Wuppertal Big-Band-Klang mit Streichern

String-Brass-Bigband spielt in ungewöhnlicher Besetzung.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Unter Bigband stellt man sich üblicherweise jede Menge Trompeten, Posaunen und Saxofone vor. Einen ganz anderen Bigband-Sound präsentiert jetzt der junge Musiker Jean-Ludovic Portejoie: Der Geiger stellt einer Brass-Gruppe mit zwei Trompeten und zwei Posaunen vier Streicher, eine Querflöte, eine E-Gitarre und ein Klavier gegenüber. Zwei Schlagzeuger ergänzen die String-Brass-Bigband. „Mein Vater spielte früher in einer Bigband mit, da war ich als Kind oft dabei. Jetzt wollte ich das auch ausprobieren — aber an der Musikhochschule gibt es keine Saxofonisten“, berichtet der Musikstudent.

Also ersetzte er die Saxofone durch Geigen und ein Cello. Es sprach sich im Haus schnell herum, dass Portejoie ein Jazzensemble gründen wollte, und bald meldeten sich Interessenten bei ihm. „Ich finde es toll, dass man hier Leute findet, um solche Musik zu spielen — ich habe schon viel dabei gelernt“, lobt Cellist David Geer. Insbesondere die Jazz-Improvisation stellt die klassisch ausgebildeten Musiker vor Herausforderungen: Neue Rhythmen, neue Techniken, gleichzeitig die richtige Skala im Kopf haben und dabei eine ansprechende Melodie erfinden — daran müssen sich Geiger und Cellisten erst gewöhnen.

Tipps gibt ihnen Markus Conrads. Der freiberufliche Kontrabassist, der im Jazz-Trio „Wildes Holz“ spielt, hat viel Erfahrung mit Jazz und auch schon viele Jazz-Workshops gegeben. „Mir macht das Spaß, auch mit klassischen Musikern zu arbeiten“, sagt er. „Es ist schön, dass sie Lust haben zu improvisieren.“ Denn im Unterrichtsspektrum der Musikhochschule kommen die Studenten normalerweise nicht mit Jazz in Berührung. Nur bei den Schlagzeugern steht das auf dem Stundenplan.

Vor gut einem Jahr begann die String-Brass-Bigband mit den Proben, vergangenen Sommer standen sie zum ersten Mal auf der Bühne der Musikhochschule. Der Auftritt am Sonntag im Café Swane ist nun schon der vierte. Gespielt wird Swing aus den 40er bis 60er Jahren. „Wir wollen die Stücke von Claude Bolling hier bekannt machen“, sagt Portejoie. Viele Kompositionen hat er selbst für die ungewöhnliche Besetzung arrangiert, andere Markus Conrads. In einigen Werken singt die Sopranistin Viktoria Küpper mit.

Auf der Bühne wird es richtig eng, wenn 14 Musiker dort samt Instrumenten ihren Platz finden müssen. Auch Probentermine für so viele beschäftigte Menschen zu vereinbaren, bleibt eine Herausforderung. So beginnt das Konzert am Sonntag zur ungewöhnlichen Zeit um 17.30 Uhr, weil die Querflötistin vorher noch bei der Musikalischen Kaffeetafel in der Stadthalle spielt. Trotzdem hoffen die Musiker auf eine gute Resonanz und weitere Anfragen für Auftritte. „Es klingt anders, hat aber trotzdem den Stil der 40er und 50er Jahre“, versprechen sie.