Kulturrucksack NRW Wo Kinder besondere Fähigkeiten haben: So lief der erste inklusive Filmworkshop am Arrenberg in Wuppertal
Wuppertal · In einer Woche von der Idee bis zum Ergebnis auf der Leinwand.
Kulturelle Bildung außerhalb der Schule, bei der es nicht darum geht, bewertet zu werden – das ist einer der Grundgedanken des „Kulturrucksack NRW“. Auch in Wuppertal öffnet das Programm in diesem Jahr wieder die Tür zu Kunst und Kultur für Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren. Die Workshops und regelmäßigen Kurse sind meist kostenfrei oder sehr kostengünstig, um allen Interessierten den Zugang ermöglichen zu können. Kulturelle Bildung, die für alle offen ist, insbesondere für die, die sonst vielleicht weniger Chancen haben.
„Ich habe oft das Gefühl, Menschen mit Behinderung fühlen sich von kulturellen Angeboten ausgegrenzt“, so Anna Lisa Tuczek, der Koordinatorin des „Kulturrucksack“ in Wuppertal. Die Angebote, die im Rahmen des Programms stattfinden, seien barrierefrei, aber nur äußerst selten als inklusiv deklariert. Der Bedarf sei aber da, wie sie von betroffenen Eltern erfahren habe. Auch wenn die Angebote barrierearm seien, glaubt sie, dass es wichtig ist, Angebote explizit als inklusiv zu benennen, um die Hemmschwelle weiter zu verringern und zur Anmeldung zu ermutigen.
Daher freute sie sich, in diesem Jahr einen inklusiven Filmworkshop im „Rucksack“ dabei zu haben. Dieser findet aktuell als Ferienkurs im Kinder- und Jugendtreff am Arrenberg statt. „Wir sagen den Kindern, wir sind ein Haus der Vielfalt“, erklärt Maike Muth, die in der Einrichtung als Pädagogin tätig ist. Und die wird – unter anderem durch so etwas wie den Film-Workshop – dort auch gelebt. Cornelia Huy-Rasch, Leiterin des Hauses, weiß, dass Eltern von Kindern mit Behinderungen oft vergeblich nach inklusiven Ferienangeboten suchen. Daher sei es ihr und der Einrichtung ein Anliegen gewesen, diesen Workshop zu realisieren. Drei Plätze konnten so in diesem Jahr für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen angeboten werden, die Lust auf die Arbeit vor und hinter der Kamera haben. Zunächst sei die Resonanz eher mäßig gewesen, erzählt Tuczek, letztlich konnten dann aber doch alle drei Plätze vergeben werden.
Kim Münster, Produzentin und Regisseurin, übernimmt, wie auch schon in den Jahren zuvor, die Leitung des Workshops. Sie unterstützt die jungen Filmemacher und Filmemacherinnen dabei, ihre Idee in fünf Tagen umzusetzen.
Jedem Teilnehmer
gerecht werden
Die Herausforderung dabei ist, jedem Teilnehmer in seinen Bedürfnissen gerecht zu werden und in der kurzen Zeit gemeinsam das Ziel zu erreichen. „Man merkt, dass die Gruppe insgesamt schon viel Filmerfahrung hat, das macht es leichter“, berichtet Münster am zweiten Workshop-Tag. Während des ersten Tages wurde die Story entwickelt und der Film konzipiert, ab Tag zwei dann mit dem Dreh begonnen.
Donnerstag und Freitag wird dann geschnitten, um Freitagnachmittag gemeinsam mit den Eltern der Teilnehmer die Premiere des Werks zu feiern. „Das ist ziemlich sportlich,“ meint Münster. Volles Programm also für die Gruppe, die sich zum Großteil erst seit Montag kennt.
Gedreht wird im Haus selbst, aber auch draußen. Darauf freut sich Jana, 14 Jahre alt, ganz besonders. Auch sie hat schon Film-Erfahrung gesammelt und möchte ihre Fähigkeiten an der Kamera im Workshop weiter ausbauen. „Das Drehen heute hat schon richtig Spaß gemacht“. Auf den anstehenden Außendreh am Nachmittag und das Schneiden des Films freue sie sich aber am meisten. Eine Vorgabe für die Geschichte gab es nicht, die Handlung stammt komplett aus der Feder der Gruppe. In der soll es um Kinder mit besonderen Fähigkeiten gehen, die sie im Laufe des Films aber erst entdecken. Was Montag mit einer Idee begann wird Freitag als Fantasy-Kurzfilm auf die Leinwand gebracht. Ein echtes Erfolgserlebnis für alle Teilnehmer und ein gutes Beispiel für gelebte Inklusion.