Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige Aufregung am Kirchplatz: Café Cosa soll für ein Jahr an die Calvinstraße 21 ziehen

Geschäftsleute am Kirchplatz haben Bedenken. Sie fürchten um Kunden, wenn der Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige ins Haus an der Calvinstraße 21 zieht.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Ende 2017 muss das Café Cosa, ein betreuter Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige, aus dem Köbo-Haus ausziehen. Bis zur Fertigstellung des neuen Café Cosa im geplanten Wupperpark nahe der Kreuzung Brausenwerth musste eine Übergangslösung gefunden werden.

Anderthalb Jahre suchten die Stadt sowie der Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe, der das Café betreibt, nach einer provisorischen Lösung. Die Suche gestaltete sich schwierig, denn in eine größere Entfernung vom Döppersberg lässt sich die Szene (auch Platte genannt) nach Einschätzung von Sozialdezernent Stefan Kühn nicht verpflanzen. Und nicht jeder Vermieter ist bereit, die problematische Kundschaft (bis zu 150 Personen pro Tag) in seinem Haus oder in seiner Nachbarschaft zu dulden.

Entsprechend groß ist die Erleichterung bei Garry Kasper vom Freundes- und Förderkreis, dass mit Räumlichkeiten der Evangelischen Kirche an der Calvinstraße 21 eine Übergangslösung gefunden wurde. Für das Jobcenter begrüßte Andreas Kletzander, dass die Arbeit des Café Cosa zur Eingliederung von Suchtkranken lückenlos fortgesetzt werden kann. Acht hauptamtliche Stellen sind mit Mitarbeitern besetzt, die zum Teil über diesen Weg zurück auf den Arbeitsmarkt gefunden haben.

Die Stadt hatte Anwohner und Geschäftsleute rund um den Kirchplatz bereits am Montagabend informiert. Die Anwohnerversammlung habe einen positiven Verlauf genommen, hieß es am Mittwoch. Anwohner hätten Verständnis für die Notwendigkeit der Einrichtung geäußert, auf ihre Bedenken und Ängste sei eingegangen worden. „Wir sehen es als unsere ureigene christliche Aufgabe an, diese Arbeit zu unterstützen“, begründete Superintendentin Ilka Federschmidt das Engagement der Evangelischen Kirche.

„Es sind keine großen Investitionen geplant, da es sich um eine Übergangslösung handelt“, kündigte Dezernent Kühn an. 180 Quadratmeter im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss sollen genutzt werden. Die zurzeit leerstehenden Ladenräume sollen mit einer WC-Anlage ausgestattet werden. Raucher sollen einen Innenhof nutzen. „Es wird einen zentralen Ansprechpartner für die Anwohner bei Problemen geben“, versprach Pfarrer Werner Jacken.

Die WZ sprach mit einigen Geschäftsleuten am Kirchplatz. Deren Aussagen weichen allerdings deutlich von der „Friede-Freude-Eierkuchen-Darstellung“ ab, die von den Funktionären geboten wurde.

„Mein Blutdruck ist schon während der Versammlung auf 180 gestiegen“, sagt Dagmar Röntgen, die im Haus Calvinstraße 21 schon viele Jahre einen Friseur-Salon betreibt. „Zwei Riesencontainer stehen vor der Hautür, jetzt auch das noch. Meine Kunden haben Mitleid mit mir. Und das ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.“ Obst- und Gemüsehändler Jürgen Spillmann und Jens Grimm vom Café Grimm sehen weitere Belastungen auf das Turmviertel zukommen.

Die dreijährige Sperrung der B 7 habe das Viertel ohnehin schon viele Kunden gekostet, sagt Jens Grimm. „Ich bin nicht bis zum Ende der Veranstaltung geblieben. Persönlich hätte ich kein Problem mit dem Café Cosa, aber ich kann mir nicht sicher sein, dass meine Kunden das ebenfalls so sehen“, sagt Jürgen Spillmann. Er hält das Experiment für existenzbedrohend. Man müsse nur zum Döppersberg gehen und sich anschauen, wie die Szene dort aussehe.