Barbier Shesher ist der Herr der Klinge

Männerbärte liegen seit einigen Jahren voll im Trend. Im Barbershop des 40-jährigen Friseurs in Barmen ist der Andrang entsprechend groß.

Foto: Stefan Fries

Was der Frau ihre Handtasche ist, das ist dem Mann sein Bart. Egal, ob Voll-, Schnauz- oder der klassische Dreitagebart — das maskuline Gesichts-Accessoire liegt seit einigen Jahren voll im Trend. Mit der Renaissance der Bärte kehrte beinahe zeitgleich auch eine fast vergessene Spezies auf die Bildfläche zurück: der Barbier.

Einer von ihnen ist der Wuppertaler Emmanuel Sanwogou, den alle nur unter seinem zweiten Vornamen Shesher kennen. Bereits 2008, lange vor dem großen Hype, hat der 40-Jährige seinen Friseur- und Barbershop in Barmen an der Westkotter Straße eröffnet. „Jede Mode kommt nach einer gewissen Zeit wieder zurück“, sagt Shesher. „Nun ist die Barbierkunst ein Trend, der wiederentdeckt wurde.“

Vor etwa sechs Jahren feierte der Bart sein Comeback. Angefangen in den Niederlanden, schwappte der Trend nach und nach auch nach Deutschland rüber. „Die Niederländer haben auch viele Pflegeprodukte entwickelt“, erklärt Shesher, der zum Einstieg ein Bart-Öl empfiehlt. „Man sollte sich vor der Erstbenutzung aber auf jeden Fall beraten lassen“, betont er. „Denn wenn man sich zum ersten Mal richtig einen Bart stehen lässt, kann die Haut darauf reagieren, weil sie das nicht gewohnt ist.“

Aus diesem Grund macht Shesher bei Neukunden vor der Rasur eine Hautdiagnose, um auf die individuellen Bedürfnisse eingehen zu können. Ohnehin steht für den studierten Informatiker das Wohlergehen seiner Kunden an erster Stelle. „Der Barbershop ist ein Ort für Männer, an dem sich die Kunden wohlfühlen sollen“, erläutert Shesher. Das gilt nicht nur für die Dienstleistung, sondern auch für das Drumherum. Es gibt gekühlte Getränke und einen netten Plausch während der Rasur.

Dabei ist ihm jeder Kunde willkommen, auch diejenigen mit wenig Bartwuchs. „Ein Barbier ist in erster Linie nicht jemand, der einen Bart nur schneidet oder formt“, stellt er klar, „sondern auch jemand, der eine saubere Glattrasur beherrscht.“ Und besonders in diesem Bereich lauern viele Fallen. „Eine Nassrasur etwa ist ein komplexer Prozess, da gibt es Schritte von eins bis acht. Und wenn nur einer davon fehlt, läuft schon etwas falsch“, erklärt Shesher, der seine Fertigkeiten bei gleich drei Friseurmeistern in Paris erlernt hat. Auch deshalb bietet er zusätzlich zu seinem Salon noch Seminare an, in denen er Teilnehmern die Tricks und Kniffe des Rasierens beibringt.

Vielleicht ist es gerade diese Leidenschaft zu seinem Beruf, die seinen Erfolg ausmacht. Noch am Anfang seiner Laufbahn schnitt er vielen Leuten kostenlos die Haare, um in Barmen bekannter zu werden. Mittlerweile stehen die Leute Schlange, Wartezeiten von bis zu drei Wochen sind nicht unüblich. In den sozialen Netzwerken wird der 40-Jährige mit Lob geradezu überhäuft.

Der Andrang ist so groß geworden, dass Shesher keine Termine mehr telefonisch vereinbaren kann. Vielmehr werden diese nun vor Ort gemacht und die Dienstleistung im Voraus bezahlt. „Das ist eine Sicherheit für beide Seiten“, erläutert er. „Der Kunde nimmt seinen Termin ernster, wenn er im Voraus bezahlt.“ Sollte doch was dazwischen kommen, hat man 48 Stunden Zeit, um den Termin abzusagen und das Geld wiederzubekommen.

Das System wird von den Kunden gut angenommen und hat sich etabliert — genauso wie Shesher und sein Barbershop.