Auch sie schrieben Geschichte: Weitere bekannte Wuppertaler
Große Resonanz gab es auf die 125 im Bilde gezeigten Berühmtheiten anlässlich des WZ-Jubiläums. Hier noch ein „Nachschlag“.
Wuppertal. Künstler von Pina Bausch über Hans Knappertsbusch bis zu Tony Cragg, bedeutende Stifter wie Erich Bethe oder Jörg Mittelsten Scheid, Unternehmer, Erfinder, Sportler und Wuppertals Nachkriegs-Ehrenbürger — es war eine illustre Riege von Persönlichkeiten, die die WZ in ihrer Jubiläumsbeilage zum 125-jährigen Bestehen unter dem Titel „125 Jahre — 125 Köpfe“ veröffentlicht hatte.
Und, wir hatten es selbst zugegeben: Vollständig war diese Liste beileibe nicht. Deshalb hatte die Redaktion die Wuppertaler gebeten, uns mitzuteilen, wer ihnen in der Reihe der wichtigsten Wuppertaler der vergangenen 125 Jahre gefehlt hatte. Hier also sind sie zum Ausklang des WZ-Jubiläumsjahres 2012 — die Kandidaten der Wuppertaler.
Eine ganz bedeutende Lücke gleich zu Beginn: ein waschechter Geheimrat und dazu noch ein Pionier der Wuppertaler Verkehrs-Historie. Die Rede ist von Max Albert Molineus (1855-1925), Barmer Unternehmer und geistiger Vater der Barmer Bergbahn. In unserer Beilage hatten wir nur einen anderen ihrer Mit-Initiatoren, Adolf Vorwerk, gewürdigt, den Ideengeber aber vergessen.
Das sei hier nachgeholt. Einen weiteren Prominenten der A-Kategorie vermisst Leser Fritz Richter. „Eine gute Idee“, schreibt er über unsere 125er-Riege, „aber wie steht es um den langjährigen Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Hans-Dietrich Genscher? Warum fehlt der ehemalige Innen- und Außenminister, der sich auch um die Deutsche Einheit verdient gemacht hat?“ Tja — vielleicht, weil der 1927 geborene FDP-Politiker im Tal nur seinen Wahlkreis, aber nicht seinen Wohnsitz hatte. Sei’s drum - nun ist der Herr Minister ja hiermit erwähnt.
Ein echter Wuppertaler hingegen war Kurt Matthes (1914-2012), ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter aus Barmen, auf dessen Fehlen in unserer Beilage gleich mehrere Leser die WZ hingewiesen haben. Besonders lückenhaft empfand offenbar mancher Leser unsere Auflistung im Bereich Kunst und Kultur. Die Ronsdorferin Brigitte Specovius etwa hätte gern Ute Klophaus (1940-2010) gewürdigt gewusst. Die aus Wuppertal stammende Kunstfotografin war etwa langjährige fotografische Begleiterin von Joseph Beuys und wurde für ihre bedeutenden Arbeiten unter anderem mit dem Von-der-Heydt-Preis gewürdigt (1986). Annelore Frey weist dagegen auf Sulamith Wülfing hin (1901-1989), Elberfelder Malerin und Illustratorin. „Ihre Biographie kann sich sehen lassen“, meint Frau Frey mit Blick auf Wülfings langes und facettenreiches Schaffen. Dem schließen wir uns hiermit an.
Nicht minder erwähnenswert aus den Reihen der Wuppertaler Kunstschaffenden: Adolf Röder (1904-1983), Maler, Galerist und gemeinsam mit seiner Gattin Eva (geb. 1925) Hausherr der Galerie Palette am Sedansberg sowie Initiator der Künstlergruppe rbk - mit ihrem Röderhaus hatte das Paar für einige Jahre in Barmen einen Fixpunkt der überregionalen Kunstszene geschaffen. Eher klangliche Spuren im Tal hat Helmut Kahlhöfer (1914-1988) hinterlassen. Der Von-der-Heydt-Preisträger gründete 1946 die Kantorei Barmen-Gemarke und leitete sie bis 1987. Er sei hier auf Wunsch „seiner“ Kantorei erwähnt. Hermann Schulz vermisst eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, unter anderem den Schriftsteller Karl Otto Mühl (geb. 1923), während andere Leser auf den in Wuppertal geborenen abstrakten Bildhauer Friedrich Werthmann (geb. 1927 in Barmen) aufmerksam machten.
Doch genug der Kunst! Aus der Unternehmerschaft vermisst Leser Jürgen Thierling zu Recht einen großen Namen: Erich Kraut (1891-1978). Erblindet aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, übernahm der Elberfelder ein kleines Schreibwarengeschäft und machte es dank bahnbrechender Erfindungen auf dem Gebiet des Registraturwesens zur Weltfirma Elba (steht für Elberfeld-Barmen). Der Niedergang der Firma mit Insolvenz und Wuppertaler Standort-Schließung begann gnädigerweise erst nach dem Tod des Gründers.
Als Unternehmensberater hat ein weiterer „Großer“ zwar auch wirtschaftlichen Erfolg vorzuweisen, doch seine Bedeutung für Wuppertal liegt in einem anderen Feld: Carsten Gerhardt, Vorsitzender der Wuppertal Bewegung. Für WZ-Leser Günter Lindau eine „herausragende Persönlichkeit“, ohne die es die Nordbahntrasse nicht gäbe. Dem ist wenig hinzuzufügen.
Und nach all diesen großen Namen sei hier am Ende noch auf Marie Jonghaus, geborene Köndgen, eingegangen — geboren 1860 in Barmen, gestorben dortselbst beim großen Luftangriff am 30. Mai 1943. „Ich bin überzeugt, dass sie eine Würdigung verdient hätte“, schreibt ihr Urenkel André Raussert der Redaktion über seine Ahnin, die Gedichte schrieb, für eine örtliche Tageszeitung arbeitete und Organisationen wie den Barmer Verschönerungsverein und den Schlossbauverein unterstützte. Auch war sie mit Literaten wie Emil Rittershaus und Otto Hausmann befreundet — doch letztlich eine Frau, wie es viele gab und geben wird im Tal. Und ohne die die Stadt nicht wäre, was sie ist. Weshalb wir uns nur zu gern der Meinung von Herrn Raussert anschließen: Ja, sie und alle ihrer Art haben sie verdient. Eine Würdigung.