Photovoltaik Bilanz des Projekts Solar Schweben: Mehr als 1000 Dächer für Wuppertal

1505 Flächen konnten mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden. Damit liegt das Tal weit vorne.

Das Solarpotenzialkataster zeigt, dass in Wuppertal beispielsweise die Stadthalle, das Vienna House und die Schwimmoper gut für Photovoltaik geeignet wären.

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Zwei von drei Stromkunden könnten sich vorstellen, mit einer Photovoltaik-Anlage (PV) selbst Strom zu produzieren. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts mindline energy sehen 63 Prozent der Befragten und sogar 72 Prozent der 18- bis 39-Jährigen Solarenergie als Alternative zur konventionellen Stromerzeugung. Doch wie sieht das in Wuppertal aus?

Noch vor vier Jahren war Wuppertal, als 17. größte Stadt Deutschlands, lediglich auf Platz 42 von 51 in der Rangliste der Großstädte, die Sonnenenergie nutzen. Das Projekt „Solar Schweben - 1000 Dächer für Wuppertal“, das 2016 von der EnergieAgentur.NRW, denn WSW, der Villa Media, der Stadtsparkasse und der Firma Küpper gestartet wurde, sollte dies ändern und 1000 Dächer in Wuppertal mit Photovoltaik-Anlagen bestücken. Die Bilanz am Ende des Projekts ist eindeutig positiv: sogar mehr als 1000 Dächer konnten bestückt werden - nach Angaben der EnergieAgentur.NWR 1505 an der Zahl. Zum Vergleich: Remscheid hat 546, Düsseldorf 1431 und Köln 2986 Photovoltaikanlagen registriert. „Aktuell ist Wuppertal auf derselben Höhe wie Aachen, die vor ein paar Jahren noch weit vorne lagen“, sagt Eugen Eichmann von der EnergieAgentur.NRW als Experte im Bereich Photovoltaik.

Solarkataster der Stadt Wuppertal hilft Potenzial zu erkennen

Einsehbar ist diese Anzahl, gemeinsam mit Windenergie- und Biomasseanlagen oder auch Elektro-Tankstellen im Energieatlas NRW vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz. Wer sich darüber informieren möchte, ob PV auch auf dem eigenen Dach Sinn macht, kann dies mit dem stadteigenen Solarpotenzialkataster tun, welches innerhalb des Projekts entstanden ist. Im Ampelprinzip wird angezeigt, welche Gebäude sich gut bis gar nicht für PV oder Solar-Thermie eignen. In einem zweiten Schritt können sich Interessierte an die EnergieAgentur oder die Verbraucherzentrale wenden, um dort umfassend beraten und aufgeklärt zu werden. Denn der Kenntnisstand der Wuppertaler sei vor „Solar Schweben“ nicht sehr gut gewesen, berichtet Eichmann. „Es war viel Aufklärungsarbeit nötig und Gerüchte, Photovoltaik würde sich nicht rechnen, mussten aus der Welt geschafft werden.“

Er rechnet vor: Solarenergie kostet 7 bis 9 Cent pro Kilowattstunde, dazu kommt die Erneuerbare-Energien-Umlage (EEG) mit 6,8 Cent und die Gewinnmarge des Anbieters. Damit kommt man auf knapp 20 Cent pro Kilowattstunde, die einem Durchschnittswert von 23-26 Cent bei den meisten Energieanbietern gegenüberstehen. Man käme also durchaus günstiger raus. Und es gebe noch eine positive Nachricht: Bis Ende des Jahres muss das sogenannte Winterpaket der EU-Kommission beschlossen sein, was zur Folge hat, dass bei kleinen Anlagen die EEG-Umlage wegfällt. Solarenergie wird also noch einmal günstiger.

Wuppertal habe sehr viel Potenzial, aber steht vor diversen Hürden, meint Jörg Heynkes, Geschäftsführer der Villa Media. Denkmalschutz sei oft ein großes Problem, denn auf denkmalgeschützten Gebäuden dürfen keine PV-Anlagen gebaut werden - und Wuppertal ist mit 4500 Baudenkmalen hinter Köln an der Spitze in NRW. Ebenso der 52-Gigawatt-Solardeckel, der im April auslaufen könnte und zur Folge hat, dass Solarenergie nicht mehr staatlich gefördert wird, sei ein Hindernis für die Errichtung neuer Anlagen, erklärt Heynkes. Dennoch habe „Solar Schweben“ sehr dazu beigetragen, dass Wuppertal in der Rangliste hinaufklettert. Auf welchen Platz genau, könne man aufgrund der Datenschutzgrundverordung nicht mehr sagen, bedauert Eichmann.

In den letzten Monaten lag das Projekt aber eher brach, berichtet Andrea Stamm, Teamleiterin des Geschäftsbereichs Klimaschutz der Stadt Wuppertal. Man wolle vornehmlich das laufende Klimaschutzkonzept voranbringen und dieses als Basis nehmen, verschiedene Themenbereiche zu bündeln. Man sei dabei aber trotzdem mit dem Gebäudemanagement Wuppertal im Gespräch, um mehr städtische Gebäude mit Solarenergie auszustatten. Denn aktuell sei nur ein sehr kleiner Teil der Stadtdächer solarbedeckt, der Großteil ist bei Privathaushalten zu finden (80 Prozent). Der Rest sei Gewerbe und nur ein minimaler Teil von der Stadt. Der Anspruch, mit gutem Beispiel voranzugehen, konnte demnach nicht erfüllt werden: Angedacht war; 20 städtische Dächer auszustatten, umgesetzt wurden zwei. Eugen Eichmann schätzt, dass das vor allem an der Menge an Entscheidungsprozessen liegt, denen so eine Stadt ausgesetzt ist. „Der OB kann das schließlich nicht ganz alleine entscheiden.“

Privatpersonen empfehlen die Experten die Beratung bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale oder sich einen Energieberater nach Hause kommen zu lassen. Das werde aktuell sogar mit 80 Prozent bezuschusst.