den Wasserturm an der Roßkamper Straße. Bei genau 391 690 Euro liegt der Mindestpreis. Der seit zehn Jahren stillgelegte Turm gehört zu einer Reihe von Betriebsimmobilien und -grundstücken, die die WSW nicht mehr benötigen und deshalb veräußern wollen. Dazu gehören Wasserbehälter, aber zum Beispiel auch Wohnhäuser. Wie viele Objekte es genau sind, will der städtische Konzern nicht öffentlich sagen. „Es ist nicht unser Kerngeschäft“, heißt es auf Anfrage. Schwebebahn, ÖPNV und Energieversorgung sind die Themen, mit denen man die Stadtwerke eigentlich in Verbindung bringt. Doch auch für die Stadtentwicklung sind die WSW ein wichtiger Partner, heißt es unisono aus dem Rathaus und von der Wirtschaftsförderung.

Alleine gut 60 000 Quadratmeter Fläche gehören den Stadtwerken im Wuppertaler Osten. „Doch natürlich stehen nicht alle zum Verkauf“, erklärt Bettina Dietrich, Leiterin der Grundstückswirtschaft bei den WSW. In Nächstebreck fällt zum Beispiel in die Auflistung der Busbahnhof, der in Betrieb ist und auch gebraucht wird. Anders sieht es dagegen beim Wasserbehälter Linderhauser Straße aus mit seinen gut 8000 Quadratmetern, für dessen Grundstück ein neuer Besitzer gesucht wird. Gefunden haben die WSW bereits bekanntlich einen für das alte Heizkraftwerk in Elberfeld, auch wenn dieser sich öffentlich noch nicht äußern wollte, was er mit seinem Neuerwerb vorhat. Das solle aber in Kürze geschehen, so die WSW. Das Konzept des Bewerbers hat die Stadtwerke offenbar überzeugt, hat er damit dem Vernehmen nach mit Bayer und der Unternehmensgruppe Küpper auch zwei lokale Bewerber ausgestochen.

Hinter vorgehaltener Hand waren dazu auch kritische Stimmen aus dem Rathaus zu hören. Baudezernent Frank Meyer gibt sich zurückhaltend bei diesem Thema. Grundsätzlich sei die Zusammenarbeit mit den WSW gut. „Es sind oftmals interessante Grundstücke“, so Meyer, die in eine gute Neunutzung gebracht werden müssten. „Häufig gelingt das.“

Käufer muss ordentliches Konzept und den Mindestpreis vorlegen

Ein Konzept muss auch der mögliche Käufer des Wasserturms in Vohwinkel vorlegen — und den Mindestpreis von knapp über 390 000 Euro. Das sei der unabhängig festgelegte Bodenrichtwert, erklärt Dietrich. Der Höchstbieter bekomme dann den Zuschlag. Interessenten und Ideen gebe es bereits. Der Turm samt dem 1700 Quadratmeter großen Grundstück wurde, wie auch viele andere WSW-Objekte, in der Vergangenheit auf der jährlichen Investorentour der Wirtschaftsförderung vorgestellt. Das 34 Meter hohe Bauwerk steht nicht unter Denkmalschutz. Dietrich und WSW-Sprecher Holger Stephan machen aber keinen Hehl daraus, dass sie es gerne sähen, wenn der Turm erhalten bleibt. Zumal auch die Bevölkerung sicher dahinter stehen würde. Passenderweise steht schräg gegenüber am Spielplatz Sternpunkt mit einem ausgedienten Schwebebahnwagen der Reihe GTW 72 ein weiteres WSW-Erbe.

Mit dem Erwerb des Turms ergeben sich allerdings auch Auflagen. Eine kleine Pumpe ist noch in Betrieb. Sie könne aber an den Rand des Grundstücks verlegt werden, sagen die Stadtwerke. Eingetragen wird der Bestand dann im Grundbuch. Insgesamt haben die WSW laut Dietrich 30 000 Rechte an Grundstücken Dritter, wenn dort zum Beispiel Leitungen verlaufen.

„Spannend“ findet Rolf Volmerig, Chef der Wirtschaftsförderung, den Turm — wie auch viele andere Objekte der WSW. „Das sind schon Spezialimmobilien, für die man den richtige Kunden finden muss“, sagt er. Die Herausforderung sei eine besondere, die Chance aber auch, daraus etwas Besonderes zu machen, verweist er auf das ehemalige Umspannwerk auf Lichtscheid oder den Gaskessel in Heckinghausen, die Investor Thomas Drescher zu Fitnessparks umbaute.

Für den Turm kann sich Volmerig einiges vorstellen, zum Beispiel Büros oder Wohnen. „Ein Traum wäre ein ,Think Tank’, also eine ,Denkfabrik’, im alten Wassertank“, sagt er. „Das würde natürlich passen.“ Aber auch, wen es eine gute Zusammenarbeit mit den WSW gebe. „Das letzte Wort haben natürlich die Stadtwerke.“

Ein Blick ins Innere des Wasserturms.

Ein Blick ins Innere des Wasserturms.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die hätten aber ein ureigenes Interesse, dass für den ehemaligen Besitz eine gute Nutzung gefunden wird, sagen Dietrich und Stephan. Denn auch, wenn Immobilien teilweise schon seit Jahren in Privatbesitz seien, „bringt man sie immer noch mit den WSW in Verbindung“.

Negativbeispiel sei der alte Wasserturm auf Hatzfeld. Der ist, kritisieren viele, in keinem guten Zustand — gehört aber bereits seit mehr als 20 Jahren nicht mehr den Wuppertaler Stadtwerke. In den vergangenen Jahren hätten die WSW mit ihren Käufern sehr gute Erfahrungen gemacht, sagen Dietrich und Stephan.