Sammler 5500 Videospiele gesammelt: Beyenburger will Museum anstoßen
Wuppertal. · Sammler Jens Klöpfel hat unzählige Zocker-Raritäten zu Hause - und die erste Konsole aus dem Jahr 1972.
Jens Klöpfel hatte als Kind keine Atari-Spielekonsole, weil seine Eltern dagegen waren. „Die sagten: Davon geht der Fernseher kaputt und der Junge verdummt“, erinnert sich der Beyenburger. Vielleicht war das der Ausschlag für seine unstillbare Leidenschaft. Im jungen Erwachsenenalter kaufte sich Klöpfel schließlich die heiß begehrte Atari-Konsole und besorgte sich nach und nach die alten Spiele, die er von Freunden kannte. Das war um 1985 als ihn das Sammelfieber packte. Heute besitzt Klöpfel rund 5500 Konsolenspiele für alle möglichen Konsolen vom Atari übers NES und das Supernintendo bis zur Playstation.
Über den unzähligen Videospiele-Hüllen lagern alle Spielekonsolen, die jemals auf den europäischen Markt kamen – natürlich in der Originalverpackung. Diese ist für Sammler, wie Klöpfel berichtet, ein preissteigernder Faktor. Denn: Sie ist so selten. „Der Pappkarton nimmt ja Platz weg, den haben viele einfach weggeworfen“, sagt er und zieht das Rollenspiel „Secret of Mana“ für das SNES in einem bunt illustrierten Karton aus dem Schrank. „Die Hülle ist bis zu 70 Euro Wert. Das Spiel darin zehn.“
Doch der echte Hit der Sammlung ist die „Magnavox Odyssey“, die erste Spielekonsole der Welt, die 1972 auf den amerikanischen Markt kam. Klöpfel lüftet für die WZ die Box. Zum Vorschein kommt eine klobige Konsole, die ein bisschen so aussieht, als wäre sie aus einem Science-Fiction-Film der 60er Jahre entsprungen. Gleichzeitig sind dem Karton Klebefolien beigelegt, die eine Brettspiel-Optik haben. Klöpfel berichtet: „Die Konsole kann keine Grafik darstellen, nur Striche und Punkte. Daher musste man diese Folien auf den Röhrenbildschirm kleben.“
Klöpfel ist in seinem Element. „Da steckt kein Computer drin. Das ist reine Analogtechnik“, fügt er mit einem Ausdruck der Bewunderung hinzu. Der Wert der Konsole heute: um die 400 Euro. Doch Klöpfels Exemplar ist eigentlich unbezahlbar, denn er hat das Gehäuse von Ralph Baer signieren lassen - dem Amerikaner, der die Spielekonsole Ende der 60er Jahre entwickelt hat.
Und schon wandert der Deckel wieder auf die Konsole. Denn benutzt wird sie nicht. „Die Spiele sind belanglos“, sagt Klöpfel. Die allerwenigsten Videospiele, die in dem Zimmer des wissenschaftlichen Uni-Mitarbeiters ruhen, werden auch gespielt. Jens Klöpfel geht es um etwas anderes: „Die Jagd macht den Reiz aus.“ In den 80er und 90er Jahren war er fast jedes Wochenende auf den Trödelmärkten der Region unterwegs – auf der Suche nach Schätzen. Er sagt, er werde niemals das Gefühl vergessen, das ihn ihm aufkam, als er das erste seltene Spiel für kleines Geld auf einem Wühltisch gefunden hatte. „Da ging die Kopfrakete los“, sagt er. Unglaublich: Auch die „Magnavox Odyssey“ hat Klöpfel auf einem Trödelmarkt aufgetan. Mit weichen Knien habe er da gestanden, als die Verkäuferin ihm den Preis nannte: zwölf Euro.
In Zeiten des Internets ist der Reiz der Jagd für Klöpfel ein wenig verflogen. Undenkbar sei es heutzutage, solche Schätze einfach auf dem Flohmarkt zu entdecken. „Das braucht man gar nicht mehr zu versuchen. Heute kennt jeder den Wert von Sammlerstücken durch das Internet.“ Auch lässt sich sehr vieles einfach übers Netz gebraucht kaufen. Für jeden verfügbar, nur eine Frage des Geldes.
Klöpfel hat über die Jahre nicht nur Videospiele, sondern auch massenweise Zeitschriften über Videospiele angehäuft. Zusammen mit dem Grundstock von zwei Sammlerkollegen lagert derzeit so etwas wie die Geschichte der Videospiele in einem alten Weltkriegsbunker, der zu Lagerzwecken genutzt wird. Klöpfel wäre es ein Anliegen, dass dieser Stoff einmal für die Öffentlichkeit aufgearbeitet wird: als Videospielmuseum oder -archiv. Doch die Suche nach einem Betreiber, der die Schätze aufarbeitet und zugänglich macht, sei bislang erfolglos verlaufen.
Neuere Spiele entziehen
sich dem Sammelreiz
Die Sammlung des Beyenburgers endet mit Spielen für die Playstation 2. Das hat seinen Grund: Spiele der neueren Generation setzen vermehrt darauf, dass die Spieler sich die Inhalte aus dem Internet herunterladen. Selbst wer das Spiel im Laden kauft, findet in der Hülle in der Regel nicht mehr als einen Code zum Freischalten. Damit endet für Sammler wie Jens Klöpfel eine Ära: „Diese Spiele sind nicht mehr sammelbar.“