Bewährung für falschen Arzt mit Blackout

Mann (33) soll 91-Jährige zu Hause belästigt haben.

Foto: Matthias Hiekel/dpa

Wuppertal. Weil er sich im Dezember 2012 in sieben Fällen als Arzt ausgegeben hat, ist ein 33 Jahre alter Wuppertaler gestern wegen Missbrauchs von Berufsbezeichnungen zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Laut Anklage hat der Mann am frühen Morgen des 23. Dezember 2012 mehrfach ältere Damen angerufen, ihnen am Telefon vorgelogen, ihre Blutwerte seien besorgniserregend schlecht, er als Krankenhaus-Arzt müsse sie dringend während eines Hausbesuchs untersuchen.

Meistens legten die Frauen — alle sind älter als 70 Jahre — auf. In einem Fall kam es aber doch zum Besuch des falschen Arztes. Gestern sagte die 91-Jährige als Zeugin vor Gericht aus. Sie erkannte im Angeklagten den falschen Arzt wieder. Bei der „Untersuchung“ soll es zu sexuellen Übergriffen und Anspielungen gekommen sein.

„Ich habe den Ärzten immer vertraut“, sagte die 91-Jährige gestern. Der Angeklagte entschuldigte sich bei ihr, hatte zu Beginn des Prozesses aber bereits gesagt, er habe in jener Nacht zuvor viel Alkohol getrunken — bis zu einem Blackout. „Ich entschuldige mich in allerhöchster Form, aber ich kann mich nicht erinnern, sagte der 33-Jährige zu der betagten Zeugin, die im Rollstuhl vor ihm saß. Die Frau nickte dazu. Sie bekannte zwar, nach dem Besuch des falschen Arztes vor anderthalb Jahren zwischenzeitlich auf 48 Kilo abgemagert zu sein, sagte aber: „Mir geht es gut.“

Und der Angeklagte? Der sagte vor Gericht, dass er seit Jahren eine in jeder Hinsicht erfüllte Beziehung führe. Seine Langzeitfreundin wisse von dem Prozess.

Wenn das Urteil rechtskräftig wird, muss der 33-Jährige — er arbeitet für eine Filmfirma im Rheinland — 1500 Euro an den Opferhilfeverein Weisser Ring in Wuppertal zahlen.