Bahn will ein stilles Örtchen bauen

Die sanitären Bedingungen am Hauptbahnhof empfinden viele als Zumutung. Eine Verbesserung ist zur Eröffnung der Mall in Sicht.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Umbau des Döppersbergs ist mit vielen Erwartungen verbunden. Die meisten Wuppertaler sehnen den Tag herbei, an dem sie endlich einen vorzeigbaren Hauptbahnhof haben, der optimal an den Verkehr angeschlossen ist und über die erforderliche Infrastruktur verfügt.

Täglich werden nach dem Umbau rund 100 000 Passanten im Bereich zwischen Schwebebahn, Busbahnhof und Hauptbahnhof unterwegs sein. Dass diese Menschenmassen nicht nur mobil sein wollen, sondern unterwegs auch natürliche Bedürfnisse zu erledigen haben, dürfte kein Geheimnis sein. Entsprechend wichtig ist, dass die Ausstattung von Döppersberg und Hauptbahnhof bezüglich der sanitären Anlagen verbessert wird. Und in diesem Punkt besteht Hoffnung allein durch die Bahn, denn die plant eine öffentliche Toilettenanlage in der unterirdischen Einkaufspassage (Mall). „Die neue Toilettenanlage wird rund 80 Quadratmeter groß sein und neben einem Damen- und Herrenbereich sowie einem Behinderten-WC zum Beispiel auch Wickelmöglichkeiten vorhalten“, sagt Bahnsprecher Dirk Pohlmann.

Bisher ist die sanitäre Ausstattung des Wuppertaler Hauptbahnhofs für die Fahrgäste prekär. Eine öffentliche Toilette gibt es nur an Gleis 1, aber um dieses stille Örtchen machen die ortskundigen Wuppertaler einen großen Bogen. Die Bahn selbst scheint auf eine Fortführung der dortigen Geschäfte — geregelt durch Münzeinwurf — keinen großen Wert zu legen, denn nach Inbetriebnahme der Anlage in der Mall sollen die Toiletten an Gleis 1 geschlossen werden.

„Die neue Anlage soll mit der Mall in Betrieb gehen. Jedoch steht die exakte Eröffnung in Abhängigkeit zum noch nicht genau benannten Übergabetermin des neuen Gebäudes von der Stadt Wuppertal an die DB Station & Service AG“, so der Bahnsprecher. Auf jeden Fall sei ein lückenloser Übergang gewährleistet, da die heutige Anlage an Gleis 1 bis zur Eröffnung der neuen WC-Anlage in Betrieb bleiben werde.

Weitere öffentliche Anlagen sind am neuenDöppersberg nach Informationen der WZ jedoch nicht geplant. Die Stadt Wuppertal hält sich wie an anderen stark frequentierten Orten in der Stadt (Elberfeld Mitte, Nordpark, Hardt) mit der Einrichtung von öffentlichen Toilettenanlagen merklich zurück. Laut Dezernent Frank Meyer hängt das nicht zuletzt mit den Kosten zusammen. Aufgrund des Aufwands, der betrieben werden muss, um Sauberkeit und Ordnung zu gewährleisten, seien alle derartigen Anlagen hoch defizitär.

Wie dringend das Problem aber gerade rund um den Döppersberg ist, hat sich schon in der Bauphase erwiesen. So wurde der Aufzug zur provisorischen Fußgängerbrücke von Unbekannten in unschöner Regelmäßigkeit als öffentliche Toilette missbraucht. Zwischenzeitlich weigerte sich sogar die beauftragte Reinigungsfirma, den Aufzug zu säubern, da die Verschmutzung „in dieser Form beispiellos in Deutschland“ gewesen sei. „Der Aufzug ist durchgerostet und muss nach dem Abbau verschrottet werden“, beschrieb Frank Meyer in der Planungs- und Baubegleitkommission Döppersberg das unappetitliche Ausmaß des Vandalismus.

Wer für die Verschmutzungen verantwortlich ist, ist nicht bekannt. Allerdings sorgt für ein wenig Erleichterung bei den Verantwortlichen der Stadt, dass sich für das Café Cosa, einen betreuten Treffpunkt für Alkohol- und Drogenabhängige, eine Zwischenlösung anbahnt. Bis Anfang 2018 muss das Café Cosa aus dem KöboHaus ausgezogen sein. Bis zum Einzug in einen Neubau im Wupperpark Ost am Brausenwerth (geplant Ende 2018) müssen deshalb andere Räumlichkeiten am Döppersberg bezogen werden.