Hohe Schulden: GWG in der Krise - Verkauf oder Sanierung?

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) hat hohe Schulden. Zwei Möglichkeiten gibt es, wie die Stadt Wuppertal das Problem anpacken kann.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Mit mehr als 300 Millionen Euro steht die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) in der Kreide. Die Zinsbelastung in zweistelliger Millionenhöhe macht nicht nur alle Sanierungsbemühungen seit 2012 zunichte, sondern frisst Jahr für Jahr auch mehr und mehr das Eigenkapital auf. Für die Stadt, der die GWG zu 95 Prozent gehört, sowie die Stadtsparkasse ist die Gesellschaft seit dem Korruptionsskandal in den 1990er Jahren ein Fass ohne Boden.

Stadtkämmerer Johannes Slawig sieht die Ratsparteien in der Pflicht, sich bis zur Ratssitzung am 26. September, wenn der Doppelhaushalt eingebracht wird, für eine von zwei Möglichkeiten zu entscheiden: Verkauf der GWG oder Sanierung durch eine komplizierte „Finanztransfusion“. Die würde in einer Höhe von zwei Millionen Euro pro Jahr den städtischen Haushalt belasten.

Eine Entscheidungsgrundlage für die Ratsmitglieder lieferte der Stadtkämmerer am MIttwoch in Form eines Gutachtens, das Patrick Ziechmann von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers GmbH (PWC) vorstellte. „Beide Varianten haben Konsequenzen für den städtischen Haushalt“, sagt Johannes Slawig. Übersetzt heißt das: In beiden Fällen zahlt die Stadt drauf. Bei einem Verkauf könnte es aufgrund der hohen Verbindlichkeiten der GWG zu einem negativen Verkaufspreis kommen.

Das heißt, ein Käufer müsste nach Informationen der WZ mit bis zu 30 Millionen Euro abgefunden werden, um überhaupt als Investor einzusteigen. In ähnlicher Form hatte die Stadt beim Verkauf der damals höchst defizitären städtischen Kliniken an den Helios-Konzern draufzahlen müssen. Außerdem wären Bürgschaften in einer Größenordnung von 55 Millionen Euro fällig.

Ein Verkauf birgt ein weiteres Risiko. Kann auf die Schnelle kein Käufer gefunden werden, müsste das laufende Minusgeschäft zwischenfinanziert werden. Der Vorteil eines Verkaufs liegt für manchen Kritiker der GWG darin, dass aus dem Schrecken ohne Ende ein Ende mit Schrecken würde. Zwölf Optionen hat PWC durchgerechnet. Neben dem Verkauf wurde nur eine weitere Option als rechtlich und betriebswirtschaftlich machbar eingestuft. PWC bezeichnet diesen Weg als „Kombinierten Ansatz“, der die finanziellen Möglichkeiten der Stadt, das Sanierungspotenzial der GWG und die rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt.

Obwohl die personelle Ausstattung der GWG schon am unteren Rand angekommen sei, müssten demnach von derzeit 80 weitere zwölf Stellen eingespart werden. 109 Wohneinheiten müssten verkauft werden (20 Häuser und ein Grundstück).

Weit komplizierter ist die Berechnung der städtischen Finanzhilfe. Dabei soll es sich nicht allein um eine einmalige Finanzspritze handeln, sondern um eine auf Dauer angelegte Kräftigung der GWG in Form einer Transfusion. Als erste Blutauffrischung könnten fünf Gewerbeobjekte aus dem Bestand der städtischen Delphin Verwaltungsgesellschaft GmbH & Co an die GWG übertragen werden.

Eine Alimentierung der GWG durch die Stadt ist aus rechtlichen Gründen nur in dem Bereich möglich, in dem GWG-Wohnungen aufgrund von Mietpreisbindungen zur Daseinsvorsorge der Bewohner beitragen. Entlastungen der GWG führen zu Belastungen der Stadt. „Mehr als zwei Millionen Euro pro Jahr kann die Stadt nicht verkraften“, legte Slawig eine obere Grenze fest.