Klima „Bei Verkehr und Energie haben wir noch viel Luft nach oben“
Elberfeld. · Schüler des WDG diskutierten mit Uwe Schneidewind, Sven Giegold und Vertretern von Fridays for Future über Klimaschutz.
Wie lässt sich der Klimawandel aufhalten? Wie kann die Energiewende in Wuppertal gestaltet werden? Was kann jeder Einzelne dazu beitragen? Über diese und weitere Fragen haben Schüler des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums am Montag bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „How dare you?! – Warum die Klimapolitik versagt“ mit Gästen in der Aula der Schule am Johannisberg diskutiert.
Dabei forderte der Europaparlamentsabgeordnete Sven Giegold (Grüne) genauso ein Umdenken in der Gesellschaft wie Bezirksschülersprecher Luca Hoffmann. Verkehr und Energie müssten nachhaltig gestaltet werden, sagte Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts und Oberbürgermeisterkandidat von CDU und Grünen. Dieser Forderung schloss sich Jonah Näckel, Sprecher von Fridays for Future in Wuppertal, an. Pascal Biesenbach vom Verein Aufbruch am Arrenberg warb dafür, die Reaktion auf den Klimawandel als Chance zu betrachten, mehr Lebensqualität zu schaffen. Die Diskussion hatten die Schüler der Sozialwissenschaftskurse gemeinsam mit ihren Lehrkräften vorbereitet, sagte Lehrer Tobias Berresheim.
Der als „Green Deal“ bekannte Gesetzentwurf der EU-Kommission für Klimaneutralität in Europa sei zwar ein „Schritt in die richtige Richtung“, um den Klimawandel aufzuhalten, sagte Sven Giegold. Der CO2-Ausstoß müsse allerdings bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. „Bisher hat Deutschland nicht einmal die versprochenen 40 Prozent umgesetzt“, so Giegold. Der Green Deal müsse zudem auf den Rest der Welt ausdehnt werden, forderte Luca Hoffmann. Reiche Länder müssten arme Länder bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen finanziell unterstützen, sagte Sven Giegold.
Fridays for Future will weiter Druck auf der Straße machen
„Wir können nicht viel mehr tun, als weiter Druck auf der Straße zu machen und der Politik auf die Nerven zu gehen“, sagte Jonah Näckel. Die Frage, ob es nicht Alternativen zu Demonstrationen gebe, verneinte er: „Fridays for Future ist so stark, weil wir laut und friedlich sind.“ Pascal Biesenbach forderte zudem zum Dialog auf: „Wir sollten Brücken bauen und nicht noch eine weitere Spaltung der Gesellschaft betreiben.“ Ein anderes Wirtschaftssystem sahen die Podiumsgäste einhellig nicht als Lösung. „Der Kapitalismus hat zwar zu unserer jetzigen Situation geführt und wir müssen ihn verändern, aber unser jetziges Wirtschaftssystem kann Lösungen bieten“, sagte Jonah Näckel. Sven Giegold forderte Gesetze, die Unternehmen zu Klimafreundlichkeit verpflichten. Dazu müsse die Macht großer Konzerne, wie der Auto- und Energiefirmen, begrenzt werden. Das fand auch Luca Hoffmann: „Unternehmen müssen gezwungen werden, selbst aktiv gegen den Klimawandel zu werden.“ Die Energiewende werde von mittelständischen Firmen vorangetrieben, ergänzte Pascal Biesenbach.
„In Wuppertal haben wir bei Verkehr und Energie noch viel Luft nach oben“, sagte Uwe Schneidewind. Jonah Näckel wies darauf hin, dass die lokale Politik die Ausrufung des Klimanotstands abgelehnt hat. „Wuppertal hat viel nachzuholen, aber es passiert etwas“, so Näckel. Vorreiter sei die Zivilgesellschaft, die in vielen Initiativen aktiv werde, sagte Pascal Biesenbach. Der Verein Aufbruch am Arrenberg bereite gerade eine Bürgerinformation vor, in der Eigentümer zu energiefreundlichen Lösungen ermuntert werden sollen. Aber auch die Politik sei mit dem Green-City-Plan in die richtige Richtung unterwegs, sagte Jonah Näckel. „Wir brauchen zentrale Fahrradstrecken auf der Talachse mit Verbindung zur Nordbahntrasse“, konkretisierte Uwe Schneidewind. Einzelne Viertel müssten zudem Vorreiter für weniger Autoverkehr werden. Wasserstoffbusse seien so lange keine Lösung, wie der Wasserstoff nicht energiegünstig produziert werden könne, sagte Jonah Näckel.
Für Diskussionen unter den Schülern sorgte die Zusammenarbeit Deutschlands mit anderen Ländern. „Europa muss bei der Klimakonferenz in Glasgow vorlegen, dann kann eine globale Dynamik entstehen“, sagte Sven Giegold.