Baustopp im Stadion Zoo

Die Einweihung im Sommer fällt aus. Der Umbau der Stehstufen wird zur Dauerbaustelle: ein Fiasko.

Wuppertal. WSV-Präsident Friedhelm Runge stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als Oberbürgermeister Peter Jung gestern im Rathaus verkündete, dass der Umbau des Stadions am Zoo zum Stillstand gekommen ist. Was für die Stadt Wuppertal als Bauherr eine faustdicke Blamage bedeutet, ist für den Wuppertaler SV, der sich als einziger Mieter mit 200 000 Euro beteiligt, eine Katastrophe. Fest hatte der Fußball-Regionalligist damit gerechnet, in der kommenden Saison die attraktiven Stehplätze direkt hinter den Toren seinen Fans und den Gästefans anbieten zu können. Doch daraus wird nichts.

In ihrer Ausgabe am 16. April hatte die Westdeutsche Zeitung bereits über die verdächtige Stille auf der Großbaustelle Stadion Zoo berichtet und auf die Lieferengpässe bei Betonfertigteilen hingewiesen. Bis auf Vorarbeiten zum Verlegen der Stehstufen tat sich in den vergangenen Monaten nicht mehr viel. Eine Anfrage des Wuppertaler SV bei der Stadt, ob man die Plätze hinter den Toren für ein geplantes Saisoneröffnungsspiel im Juli in den Vorverkauf einbeziehen könne, ließ die Potemkinschen Dörfer nun einstürzen.

Die Stadt musste öffentlich eingestehen, dass der bisher genannte Fertigstellungstermin Juni/Juli nicht haltbar ist, weil noch gar keine Aufträge für die Betonfertigteile vergeben worden sind.

"Wir lassen uns nicht durch den Zeitdruck und die unverhältnismäßigen Angebote in eine Situation bringen, die wir finanziell nicht verantworten können. Nach dem Ergebnis der Ausschreibung hätten wir ein Vielfaches der von einer renommierten Firma kalkulierten Kosten von 800 000 Euro bezahlen müssen", rechtfertigt Peter Jung den massiven Tritt auf die Bremse, der in Absprache mit dem WSV erfolgt ist. Vage wird nun als Ziel 2008 formuliert. Hans-Uwe Flunkert, Leiter des Gebäudemanagements, verwies auf den generellen Bauboom, der die Preise von Betonfertigteilen in die Höhe getrieben habe. Nun will sich die Stadt mit Anbietern einzeln an den Tisch setzen.

Wer hohe Erwartungen weckt und diese nicht erfüllen kann, wird mit Spott und Hohn bestraft. Die Stadt hat sich des fortgesetzten Stückwerks schuldig gemacht. Mehr als Zynismus und giftige Bemerkungen werden die Besucher des heutigen Spiels im Stadion am Zoo deshalb nicht für das Bauwerk vor der Stadiongaststätte übrig haben. Die Baustelle ruht - das ist ein unangenehmer Imageschaden für die Stadt. Vielleicht erschrecken sich heute wenigstens die Gäste aus Berlin beim Torschuss, wenn sie auf eine Mauer aus Beton stürmen. Bis dort eine menschliche Wand aus WSV-Fans steht, wird es leider noch dauern. Solange gibt es deshalb Spott und Hohn.