Bäume leiden nicht nur unter der Hitze
Zu der Trockenheit kommt noch die Gefahr des Schädlingsbefalls. Die Bäume können sich wegen des Wassermangels nicht wehren.
Südhöhen. Pflanzen und Menschen lechzen angesichts der anhaltenden Hitze nach Wasser oder Feuchtigkeit. Besonders hart hat es die Bäume getroffen, doch wie bei Menschen und Tieren gibt es auch da Unterschiede: einige vertragen die Hitze gut und empfinden sie als Traumwetter. Andere leiden, und so mancher Baum siecht dahin oder versucht, sich vor dem Austrocknen zu schützen. „Laubbäume sind wegen der großen Verdunstungsfläche der Blätter besonders gefährdet“, erklärt Susanne Jäger von der gleichnamigen Ronsdorfer Baumschule. „Die Bäume schützen sich, indem sie die Blätter abwerfen, um die Verdunstungsfläche geringer zu halten. Der Rhododendron rollt seine Blätter ein, und so macht es auch der Bambus“, so Susanne Jäger.
In ihrer Baumschule werden nur die Pflanzen gegossen, die zum Verkauf angeboten werden. „Die anderen müssen draußen auf den Feldern sehen, wie sie mit der Trockenheit und Hitze fertig werden.“
Aber auch da gibt es Unterschiede. „Ältere Bäume haben ein erheblich verzweigteres und tiefer gehendes Wurzelwerk als junge Bäume“, weiß Regine Dürholt von der Ronsdorfer Baumschule Dürholt. „So können die alten Bäume auch aus tieferen noch feuchten Erdschichten Nahrung suchen. Die jüngeren Bäume wurzeln nur in den derzeit ausgetrockneten rund 25 Zentimeter tiefen Erdschichten und müssen gegossen werden. Wir haben deshalb Sprenganlagen aufgestellt.“
Besonders gefährdet sind die Straßenbäume, deren Umfeld versiegelt ist. „Da ist es schon von Vorteil, wenn die Bürger sie hin und wieder gießen. Schließlich kann die Stadt in solchen Extremsituationen nicht alles allein schaffen“, meint Dirk Wagenführ vom Waldpädagogischen Zentrum Burgholz. Er sieht vor allem die deutsche Eiche als besonders gefährdet an. „Die leidet trotz ihrer langen Pfahlwurzeln besonders unter der Trockenheit.“ Aber da kommt es natürlich auf den Standort an. „Wenn die Eichen in großen Auenflächen stehen, finden sie genug Wasser, um sich am Leben zu halten.“ Weniger gefährdet sind laut Wagenführ die Esskastanie, die Douglasfichte oder die Weißtanne.
Friedrich Louen, Pressesprecher der „Wald und Holz NRW“ in Münster kennt ebenfalls die Schutzmechanismen der Laubbäume, um den Wasserverbrauch zu reduzieren. Aber er erklärt auch die weitergehenden Gefahren, die mit dem Einschalten der Schutzfunktionen verbunden sind. „Die Bäume schränken nämlich auch ihren Stoffwechsel ein. Der bewirkt zum Beispiel weniger Wurzelwachstum oder reduziert das Bilden von Abwehr- und Reservestoffen. Die sind erforderlich, um sich einem Schädlingsbefall entgegenstemmen zu können“, berichtet Louen. Ein Beispiel ist die Fichte, die bei Befall durch den Borkenkäfer in der Lage ist, den mit ihrem Harz zu ersticken. Das entfällt, wenn der Baum nicht genügend Abwehrstoffe angesammelt hat und könnte auch auf eine Langzeitbeeinträchtigung durch eine mehrmonatige Trockenperiode zurückzuführen sein.“
Louen stellt klar: „Es ist eher selten, dass alte Bäume allein an der Trockenheit zugrunde gehen. Meist liegt es daran, dass sie nicht mehr genügend Abwehrkräfte haben, um sich vor Schädlingen zu schützen.“