Bergsteiger-Legende „streichelte den Fels“

Hans Dülfer hat zahlreiche Gipfel erstmalig erklettert. Geboren wurde er in Barmen.

Foto: Gemeinfrei

„Er war ein Künstler, am Klavier und im Kalkgestein“, heißt es in einer Veröffentlichung des Alpenvereins Österreich zum 100. Todestag von Hans Dülfer im Jahr 2015. Unter Kennern ist der am 23. Mai 1892 in Barmen geborene Bergsteiger als Erstbegeher zahlreicher Routen und Erfinder des „Dülfersitzes“ bekannt. Bei Letzterem handelt es sich um eine Abseilmethode, die ohne Hilfsmittel auskommt.

Berühmte

Wuppertaler

Hans Dülfer studierte ab dem Jahr 1911 Medizin, Jura und schließlich Philosophie in München. Seine Freizeit hat er genutzt, um in den Alpen zu klettern und unermüdlich zu trainieren. Er gilt als „Kletterakrobat“ und „ausgesprochener Techniker“.

Innerhalb von vier Jahren soll er rund 50 Gipfel bestiegen haben. Darunter das Totenkirchl — ein 2190 Meter hoher Berg in den Nördlichen Kalkalpen in Tirol. Der „Dülfer-Kamin“ (eine mehr oder weniger senkrecht nach oben führende Spalte im Fels) wurde nach ihm benannt. Auch in den Dolomiten hat Dülfer zahlreiche Gipfel erklommen. Oft wird von Experten die Erkletterung des 2598 Meter hohen Torre del Diavolo hervorgehoben, bei der Dülfer einen waghalsigen Spreizschritt genutzt hatte, um sich einen Weg nach oben zu bahnen. Dülfer wird als schmal, groß, schlicht und still beschrieben. Der bayrische Bergsteiger und Schriftsteller Fritz Schmitt zitiert in einer Abhandlung zum 50. Todestag einen Dolomitenführer: „Dülfer klettert nicht, er streichelt den Fels“. Schmitt beschreibt Dülfer als „eine Klasse für sich“. Er habe das Bergsteigen sehr ernst genommen und habe Kollegen abgelehnt, „die nur von einem Gipfel zum nächsten jagten“, um möglichst viele Erfolge zu feiern. Dülfer habe das Klettern nicht nur zur Kunst, sondern auch zur Wissenschaft erhoben. Er habe „vollendete Technik und Körperbeherrschung über rohe Kraftmeierei“ gestellt.

Hans Dülfer starb mit 23 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg in Nordfrankreich.