Schule Berufskollegs Barmen: „Unsere Schüler können Europa spüren“

Wuppertal · Bernd Grabowsky ist neuer Leiter des Berufskollegs Barmen. Den Schwerpunkt Europa will er weiter vertiefen.

Bernd Grabowsky ist neuer Leiter des Berufskollegs Barmen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die Wände in seinem Büro zieren natürlich Fotos aus dem Weltraum. Denn das ist das Hobby von Bernd Grabowsky (48), Leiter des Berufskollegs Barmen. Seit den Herbstferien ist er offiziell Schulleiter, nachdem er diesen Posten schon seit dem Sommer kommissarisch übernommen hatte. Das Profil als Europaschule weiter auszubauen, ist eines seiner Ziele.

Ein Berufskolleg ist eine komplexe Organisation: 21 Bildungsgänge im kaufmännischen Bereich sind am Berufskolleg Barmen möglich. Das reicht von der Berufsschule für diverse kaufmännische Berufe bis zu Weiterbildungen zum Betriebswirt in den Abendstunden. In vier Gebäuden werden die Schüler und Studenten unterrichtet.

Bernd Grabowsky gehört seit drei Jahren zum Kollegium, kam als stellvertretender Schulleiter nach Barmen. Die Entscheidung für einen Leitungsposten hat er lange abgewogen, denn es war klar, dass er dann weniger unterrichten kann. Ausschlaggebend war: „Mir macht auch das Organisieren Spaß.“

Zudem kannte er die damalige Leiterin Brigitta Bitterich schon aus Remscheid, wusste, dass er gut mit ihr zusammenarbeiten kann. Daher kam er vor drei Jahren nach Barmen, übernimmt nun nach dem Abschied von Brigitta Bitterich in den Ruhestand die Leitung.

Aufgewachsen ist er in Hilden, Mathematik und Physik studierte er in Wuppertal. Und entschied sich bald für den Lehrerberuf. Denn als begabter Musiker an der Gitarre und Flöte hatte er an der Musikschule unterrichtet und gemerkt: „Wenn Schüler durch mich etwas lernen, das ist schon etwas Tolles.“ Die Entscheidung für das Berufskolleg hat er bewusst getroffen: „Hier hat man einen echten Querschnitt der Gesellschaft, lernt so mehr Verständnis und kann das auch weitertragen.“

Verständnis zu bekommen, ist auch ein Motiv für sein Europaengagement: „Für mich ist das Wichtigste der Austausch.“ Wenn die Schüler zum Beispiel Praktika in anderen Ländern machen, „dann spüren sie Europa, können etwas darüber erzählen und werden echte Multiplikatoren. Da ist einfach Gold wert.“

Die Schule habe schon vor zwanzig Jahren als Pilotprojekt mit dem Schwerpunkt Europa begonnen, seit zehn Jahren ist sie auch offiziell als Europaschule zertifiziert. Sie begeht den Europatag, die Schüler diskutieren mit EU-Abgeordneten, nehmen an EU-weiten Projekte teil, bei denen sie mit Schülern aus anderen Ländern zusammenarbeiten. Im Fachunterricht wird verglichen, wie in den unterschiedlichen Ländern Warenabwicklung organisiert ist. Die angehenden Fremdsprachen-Assistenten erhalten auch Unterricht auf Englisch, Französisch oder Spanisch. Dass nicht nur die künftigen Fremdsprachen-Assistenten, sondern auch mehr Berufsschüler Praktika machen könnten, dafür will Grabowsky neue Möglichkeiten schaffen.

Erfreulich gut laufe der neue Ausbildungsberuf der „Kaufleute im E-Commerce“, also Online-Handel. Nur drei Schulen in NRW bieten ihn an, in Barmen lernen aktuell 76 Azubis für diesen Beruf. Auch IT-Kaufleute werden am Kolleg ausgebildet – in Kooperation mit dem Kolleg am Haspel.

Beim Thema Digitalisierung lobt Grabowsky die Stadt, die frühzeitig den Anschluss der Schulen ans Internet organisiert habe. So könnten sie die Bundesmittel aus dem „Digitalpakt“ für Geräte einsetzen. Nach dem ersten Klassensatz sollen jetzt weitere folgen. Die Kollegen seien sehr engagiert, freut sich Grabowsky. Fortbildungen im Digitalen stießen auf großes Interesse. „Es gibt eine unwahrscheinliche Aufbruchstimmung.“ Er selbst will mit Daniel Jung zusammenarbeiten, der mit seinen Mathevideos bei Youtube viele Schüler anspricht.

Sein Hobby Astronomie bringt er auch ab und zu im Unterricht unter, auch wenn es nicht zum Lehrplan gehört. Aber er stellt bei den Schülern einige Wissenslücken und große Neugier fest: „Was das Sonnensystem ist, wie groß es ist – das interessiert sie.“